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Phasendrescher: Hallensperrung für Hasenzüchter

Was tun, wenn mal wieder kurzfristig die Halle gesperrt ist, aber Punktspiele anstehen? (©Laven)

04.03.2024 - Zu den typischen Ereignissen in einem Tischtennisjahr gehört für unseren Phasendrescher Philipp Hell auch der Tag, an dem der Verein kurzfristig darüber informiert wird, dass die Halle am Wochenende anderweitig benötigt werde und man nun selbst schauen müsse, wo man die geplanten Heimspiele austrage. Wie Hell in seinem Blog erzählt, gibt es innerhalb der verschiedenen Vereins-Mannschaften dann oft unterschiedliche Ansätze, mit dieser Situation umzugehen.

Ach, das Kreisliga-Leben könnte so schön sein: Ohne Noppen-Norbert im ersten Paarkreuz als immer wieder äußerst unangenehmer Gegner, ohne die Unsympathen vom TSV jede Saison zweimal erst in der Halle und dann auch noch in der Kneipe, ohne hitzige Ranglisten-Debatten, überflüssige Sperrvermerke oder die nervenzehrende Abstiegsrelegation – und vor allem natürlich ohne die oftmals äußerst kurzfristig hereinschneiende Hallensperrung. Denn mindestens einmal im Jahr taucht sie unverhofft aus dem Nichts auf, immer von jetzt auf gleich und natürlich zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Nämlich dann, wenn am selben Tag eigentlich mehrere Punktspiele zu Hause stattfinden sollen. Doch dann ist plötzlich die Halle dicht, weil die Turnabteilung für einen Auftritt bei „Wetten, dass …?“ noch intensiv trainieren muss, weil es mal wieder einen Wasserschaden gab in dem maroden Drecksloch oder gar weil der Taubenzüchterverein seine Jahreshauptversammlung abhalten muss und der dafür eigentlich angemietete Stadtsaal plötzlich anderweitig belegt ist.

Konstruktive Vorschläge und Herumgepöbel

Nun beginnen, kurz nach der Meldung in der WhatsApp-Gruppe, hektische Diskussionen zwischen den Mitgliedern: Welche Spiele kann man verlegen, wen müsste man da überzeugen, wem einen Kasten Bier spendieren, bei wem braucht man es erst gar nicht zu versuchen, kann man vielleicht mit dem Gegner das Heimrecht tauschen, muss das eine oder andere Spiel direkt hergeschenkt werden? Zwischen konstruktive Vorschläge zwängen sich immer wieder übellauniges Herumgepöbel über die Kurzfristigkeit der Information, Gemecker über den wenig hilfreichen Hallenverantwortlichen im Rathaus (der wieder einmal den Spielplan der Tischtennis-Kreisliga B, Staffel 2 Nord, nicht im Kopf hat) sowie allgemeines Gejammer über die Gesamtsituation.

Während Horst, Mannschaftsführer der Zweiten, längst mit seinem seit Jahrzehnten befreundeten Mannschaftsführer des kommenden Gegners das Heimrecht getauscht hat, ist Willy von der Ersten noch am Hadern: Schließlich findet er garantiert keinen Termin zum Verlegen mehr, alle kommenden Freitage seien schon längst mit anderen Terminen blockiert, ja und ein Heimrechttausch kommt in der Bezirksoberliga natürlich nicht in Frage! Schließlich ist die Anfahrt mehr als 100 Kilometer und wir spielen hier ja nicht in irgendeiner Bauernliga, in der es um nichts mehr geht und zehn Minuten zum Einspielen reichen. Ja gut, danke für deinen Beitrag, Willy, so kann man natürlich viele Sympathiepunkte in der Abteilung sammeln.

Unbemerkte Geheimmission?

Die dritte Mannschaft wiederum, die sportlich ohnehin überhaupt nichts mehr merkt (drei Mann spielen Noppen, einer hat einen Anti), will einfach in den Gymnastikraum im Keller umziehen. Da ist die Decke zwar niedrig, an einer Wandseite hängt ein Spiegel und das Schild „Ballspiel verboten“ ist auch nicht sehr vertrauenserweckend. Aber wen stört das schon nach jeweils mehr als 500 Punktspieleinsätzen!?

Michi von der Vierten hat in der Zwischenzeit über diverse Kontakte herausgefunden, dass die Halle am besagten Freitagabend noch gar nicht belegt ist: Für die 75-Jahr-Feier der Kaninchenzüchter am nächsten Tag wird nur die Bestuhlung bereits aufgebaut. Könnte man da nicht mit dem eigenen Hallen-Schlüssel in einer Geheimmission die Stühle zur Seite schieben, die Punktspiele durchziehen und anschließend alles wieder so aufbauen wie vorher? Prinzipiell keine schlechte Idee, da ist sich die WhatsApp-Gruppe einig, nur vom Blockwart … äh, vom Hausmeister erwischen lassen darf man sich da natürlich nicht! Franz erinnert sich noch an eine ähnliche Aktion vor einigen Jahren, als die fürs Abitur bereits aufgebauten Tische und Stühle nach den Punktspielen auch wieder vermeintlich sauber hingeschoben worden waren. Ja, und dann hatte irgendwie der Abstand eben doch nicht ganz gestimmt (es ging um zehn Zentimeter) und die Eltern der unglücklich durchgefallenen Janine hatten sich dann durch alles Instanzen geklagt und der Schul-Direktor wollte sich die angefallenen Anwaltskosten schließlich von der Tischtennis-Abteilung wiederholen. Alles sehr unschön, Franz kann da nur mahnen und warnen, der damalige Abteilungsleiter und der damalige Kassenwart sind bald darauf zum Nachbarverein gewechselt – der hat nämlich seine eigene Halle und man steht als Verantwortlicher nicht ständig mit einem halben Bein im Gefängnis oder vor der Privatinsolvenz.

Auf die eine oder andere Art und Weise finden sich für alle Mannschaften akzeptable Lösungen, der Hallensperrungs-Freitag vergeht im Rahmen des Erwartbaren (ein Sieg, ein Unentschieden, zwei herbe Pleiten), die WhatsApp-Gruppe hat sich wieder etwas beruhigt, da kommt am Montagmorgen eine entschuldigende Email vom Hallenverantwortlichen: Tja, mit dem Termin hätte man sich leider vertan, sorry, sorry, die wirkliche Hallensperrung sei nun erst am kommenden Freitag. Aber da hätten die Tischtennis-Sportfreunde ja sicherlich – nochmals – Verständnis.
 

Übrigens: "Phasendrescher" Philipp Hell hat nun schon sein zweites Buch auf den Markt gebracht. Nach "Netzball" geht es in "Schon wieder ein Netzball" weiterhin mit einem Augenzwinkern durch die Kreisliga.

(Philipp Hell)

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