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WM-Blog: Der (fast) perfekte Gastgeber

Die Südkoreaner präsentieren sich bisher von ihrer besten Seite - hier bei der Eröffnungsfeier (©ITTF)

19.02.2024 - Die ersten Turniertage der Team-WM in Busan sind vorbei und myTischtennis.de-Redakteurin Janina Schäbitz berichtet von ihren ersten sportlichen und organisatorischen Eindrücken. Südkorea richtet zwar zum ersten Mal eine Tischtennis-WM aus. Um Dinge zu finden, an denen man herummäkeln kann, muss Schäbitz jedoch lange suchen. So ist also alles bestens dafür vorbereitet, dass es jetzt auch sportlich richtig spannend werden kann.

Der Jetlag ist überwunden, die Gruppenphase ist fast vorbei - Zeit für ein paar erste Eindrücke aus dem WM-Land 2024, aus Südkorea. Ich habe meine Reise nach Busan wirklich streberhaft begonnen, indem ich im Flieger den chinesischen Film „Ping Pong: The Triumph“ angeschaut habe, den ich zufällig im Lufthansa-Entertainment-Programm fand. Wie könnte man sich besser auf eine Reise zur Tischtennis-Weltmeisterschaft vorbereiten?! Tatsächlich erinnert dieser Film an eine Zeit, in der alles noch ein bisschen anders war. Als die Schweden diejenigen waren, die es zu schlagen galt, und China sich mühsam zurück an die Spitze kämpfen musste. Wenn man diese Bilder sieht, wie der - fiktive - Jan-Ove Waldner die Chinesen in Angst und Schrecken versetzt und es einen wirklichen Kampf um den Weltmeistertitel gibt, gerät man erneut schon fast ins Träumen, wie schön es wäre, wenn es diesmal ein bisschen spannender würde.

Organisatorisch in der obersten Liga

Zumindest haben wir hier in Busan in den ersten WM-Tagen schon eine andere als die chinesische Nationalhymne gehört, nämlich die koreanische zur Eröffnungsfeier. Die Gastgeber fuhren „Koreas Mariah Carey“ sowie traditionelle Musikanten und Tänzer auf, die die Welttitelkämpfe feierlich eröffneten. Verbandspräsident Ryu Seung-Min hatte vorher angekündigt, dass diese eine der besten Weltmeisterschaften werden solle. Kann dieses Versprechen gehalten werden? Ich war bisher bei zehn Weltmeisterschaften und kann sagen: Diese hier spielt auf jeden Fall in der obersten Liga mit. Die Koreaner hatten wegen der coronabedingten Verschiebungen und Absage im Jahr 2020, als alles schon fertig geplant war, ein wenig länger Zeit als andere Gastgeber, um ihre Vorbereitungen zu treffen. Aber ich bezweifele, dass es hier so viel anders wäre, wenn wir schon im Jahr 2020 wie geplant die neuen Weltmeister in Südkorea gesucht hätten.

Organisation können sie, die Koreaner. Der Zeitplan wird strikt eingehalten; die Zuschauer werden mit Fluglotsen-Signalstäben da hingeleitet, wo sie hin sollen; die Volunteers sind hilfsbereit und kundig; es stehen immer genügend Snacks und Getränke für die Journalisten zur Verfügung und die Mixed-Zone ist so gut organisiert wie selten. Möchte man einen Spieler sprechen, bestellt man ihn bei einem freundlichen Mitarbeiter à la carte - quasi wie im Restaurant - und erhält wenig später die Gelegenheit, seine Fragen zu stellen. Wie lästig war das doch schon an anderen WM-Orten, wo die Mixed-Zone so abseits lag, dass sich die Spieler, wenn sie keine Lust auf Interviews hatten, heimlich wegschleichen konnten. Ich muss tatsächlich schon krampfhaft nachdenken, um Dinge zu finden, die hier schlecht vorbereitet wurden. An den ersten Tagen fiel hier und da mal eine Anzeigetafel aus, so dass aufs Zählgerät ausgewichen werden musste. Und in der zweiten Halle ist die Pressetribühne einzig zu Tisch zwei hin ausgerichtet, so dass man die Spiele in den restlichen sechs Boxen nur sehen kann, wenn man sich entweder den Hals verrenkt oder seinen Stuhl in die entgegengesetzte Richtung rückt - dann halt ohne Tisch. Nichts essentiell Schlimmes, bloß lästig, wenn man nebenbei einen Liveticker führt. Aber wenn es nur das ist?! Es wäre sonst ja auch schon fast gruselig, wenn wirklich alles perfekt wäre, oder?

Große Unterschiede in Vorrunde

Die Bedingungen sind also bestens, jetzt kann es auch sportlich aufs nächste Level gehen. Denn wie befürchtet, haben die ersten Turniertage einen noch nicht vom Hocker reißen können. Natürlich gab es auch hier schon den einen oder anderen Krimi zu beobachten, aber es gab halt auch eine Menge überaus deutlicher 3:0-/9:0-Siege, bei denen die eine Mannschaft so haushoch überlegen war, dass einem die Gegner schon fast leid taten. So zum Beispiel die Südafrikanerinnen, die zu dritt ganze 15 Punkte gegen Japan holten - zusammen! Dafür machten es die Chinesinnen gegen Indien schon einmal ein bisschen spannend, um in den drei folgenden Partien dann aber nur noch einen einzigen Satz abzugeben. Also, ich bleibe skeptisch, ob wir hier am Ende einen ähnlichen Fight um den Weltmeistertitel wie zwischen Schweden und China in „Ping Pong: The Triumph“ sehen werden. Aber wenn der Film - auf ziemlich heroische und kitschige Art und Weise - eines gelehrt hat, dann wie man sich als „Underdog“ wieder zurück ins Rampenlicht spielt. Vielleicht sollten wir hier die Tage mal einen großen Filmabend arrangieren - bei den Chinesen hat es damals schließlich auch geklappt.

(JS)

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