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WM-ABC: Von A wie Alarm bis Z wie Zuschauer

Eine spezielle Spezialität aus Korea: Fischkuchen-Suppen-Tee (©Schäbitz)

26.02.2024 - Die Team-Weltmeisterschaft in Busan ist Geschichte und wie in jedem Jahr wagt Redakteurin Janina Schäbitz, die für myTischtennis.de vor Ort war, einen Überblick in alphabetischer Reihenfolge. Angefangen mit den mysteriösen „extremen Notfallwarnungen“, die ständig auf ihrem Handy erschienen, über bemerkenswerte Leistungen der Chinesen, Franzosen oder Japaner bis hin zu den südkoreanischen Zuschauern, die sich überraschend tanzwillig präsentierten.

Alarm - Während der WM ploppten etwa zehn „extreme Notfallwarnungen“ auf meinem Handy auf. Natürlich auf koreanisch, so dass man leicht alarmiert erst mal einen netten einheimischen Kollegen um Übersetzung bitten musste. Und was war? In den nächsten Stunden ist mit viel Regen zu rechnen. Regen… okay. Der muss ja wirklich schon sintflutartig werden, wenn sie einem eine "extreme Notfallwarnung" aufs Handy schicken, meint man. Der Regen, der dann in den nächsten Stunden vom Himmel fiel, konnte diesen Erwartungen bei Weitem nicht standhalten. Man fragt sich, auf welche Weise die Koreaner Alarm schlagen, wenn wirklich mal was Schlimmes, wie ein Erdbeben, ein Tsunami, etc., passiert.

BEXCO - Das BEXCO Convention and Exhibition Center war, wie der Name es schon verrät, mal wieder eine große Messehalle, in der beide Spielhallen sowie die Trainingsbereiche der Sportler untergebracht waren. Die Atmosphäre ist anders als in klassischen Sporthallen, den Ansprüchen des WTT-Kosmos können diese aber wohl kaum noch genügen.

China - War am Ende wieder verdienter Doppel-Sieger. Anders als bei der WM 2022, wo zumindest die Damen eine Dominanz an den Tag legten, die beinahe furchteinflößend war, zeigten die Titelverteidiger diesmal jedoch mehrfach Nerven. Am Ende konnte sie jedoch wieder keine Mannschaft zu Fall bringen, auch wenn die eine oder andere zumindest die Chance dazu hatte.

Dänemark - Die Überraschungsmannschaft im Viertelfinale der WM. Während sich zumeist doch immer die Favoriten durchsetzten und so fast nur gesetzte Teams ins Viertelfinale vorstießen, wo es Startplätze für die Olympischen Spiele zu gewinnen gab, war Dänemark die einzige Mannschaft, die man dort eher nicht erwartet hätte. Dementsprechend groß war der Jubel, als Tobias Rasmussen trotz Verletzung den Sack gegen Slowenien zumachte und den Dänen den Olympia-Startplatz sicherte.

Etagen - Um auf die Pressetribüne und ins Medienzentrum zu gelangen, durfte man nicht lauffaul oder höhenängstlich sein. Ein tägliches Oberschenkel-Workout gab es also kostenlos obendrauf.

Frankreich - Fährt erstmals mit zwei Medaillen von einer Team-WM nach Hause. Bei den Herren konnte man es erwarten, bei den Damen war der Sieg gegen Deutschland im Viertelfinale schon eine Überraschung. Gerade im Jahr der heimischen Olympischen Spiele ein toller Erfolg für „les Bleus“. Man darf gespannt sein, wie sie in Paris abschneiden werden.

Gerassimenko - Ein gutes Beispiel für ein One-Man-Team. Der Kasache gewann all seine neun Einzel, unter anderem gegen Dimitrij Ovtcharov, Dang Qiu, Liam Pitchford oder Kamal Achanta. Doch auch er konnte pro Spiel nur zwei Punkte machen. So schied Kasachstan in der Runde der besten 24 aus, Gerassimenko hatte trotzdem Eindruck gemacht.

