23.02.2022 - Der DTTB visiert am Wochenende (26./27. Februar) beim Europe Top 16 im schweizerischen Montreux den vierten Doppel-Erfolg bei den Damen und Herren in Folge an. Nach seinem Triumph im September 2021 in Thessaloniki hat Patrick Franziska nun doch die Möglichkeit, seinen Titel beim prestigeträchtigen Turnier zu verteidigen. Der Grund: Dimitrij Ovtcharov musste seine Teilnahme aus Verletzungsgründen erneut kurzfristig absagen und steht vor einer mehrwöchigen Pause.
Eigentlich sollten Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll als topgesetzte Spieler in der Herren-Konkurrenz an den Start gehen. Da bekanntlich nur zwei Spielerinnen und Spieler pro Nation dazu berechtigt sind - die Setzung erfolgte auf Basis der Weltrangliste vom 22. Februar - schaute Patrick Franziska nach der Veröffentlichung des Teilnehmerfelds als drittbester Deutscher zunächst in die Röhre. myTischtennis-Redakteur Daniel Koch beklagte wenig später in seinem Blog, dass die Titelverteidiger beim Europe Top 16 nicht automatisch spielberechtigt seien.
Dass der Saarbrücker TTBL-Spieler nun doch dabei sein darf, hat er nicht etwa einer Aufhebung der Beschränkung zu verdanken, sondern der erneuten Absage Ovtcharovs, wodurch der 29-Jährige ins Feld nachrückt. Der Weltranglistensechste und fünfmalige Sieger aus Orenburg cancelte kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen seine Starts sowohl in Montreux als auch beim hochdotierten Grand Smash. Der Olympia-Dritte, den eine Fußverletzung Ende 2021 unter anderem zum Verzicht auf die WM in Houston gezwungen hatte, erlitt nach zwischenzeitlichen Wiedereinstieg einen Rückschlag in seinem Heilungsprozess und gab heute eine mehrwöchige Trainingspause bekannt.
Für Petrissa Solja, die es in Montreux 2019 und 2020 ganz oben auf das Treppchen schaffte, gehörte das Europe Top 16 in diesem Jahr nicht zur Saisonplanung. Die Einzel-Europameisterin aus Langstadt gab ihren Startplatz schon frühzeitig zurück. Stattdessen bereitet sich Solja gezielt auf die WTT-Grand-Smash-Premiere in Singapur im März vor und beabsichtigt auch die Teilnahme am anschließenden Star-Contender in Katar.
Europe Top 16 für deutsche Stars oft ein erfolgreiches Turnier
Deutschlands Stars dominieren mit ihren Triumphen seit Jahren das Europe Top 16. Beim Traditionsturnier, das nach einer pandemiebedingten Verlagerung nach Griechenland im Herbst an diesem Samstag und Sonntag wieder wie vorgesehen in die Schweiz zurückkehrt, gehen Franziska und Nina Mittelham (ebenfalls Titelverteidigerin und Nachrückerin für Solja) mit großen Ambitionen ins Rennen. Die Vorjahressieger treten die Reise an den Genfer See selbstbewusst an.
Der an Position drei gelistete Mannschafts-Europmameister Patrick Franziska verrät: “Ich rechne mir durchaus Chancen auf den erneuten Sieg aus und mit diesem Anspruch trete ich auch an. Aber das wird natürlich sehr schwierig, auch weil diesmal Timo wieder mit dabei ist. Sicherlich wird bereits die erste Runde schwer. Ich halte es wie immer mit meinem Prinzip, nur von Runde zu Runde zu schauen. Aber ich bin fit, fühle mich gut und freue mich auf das Turnier.” Franziskas schärfste Konkurrenten im Titelrennen sind der siebenfache Gewinner Boll und der Engländer Liam Pitchford, die vor ihm gesetzten Nummern acht und 13 der Weltrangliste. Auch sein unberechenbarer Saarbrücker Vereinskollege Darko Jorgic zählt zum engsten Kreis der Favoriten.
Auch Timo Boll und Han Ying favorisiert
Mannschafts-Europameisterin und frisch gekürte Spielerin des Jahres 2021 Nina Mittelham schätzt ihre Form aktuell nicht als die beste ein. Unterschätzen sollte man die eher zum Understatement neigende Berlinerin aber auf keinen Fall. Das betont sie diesmal sogar selbst und erinnert an Thessaloniki: “Vor dem Turnier in Griechenland war es ähnlich. Ich wusste nicht so genau, wo ich mit mit meiner Form wirklich stehe. Ich brauche immer etwas Zeit, mich in ein Turnier hinein zu finden. Deshalb wird das erste Spiel sehr wichtig.” Die deutsche Meisterin verrät: “Es wäre schön, wenn ich meinen Titel verteidigen könnte.” Sie fügt lächelnd hinzu: “Und irgendwie ist es auch mein Ziel.”
