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Blog: Ein strahlendes Beispiel für Durchhaltevermögen

Als der zweite Titelgewinn in trockenen Tüchern war, gab es für Steffen Mengel kein Halten mehr (©ITTF)

04.12.2023 - Für Steffen Mengel hat sich in den vergangenen Wochen ein Lebensziel gleich zweimal erfüllt: Beim WTT Feeder in Portugal feierte er den ersten internationalen Einzel-Erfolg seiner Karriere, sechs Tage später wiederholte er seinen Triumph in Düsseldorf. myTischtennis.de-Redakteurin Janina Schäbitz sieht hier nicht nur Mengels persönlichen Erfolg, in ihren Augen rückt er auch jene Athleten einmal in den Fokus und kann ihnen als Inspiration dienen, die sonst eher unter dem Radar fliegen.

Einen Urschrei mit anschließender Ungläubigkeit konnten die Zuschauer des WTT Feeders in Vila Nova de Gaia und sechs Tage später in Düsseldorf bei Steffen Mengel beobachten. Ein emotionaler Ausbruch, wie man ihn selten auf Tischtennis-Profi-Ebene sieht, denkt man nur mal an die äußerliche Gleichgültigkeit, mit der zum Beispiel viele chinesische Topspieler ihre alltäglichen Siege quittieren. Mengel gab in den Sozialen Medien wenig später selbst eine Erklärung für seinen Gefühlsausbruch ab. Mit 17 Jahren sei er Profi geworden und habe es seit seinem ersten internationalen Turnier immer als ein Lebensziel angesehen, auch mal einen dieser Wettkämpfe zu gewinnen. Kaum vorstellbar, was für Gefühle in ihm hochgekocht sein müssen, dies nach so vielen Jahren endlich erreicht zu haben. Und dann sechs Tage später gleich noch einmal. Eine Geschichte, die man selbst im Hollywood-Kino als etwas kitschig und unrealistisch einstufen würde.

Schon immer für Überraschungen gut

Mengels Erfolg trägt auf sehr eindrückliche Weise jene Spieler einmal ins Scheinwerferlicht, die sonst eher unter der Oberfläche bleiben. Jene Spieler, die sich nicht - oder nicht mehr - für die großen Turniere wie Olympische Spiele, WTT Champions oder Grand Smashes qualifizieren können, sondern sich auf Feeder- und Contender-Ebene bewegen. Jene Spieler, die sich vor allem über ihren Bundesligaverein oder Sponsor finanzieren, aber trotzdem auf der WTT-Tour unterwegs sind, auch wenn es für sie dort nicht viel zu holen gibt. Steffen Mengel hat in seiner Karriere schon des Öfteren überrascht - zum Beispiel, als er 2013 im Finale der deutschen Meisterschaften Timo Boll besiegte oder als er bei den German Open 2014 Wang Hao in die Flucht schlug. Dass er mit 35 Jahren seine ersten beiden internationalen Titel innerhalb von sechs Tagen feiern durfte, reiht sich hier ein. Das hatten ihm wohl die Wenigsten zugetraut.

Zu den Leistungskadern des DTTB gehört Mengel nicht mehr, aktuell ist er ohne Sponsor unterwegs, seine Matches in Portugal und Düsseldorf bestritt er ohne Beistand und Rat eines Coaches, zuletzt war er ein halbes Jahr lang verletzt ausgefallen. Und nichtsdestotrotz biss er sich durch und wurde am Ende für seinen langem Atem belohnt. Ich glaube, es gibt kaum jemanden, der es solch einem Sportler nicht gönnt. Mit seinem Kampfgeist und Durchhaltevermögen kann er als Inspiration und Beispiel für andere dienen: Es lohnt sich, weiterzukämpfen, um seinen großen Traum zu erfüllen.

Kein lukratives Geschäft

Was Mengels Siege außerdem in den Fokus vieler Fans gerückt hat, ist das geringe Preisgeld, das Spieler bei WTT-Turnieren der untersten Kategorie verdienen. In Portugal strichen die Sieger jeweils 550 Dollar ein, in Düsseldorf waren es noch 50 Dollar mehr. Dass somit selbst der Turniersieger kaum seine Reisekosten mit dem Gewinn decken kann, war sicher einigen Fans nicht bewusst. Für Steffen Mengel wird das Preisgeld allerdings wohl das Letzte gewesen sein, woran er in dem Moment seiner beiden Siege dachte. Spannend wird sein, wie es mit ihm nun weitergeht. Ist der Knoten endgültig geplatzt? Aus dem Spruch „Aller guten Dinge sind drei“ wird es zumindest in diesem Jahr wohl nichts mehr: Für das letzte WTT-Feeder-Turnier in Italien hat er sich nicht angemeldet.

(JS)

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