Hina Hayata - Japans Beste und ihre Kolleginnen zeigten wieder einmal, dass sie bei den Damen hinter China klar die stärkste Nation sind. Und dass auch China nicht mehr all zu weit entfernt ist. Hayata feierte im Finale ihren ersten Sieg gegen Chen Meng, bevor Miu Hirano Wang Yidi bezwang. Am Ende reichte es zwar wieder ‚nur‘ zu Platz zwei, aber der nächste Angriff wird kommen, spätestens in Paris.

Indien - Sorgte direkt am Anfang der WM für die erste große Schlagzeile, indem die Damen China zwei Punkte abnahmen. Nachdem Ayhika Mukherjee Sun Yingsha besiegt hatte, holte Sreeja Akula gar ein 3:0 gegen Wang Yidi. Zwar gewannen am Ende doch die Chinesinnen, Indien hatte aber zumindest den anderen Teams Mut gemacht, dass China möglicherweise nicht so übermächtig sein würde wie in den Jahren zuvor. Belohnt wurden sie am Ende damit, dass sich sowohl die Damen als auch die Herren erstmals beide für die Olympischen Spiele qualifizierten.

Jang Woojin - Brachte durch seinen Sieg im ersten Einzel des Halbfinals gegen China die Koreaner zum Träumen. Tatsächlich konnte wenig später auch Lee Sangsu gegen Ma Long gewinnen. Ein tolles Spiel für die einheimischen Fans, die kurz hoffen durften, dass Korea die große Überraschung gelang.

Korea - Ein großartiger Gastgeber. Die Veranstaltung lief wie am Schnürchen, alles war bestens durchdacht und organisiert. Da kommt man gerne wieder!

Loopy und Chopy - Das Maskottchen-Duo, das jeden Tag in der Halle unterwegs war und mit Zuschauern sowie Spielern schäkerte. Auch in der Stadt fand man die beiden hier und da - etwa am Strand oder im Bahnhof. Während man in anderen WM-Städten schon öfter vergeblich nach Hinweisen auf das sportliche Großevent suchte, war die WM in Busan - zum Beispiel in Form der beiden Maskottchen - allgegenwärtig.

Madagaskar - Hatte sich durch einen fünften Platz bei den Afrikameisterschaften erstmals für die WM qualifiziert und machte das Beste aus seinem Debüt. Die madagassische Nummer eins Fabio Rakotoarimanana gewann drei Einzel, das Team ein Spiel gegen die dezimierten Nigerianer. Fürs erste Mal doch eine ordentliche Leistung.

Nudelsuppe - Das Highlight in Sachen Verpflegung der Journalisten. Vor der Halle gab es ein paar Stände mit Fisch und in der näheren Umgebung der Halle auch durchaus Gastronomie, aber wenn es zwischen zwei Spielen mal wieder schnell gehen musste, waren die Instant-Suppen, Kekse in verschiedensten Varianten und Bananen die Rettung.

Olympia - Auch wenn es eine Weltmeisterschaft war, schwebten die Olympischen Spiele die ganze Zeit durch den Raum. Kein Wunder, schließlich konnte man sich in Busan ja auch für Paris qualifizieren, so dass viele Mannschaften hauptsächlich mit diesem Ziel nach Korea geflogen waren. Somit waren im Achtelfinale, dem Tor nach Paris, sowohl Tränen der Enttäuschung als auch der Freude zu beobachten.

Pressetribüne - Vielleicht der einzige Kritikpunkt an der Organisation. In der zweiten Halle waren alle Pressesitze zu Tisch zwei hin ausgerichtet. Tisch drei bis acht, an denen nun einmal die meisten Spiele ausgetragen wurden, lagen also im Rücken. Das war zwar etwas lästig, aber am Ende auch verkraftbar.

Qualifikationsrunde - Sie zog sich über fünf Tage, was in meinen Augen einfach zu lang war. Viele der Matches waren schlicht und ergreifend zum Gähnen, weil die Unterschiede zwischen den beiden Mannschaften zu groß waren. Auch wenn es für die kleinen Nationen schön ist, auch mal bei den Top-Teams mitmischen zu können, muss man die Frage stellen, ob damit irgendwem wirklich geholfen ist.