Favoritinnen sind in Montreux Europas Nummer zwei Sofia Polcanova (Österreich) und Mittelhams Nationalmannschaftskollegin Han Ying, in der Weltrangliste an 19 und 20 notiert. Das für den polnischen Dauermeister Tarnobrzeg spielende, in Düsseldorf beheimatete Abwehrass Han reist ohne konkrete Zielsetzung in die Schweiz: “Wir waren zuletzt sehr viel unterwegs mit dem Verein. Ich fühle mich aber nun nach einem langen Wochenende gut erholt und kann mich in dieser Woche auf das Europe Top 16 vorbereiten. Ich hoffe einfach, dass ich gut spielen werde und wünsche mir natürlich auch, möglichst weit zu kommen.”
Zehn Deutsche trugen sich bisher in die Siegerliste ein
Das kontinentale Ranglistenturnier wurde erstmals 1971 und mehr als drei Jahrzehnte unter dem Namen Europe Top 12 ausgetragen. Drei deutsche Männer sind bislang in der Liste der Sieger zu finden, die zusammen 13 Erfolge sammelten: Siebenmal Timo Boll (2002, 2003, 2006, 2009, 2010, 2018, 2020), fünfmal Dimitrij Ovtcharov (2012, 2015, 2016, 2017, 2019) und bei seiner bislang einzigen Teilnahme Patrick Franziska (2021). Rekordhalter sind Timo Boll und Schwedens Genie Jan-Ove Waldner, der ebenfalls sieben Titel gewann.
Bei den Damen gab es für Deutschland bisher sieben Siegerinnen und insgesamt zehn Titel: Jeweils zweimal Petrissa Solja (2019, 2020), Jie Schöpp (1994, 2003) und Qianhong Gotsch (1999, 2000) sowie jeweils einmal Olga Nemes (1989), Nicole Struse (2004), Wu Jiaduo (2012) und im Vorjahr Nina Mittelham (2021). Rekordgewinnerinnen sind die Ungarin Beatrix Kishazi und Lia Jiao aus den Niederlanden mit jeweils vier Erfolgen.
Zuschauer in Montreux zugelassen
Nach der pandemiebedingten Absage im Jahr 2021 sind diesmal auch wieder Zuschauer beim Europe Top 16 zugelassen. Mit Datum vom 17. Februar hat die Schweiz nahezu alle Einschränkungen für Bürger und Touristen fallengelassen. Gespielt wird bei Damen und Herren von Beginn am im K.-o.-System. Am Samstag werden das Achtel- und das Viertelfinale, am Sonntag das Halbfinale und das Endspiel ausgetragen. Insgesamt wird ein Preisgeld von 100.000 Euro ausgeschüttet. Den Siegern winken jeweils 10.000 Euro.
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Die aktuelle Teilnehmerliste im Überblick:
Herren
1. Timo Boll GER (Weltranglistenposition 6)
2. Liam Pitchford ENG (WR 13)
3. Patrick Franziska (WR 14)
4. Mattias Falck SWE (WR 15)
5. Darko Jorgic SLO (WR 17)
6. Simon Gauzy FRA (WR 20)
7. Marcos Freitas POR (WR 26)
8. Robert Gardos AUT (WR 27)
9. Kristian Karlsson SWE (WR 28)
10. Yang Wang SVK (WR 35)
11. Emmanuel Lebesson FRA (WR 36)
12. Jonathan Groth DEN (WR 38)
13. Tomislav Pucar CRO (WR 39)
14. Daniel Habesohn AUT (WR 44)
15. Andrej Gacina CRO (WR 47)
16. Barish Moullet SUI (WR 1581)
Damen
1. Sofia Polcanova AUT (Weltranglistenpositon 18)
2. Han Ying GER (WR 20)
3. Bernadette Szocs ROU (WR 23)
4. NIna Mittelham GER (WR 25)
5. Margaryta Pesotska UKR (WR 27)
6. Hana Matelova CZE (WR 29)
7. Elizabeta Samara ROU (WR 30)
8. Britt Eerland NED (WR 33)
9. Ni Xia Lian LUX (WR 36)
10. Yu Fu POR (WR 38)
11. Barbora Balazova SVK (WR 43)
12. Polina Mikhailova RUS (WR 48)
13. Georgina Pota HUN (WR 52)
14. Yana Noskova RUS (WR 55)
15. Shao Jieni POR (WR 58)
16. Rachel Moret SUI (WR 86)
(DTTB/FKT)
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