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Phasendrescher: Besonderheiten des Spezialturniers

Zusammenkunft aller Vereinsspieler: Philipp Hell knöpft sich in seinem Blog das Spezialturnier vor. (©Laven)

09.10.2023 - In vielen Vereinen oder Abteilungen findet zur Zusammenkunft regelmäßig im Saisonverlauf eine interne Veranstaltung statt. Unser Phasendrescher nennt es Spezialturnier und greift in seinem neuen Blog die typischen Vorgänge eines solchen Events auf. Warum nicht nur Tischtennis, sondern auch andere Sportarten gefragt sind, und wer sich nach dem Alibi-Training schnell in die Kneipe aufmacht, lesen Sie im folgenden Beitrag.

Tischtennisvereine, denen der soziale Gedanke am Herzen liegt, tragen einmal im Jahr ein Spezialturnier aus. Der Hauptgedanke ist hierbei, dass erstens die ganze Abteilung mal wieder zusammenkommt und dass zweitens nicht immer die üblichen Verdächtigen den Turniersieg unter sich ausmachen. Deshalb hat sich der Turnierwart in stundenlanger Detailarbeit und mit Hilfe von Excel mehrere Turniersysteme ausgedacht, welche zwar niemand außer ihm versteht, bei denen aber theoretisch alle Teilnehmer gewinnen können. Zur Auswahl stehen frei zugeloste Gegner, wechselnde Zweier-Mannschaften (das sogenannte „Swingerclub-System“), getauschte Schläger oder gar das verpflichtende gleichzeitige Pegeltrinken – letzteres wird von Hans klar bevorzugt.

Auch andere Sportarten sind gefragt

Tatsächlich gewinnt so ein Turnier oftmals ein bis dato nahezu unbekannter Jugendlicher oder der eigentlich talentfreie Sepp aus der vierten Mannschaft, wobei keiner von beiden auch nur gegen einen einzigen besseren Gegner spielen musste. Da wird der Turnierwart bis zum nächsten Jahr wohl noch etwas an seinem Turniersystem schrauben müssen. Teilweise wird beim Spezialturnier jedoch gar nicht Tischtennis gespielt, sondern eine andere Sportart ausgeübt. Die beliebten Tennis- oder Badminton-Turniere sind hierbei allerdings wenig hilfreich, denn wer gut Tischtennis spielt, ist ja auch meist ein starker Tennisspieler – wenn er nicht gar den Sommer ohnehin immer auf rotem Sand verbringt.

So gilt es also, eher etwas fernere Sportarten zu wählen, um das Turnier attraktiv zu gestalten. Wobei „Sportart“ in diesem Zusammenhang ein etwas gefasster Begriff ist. Gerne wird zum Beispiel gekegelt, Darts oder Kicker gespielt. Die ganz Harten organisieren mit einem hochkomplexen Turniermodus sogar einen sogenannten Triathlon, bestehend aus Billard, Kicker und Darts. Am weitesten verbreitet dürfte freilich das Kartenspielen sein. Je nach regionalen Vorlieben wird dann Skat, Doppelkopf oder Schafkopf gespielt, je nach intellektueller Vorliebe vielleicht auch Mau-Mau oder Uno. Zu diesem Turnier sind dann die Starspieler plötzlich die Tischtennisspieler aus der vierten oder fünften Mannschaft, Aushilfsspieler, die seit Jahren niemand mehr in der Halle gesehen hat oder betagte Senioren, die sich am Tisch kaum mehr aufrecht halten können. Doch zum Skat-Turnier sind sie jedes Jahr pünktlich da – nicht zuletzt, da sie oftmals ohnehin jeden Abend kartenspielend in dieser Kneipe verbringen.

Nach dem Alibi-Training in die Kneipe

Problematisch ist zumeist, dass es eigentlich immer zu viele oder zu wenige Spieler sind, um sie genau auf die Tische zu verteilen. So muss dann vom Organisator des Turniers noch hektisch eine entfernte Bekannte antelefoniert werden, bevor man aus Verzweiflung auf die anwesende Koryphäe am Nachbartisch zurückgreift, die das Turnier dann erwartungsgemäß haushoch gewinnen wird. Vereine mit einer großen Anzahl an Kartenspielern benötigen allerdings kein solches Spezialturnier: Bei ihnen ist einfach jeden Dienstag Kartenabend. Seit nun bald 25 Jahren treffen sich da der Rudi, der Manni, der kleine Ralfi und Horst zur immer gleichen Runde und am Ende haben immer alle gewonnen außer dem kleinen Ralfi, da braucht es gar kein ausgeklügeltes Turniersystem.

Noch wilder treiben es nur diejenigen Kartenspieler unter den Tischtennisspielern, die – um sogenannte Synergien zu heben, wie es der Businessfuzzi bezeichnen würde – immer nach dem Tischtennis noch in der Kneipe Karten spielen. Nach 45 Minuten Alibi-Training werden dann die kaum angeschwitzten Sportklamotten gegen speckige Karten eingetauscht. Oder man hat dem Gegner nach dem Punktspiel nach 30 Minuten in der Kneipe nichts mehr zu sagen und schlägt daher eine kleine Kartenklopperei vor. Die dann bis drei Uhr nachts geht, soweit es Wirt und Budget erlauben. Und zu guter Letzt sei noch Hans-Bruno erwähnt, der seit Jahren offen zugibt, nur noch an Punktspielen teilzunehmen, wenn anschließend noch etwas „zusammengeht“ am Kartentisch. Angeblich zwingt ihn seine bessere Hälfte dazu, regelmäßig Sport zu treiben und hasst es gleichzeitig, wenn er Geld beim Kartenspielen verliert. Wenn die wüsste! Der Businessfuzzi würde wieder mal von „Synergien“ sprechen.

Übrigens: "Phasendrescher" Philipp Hell ist inzwischen auch unter die Buchautoren gegangen. Wer mit einem Augenzwinkern durch die Kreisliga schlendern will, findet hier das passende Werk.

(Philipp Hell)

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