Räuber - Großer Schreck während der Anreise des deutschen Teams: Dimitrij Ovtcharovs Handgepäck wurde im Zug geklaut, darunter auch seine eingespielten Schläger. Ovtcharov brauchte seine Zeit, um sich an seine Hölzer zu gewöhnen, was ihn vor allem in den ersten Matches verunsicherte. Künftig lässt er sein Gepäck wohl nicht mehr aus den Augen.

Strand - Busan liegt direkt am Meer und das BEXCO Exhibition and Convention Center nicht weit vom Strand entfernt. Kein Wunder, dass viele Spieler die Gelegenheit nutzten, spätestens nach dem Ausscheiden ein wenig am Meer zu flanieren.

Tee - Ein besonderes Erlebnis war der Fischkuchen-Suppen-Tee (Originalname Fish Cake Soup Tea), die die Journalisten als Willkommensgeschenk erhielten. Ich muss gestehen, dass ich es nicht geschafft habe, meine Tasse auszutrinken. Aber ich habe es zumindest versucht!

Unsere Teams - Das Abschneiden unserer Teams rief gemischte Gefühle hervor. Die Herren schafften die Olympia-Qualifikation, was das erste Ziel war. Sie verpassten jedoch die Medaille und das Finale, wo sie in den letzten Jahren immer vertreten waren. Die Damen kamen ohne Spitzenspielerin Ying Han, kamen aber trotzdem ohne Probleme durch die Vorrunde und hätten dank günstiger Auslosung gegen Frankreich eine gute Chance auf eine Medaille gehabt, die sie jedoch verpassten. Somit kann man das Ergebnis wohl als ordentlich, aber nicht als sonderlich bemerkenswert betrachten. 

Volunteers - Überaus freundlich, höflich, hilfsbereit. Bezüglich der Einlasskontrolle manchmal aber etwas übereifrig bis inkonsequent. Mal konnte man als Journalist einfach durchmarschieren, mal wurde man mit Detektoren untersucht, mal musste man sogar die Tasche durch den Scanner schicken. Und das Schlimmste: Mal wurden einem auch die Kekse abgenommen, die man sich als Notfall-Ration für den langen Tag in die Halle mitnehmen wollte, was natürlich zum internen Austausch über erfolgreiche Schmuggelstrategien führte.

Won - In Südkorea kann man sich leicht mal wie ein Millionär vorkommen. Denn ein Euro sind 1440 Won. Da kostet ein Abendessen schon mal 30.000 Won, die man in dem Fall natürlich locker aus der Portokasse zieht.

X - Satz mit X, das war wohl nix. Große Favoritenstürze gab es in Busan zwar nicht. Dass die hochgehandelten Schweden vor dem Viertelfinale ausscheiden, hätte man vorher aber eher nicht erwartet. Doch sie trafen auf eben jene starken Taiwaner, die eine Runde später auch Deutschland rauswarfen. Schweden und Deutschland werden interessiert das Halbfinale der Franzosen gegen Taiwan verfolgt haben, die vormachten, wie man Lin Yun-Ju und Co. in die Schranken weist.

Ying Han - Sie und auch Timo Boll waren eigentlich fest für die Weltmeisterschaften eingeplant gewesen, mussten aber aus gesundheitlichen Gründen absagen. Beide fieberten natürlich von zu Hause aus mit ihren Kollegen mit. Wer weiß, was möglich gewesen wäre, wenn die beiden die deutschen Teams hätten verstärken können.

Zuschauer - Respekt an die südkoreanischen Zuschauer, die echt gut drauf sind und jeden Quatsch mitmachen. Etwa eine halbe Stunde vor Spielbeginn drehte der DJ stets die Musik auf und bat das Publikum zum Tanz-Battle auf dem Videowürfel. Und während man in Deutschland wohl eher verschämt nach unten geschaut und sich möglichst unsichtbar gemacht hätte, legten die Südkoreaner alles in ihre Performance. Die Ränge waren allerdings vor allem an den letzten Tagen komplett gefüllt, in der zweiten Halle spielte man eher für sich. Schade, dass da selbst im Tischtennisland Korea nicht mehr möglich war.

(JS)

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