Buntes

F. Klitzsch: Ein Nationalspieler, den Deutschland nie hatte?

Der Nachruf über Frank Klitzsch

25.06.2015 - Würde man sich umhören, wer der jüngste TT-Bundesliga-Spieler aller Zeiten war, dürfte vielfach wohl der Name Timo Boll fallen. Das ist nur zum Teil richtig. Denn: Zusammen mit der deutschen Tischtennis-Legende hält ein gewisser Frank Klitzsch den Rekord als jüngster Spieler in Deutschlands höchster Spielklasse. Genau wie Boll debütierte dieser mit 14 Jahren. Was aus ihm wurde? Mit 19 Jahren fand sein Leben ein viel zu schnelles Ende.

Es geschah am 18. September 1976. Frank Klitzsch, an diesem Tag 19 Jahre jung geworden, war gerade auf dem Weg zu seinen Eltern in Hattersheim bei Frankfurt, die "mit einem Geburtstagkuchen auf ihn warteten“, wie Winfried Stöckmann in der Zeitschrift ‚Deutscher Tischtennis-Sport’ (heute 'tischtennis') schreibt. Aus ungeklärten Ursachen bei "einwandfreien Straßen- und Wetterverhältnissen" kam das Auto des jungen Mannes auf der Sauerland-Linie bei Herborn von der Fahrbahn ab, streifte einen entgegenkommenden Wagen und überschlug sich mehrfach. "Mit einem Schädelbasisbruch und schweren inneren Verletzungen verstarb Klitzsch noch an der Unfallstelle".

In der Bundesliga war der 19-Jährige vor seinem Tod in der zweiten Saison für den VfB Altena (heutzutage TTC Altena) aktiv gewesen und hatte – fünf Jahre nach seinem Debüt als 14-Jähriger in Deutschlands höchster Spielklasse bei Eintracht Frankfurt – mit den Sauerländern die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft gewonnen. Der Hattersheimer sei ein sympathischer junger Spieler gewesen, „dessen jugendlich-unbekümmerte und etwas unkonventionelle Lebensweise auch der sportlichen Betätigung ihren Stempel aufdrückte“, heißt es in dem Nachruf von Stöckmann, zudem sei „Tischtennis für Frank Klitzsch ein Hobby gewesen, aber keine Lebensanschauung. Vom Talent hätte er durchaus das Zeug gehabt, einer der Großen in unserem Sport zu werden. Aber nur für Tischtennis zu leben, entsprach einfach nicht seinem Naturell“.

"Ein junger, wilder Spieler mit verrückten Schlägen"
Bei Ex-Nationalspieler Wilfried Lieck, damals wie heute Spieler in Altena und laut Stöckmanns Artikel jemand, „der sich persönlich sehr für Frank Klitzsch engagiert hatte“, sind die Erinnerungen an den ehemaligen Mitspieler zwar etwas verblasst, dennoch nicht ganz verschwunden: „Frank war ein junger, wilder Spieler mit verrückten Schlägen. Was er für ein Mensch war, ist für mich schwer zu sagen, ich habe ihn in dem einen Jahr in Altena nicht so gut kennengelernt, dass ich mir ein Urteil über ihn erlauben könnte. Ich weiß aber noch genau, dass sein Tod für uns damals natürlich ein großer Schock war.“ Einen festen Ersatzspieler für die Bundesliga-Mannschaft habe Altena damals nicht gehabt und so habe der Verein – abgesehen vom menschlichen Verlust – die Saison mit fünf Spielern sowie einem weiteren Spieler aus der Bezirksliga zu Ende spielen müssen, weil man während der Saison auch keine Neuzugänge verpflichten durfte.

Noch wenige Monate vor dessen Tod hatte Altena mit Frank Klitzsch im mittleren Paarkreuz, der in der Stadt ein Zimmer hatte und dort die Höhere Handelsschule besuchte, die Deutsche Mannnschaftsmeisterschaft gewonnen. „Im letzten wichtigen Spiel gegen Frankfurt – Düsseldorf spielte zeitgleich gegen Reutlingen – war Frank an einem sehr wichtigen Punkt beteiligt, der auch für den Titelgewinn mitverantwortlich war. Im letzten Doppel lag er mit seinem Partner mit 15:20 im letzten Satz zurück, doch diese Partie wendete sich nach sieben Punkten in Folge noch einmal zu unseren Gunsten“, so Lieck. Hätte Klitzsch das Zeug zum Nationalspieler gehabt? „Ob es gereicht hätte oder nicht, da will ich nicht spekulieren. Die Anlagen waren auf jeden Fall da und damals war der Zug für einen 20-Jährigen nicht abgefahren, wenn er noch kein Länderspiel bestritten hatte. Frank hätte auf jeden Fall die Zeit gehabt, sich zu entwickeln.“

Dass Frank Klitzsch das Publikum zumindest mit seiner „attraktiven und risikoreichen Spielweise immer wieder begeistern konnte“, erklärt Winfried Stöckmann in seinem Nachruf. Der Chronist beschreibt darin eine Szene aus dem Viertelfinale der Westdeutschen Meisterschaften gegen Hans-Joachim Nolten, dem Klitzsch „einen erbitterten Kampf lieferte, mit viel Pech im 5. Satz 19:21 verlor und dennoch ohne die geringste erkennbare Verärgerung oder gar Unmutsäußerung lächelnd dem Gegner zum Sieg gratulierte“. Und so heißt es am Ende des Textes: „Ein junger, lebensfroher Mensch und einer Sportkamerad ist nicht mehr unter uns. Der deutsche Tischtennis-Sport wird Frank Klitzsch ein ehrendes Andenken bewahren“.

(DK)

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