Möglicherweise könnte noch in diesem Jahr ein neues Schlägertestverfahren hinzukommen (©Roscher)
25.02.2016 - Vor wenigen Wochen hatte ein Interview von Timo Boll in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hohe Wellen geschlagen. Darin beklagte der 34-Jährige, dass rund 80 Prozent der Spitzenspieler ihre Beläge mit Chemikalien nachbehandelten. Die Kritik scheint zu wirken: Der FAZ zufolge wurde der Weltverband ITTF über ein neues Testverfahren informiert, über das bei der WM – genau wie über andere Anträge – abgestimmt werden soll.
Der Regensburger Professor für Physikalische Chemie, Hubert Motschmann, soll nach der Veröffentlichung des Boll-Interviews einen der bei der Nachbehandlung gängigen Booster analysiert und zusammen mit Tischtennisexperten ein Verfahren für den Profibereich entwickelt haben, das während eines Turniers praktikabel und bezahlbar wäre: Anhand eines Rheometers (Kaufpreis ca. 20.000 Euro), eines Messgeräts zur Ermittlung des Verformungs- und Fließverhaltens von Materie, könne man dabei innerhalb weniger Minuten die Deformation des Belages ermitteln und den Katapulteffekt des Balles messen. Bei einer Abweichung vom Normwert könnte ein Spieler dann bei einem (internationalen) Turnier disqualifiziert werden.
Nachdem erste Versuche positiv verlaufen sein sollen, habe ITTF-Präsident Thomas Weikert die Ausrüstungskommission des Weltverbandes beauftragt, bis zum 27. Februar weitere Tests durchzuführen, heißt es im FAZ-Artikel. Bei der WM soll dann über eine Umsetzung entschieden werden – bei den Olympischen Spielen könne das neue Verfahren sogar schon zum Einsatz kommen. Den Vorwurf, in der Vergangenheit sei zu wenig gegen das Tunen der Beläge unternommen worden, weist Weikert zurück. Er stellt klar, dass die Spieler, genauer gesagt die Athletenkommission, erst vor kurzem ihre Bereitschaft signalisiert hätten, ihre Beläge bei Turnieren zu Testzwecken vom Schläger abzureißen.
Sollte das dennoch weiterhin ein Hindernis sein, so könnte Motschmann das Verfahren allerdings auch anpassen, wie er im Artikel schildert: "Die Messungen werden durch das Ablösen des Belages genauer, aber ich könnte auch eine Methode anbieten, bei der der Belag nicht vom Schläger entfernt werden müsste."
Netzball beim Aufschlag abschaffen, Netzhöhe ändern?
Auch im Hinblick auf andere Neuerungen werden bei der WM bei der Vorstandssitzung der ITTF am 1. März wieder Entscheidungen fallen. Der Tischtennis-Verband der Vereinigten Arabischen Emirate beispielsweise schlägt vor, die Unterbrechnung durch einen Netzball beim Aufschlag abzuschaffen. Dem US-amerikanischen Verband fehlt eine richtige Bestrafung für Spieler, die während eines Ballwechsels ihren Gegner durch Hereinrufen oder Ähnliches aus der Fassung zu bringen versuchen, dafür zückt der Schiedsirchter bisher im schlimmsten Fall 'lediglich' eine Gelbe Karte und lässt den Ball wiederholen. Die Amerikaner wünschen sich daher einen Paragraphen, durch den der 'störende' Spieler automatisch den Punkt verliert. Für beide Anträge braucht es eine Zweidrittelmehrheit.
Eine einfache Mehrheit braucht es z.B. für einen Antrag des Schweizer Tischtennis-Verbandes. Unser Nachbarland vertritt die These, dass mit einer Erhöhung des Netzes – insbesondere aufgrund des Auf- und Rückschlags, der nach Aussage der Schweizer immer nur knapp über das Netz geht – die Ballwechsel nicht, wie oft üblich, bereits nach drei Netzüberquerungen zu Ende sind, sondern länger dauern. Der Verband fordert daher, dass die ITTF bei 20 Spielen z.B. der World Tour Hochgeschwindigkeits-Kameras an den Netzen einsetzt. Abhängig vom Ergebnis der Aufnahmen wollen die Schweizer bei der WM in Düsseldorf im Mai 2017 einen Antrag stellen, das Netz zu erhöhen, bei entsprechender Mehrheit würde diese Änderung im Juli 2018 in Kraft treten.
(DK)
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