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Schorse aus'm Shop: Sommerzeit ist Noppenzeit

In der Sommerpause wollen viele von Schorses Kunden ihr Material umstellen (©Laven)

17.07.2023 - In der Sommerpause gibt es viele Tischtennisspieler, die ihre Kelle in den Keller packen. Für andere beginnt nun aber eine intensive Zeit des Ausprobierens und Tüftelns. Unser Blogger Schorse aus’m Shop kann davon ein Liedchen singen und muss in den Sommermonaten so manchen Irrtum aufklären - oder die Kunden ihre eigenen Erfahrungen mit der Noppe machen lassen, „die man ja einfach nur hinhalten muss“.

 

Hallo liebe Tischtennis-Freunde,

hier ist mal wieder Euer Schorse aus’m Shop. Die Saison ist zu Ende, nun habe ich mal wieder Zeit, Euch vom Alltag im Tischtennis-Laden zu berichten, all zu viel ist hier ja gerade nicht los. Habt Ihr auch manchmal das Gefühl, dass viele Spieler in der Endphase der Saison nur noch sehnlichst das letzte Spiel herbeigesehnt haben, um Schläger und Sporttasche dann endlich im hintersten Winkel des Haushalts einmotten zu können? Wer kennt diese Mitspieler nicht, die nach dem letzten Spiel, oder vielleicht noch der Saison-Abschluss-Feier, wochen- oder monatelang wie vom Erdboden verschluckt scheinen? Erst kurz vor der neuen Saison tauchen sie dann wieder in der Halle auf, manchmal muss man zweimal hinschauen, um sie mit neuer Frisur oder fünf Kilogramm mehr oder weniger (Letzteres allerdings eher selten) auf den Rippen wiederzuerkennen. Diese Spieler tauchen dann auch im TT-Shop erst in einiger Zeit wieder auf, das sind die typischen Kunden, die wenige Tage vor dem ersten - völlig überraschend kommenden - Ligaspiel ganz dringend neue Beläge benötigen.

Früher war alles schöner

Dadurch ist aktuell im Laden weniger los, die Kunden-Frequenz nimmt deutlich ab. Jetzt liegt das Hauptaugenmerk eher darauf, Vereine bei der Suche nach passenden Trikots zu unterstützen, vielleicht auch Blitzableiter für unzufriedene Kunden zu sein: „Die sind ja heutzutage alle hässlich. Früher gab es so schöne Trikots“. Wobei man das schon seit 30 Jahren hört – wenn es also seit 30 Jahren jedes Jahr bergab geht, muss es früher ja wirklich atemberaubend schöne Trikots gegeben haben. Komisch, daran kann ich mich eigentlich nicht erinnern, auch früher war so manches Tischtennis-Trikot... nennen wir es mal gewöhnungsbedürftig. Auch die Auswahl der Farben ist laut mancher Kunden unverständlich unpraktisch. „Aber unsere Vereinsfarben sind lila/orange, warum gibt’s denn in der Kombination keine vernünftige Auswahl von verschiedenen Herstellern?" Möglicherweise lohne es sich für die doch eher, gängige Farb-Kombinationen anzubieten, gab ich zu bedenken. 

Aber immerhin, dieser Verein kümmerte sich zumindest jetzt schon mal um neue Trikots. Andere beginnen damit erst kurz vor der - wie erwähnt, ja immer völlig überraschend kommenden - neuen Saison. Erst eine Vor-Auswahl treffen, dann eine End-Auswahl, später noch einmal umschwenken, weil Vereins-Urgestein Siegfried sich kategorisch weigert, in Querstreifen zu spielen. Dann müssen erst mal die Größen anprobiert werden. Danach teilweise noch einmal umgetauscht, da Klaus-Dieter an allen Anprobe-Terminen keine Zeit hatte, und die neuen Trikots ja viel enger ausfallen als die alten (am All-Inclusive-Urlaub mit zweimal Buffet am Tag kann es ja nicht liegen...). Erst dann wird ein Sponsor gesucht, dann müssen die Trikots noch beflockt werden. "Wie, ein sechsfarbiges Sponsoren-Logo kostet mehr als ein weißer Schriftzug?! Das müssen wir dann noch mal mit dem Sponsor abklären". Und wenn dann zum ersten Ligaspiel noch nicht alles fertig ist, oder schlimmer noch, einige Größen schon ausverkauft sind und erst später nachgeliefert werden können, dann wird die Panik groß.

Einmal Noppe probieren

Auch neue Beläge und Hölzer benötigt die Mehrheit der Spieler erst wieder vor der Saison, und so kann Euer Schorse sich demnächst auch endlich mal eine Woche Urlaub gönnen. „Wie, Ihr macht im Sommer zu? Aber da muss doch am meisten los sein,“ wunderte sich neulich ein Kunde über meine Ankündigung. „Jetzt muss man doch neues Material testen, sich dann entscheiden und erst mal ein paar Wochen damit einspielen“, fand er. Eigentlich eine richtige Herangehensweise. Dass das aber nur ein Bruchteil der TT-Spieler so sieht, konnte er so gar nicht verstehen. Wie in jedem Jahr kommen auch jetzt im Sommer wieder einige Spieler, die „mal Noppe probieren“ wollen. Auch hier - schon grundsätzlich richtig: wann, wenn nicht jetzt? Aber wie in jedem Jahr sind auch nun wieder einige dabei, bei denen die Umstellung kaum Sinn ergibt. „Ich hasse Noppe. Noppenspieler halten ihren Schläger nur hin, und dann verliere ich gegen die. Das ist ja gar kein richtiges Tischtennis". Und die Schlussfolgerung? "Jetzt steige ich auch darauf um“. Da ist dann eigentlich von Anfang an klar, dass dieses Experiment wohl in die Hose geht. 

„Wenn Du gar nicht weißt, was eigentlich bei einer Noppe so passiert, glaubst Du denn wirklich, dass das der richtige Belag für Dich ist?“, frage ich dann normalerweise. Beharrt der Material-Hasser aber darauf, dass man ja mit einer Noppe eigentlich gar nichts können müsse, sondern der Belag quasi von alleine spielen und gewinnen würde – O.K., dann täte es ja vielleicht auch eine günstige, leicht zu spielende Noppe, es muss dann ja nicht gleich das teuerste Modell sein? Davon lässt sich nicht jeder überzeugen, aber gut, der Kunde ist König. Wenn er trotz meiner Empfehlung unbedingt eine bestimmt besonders anspruchsvolle haben möchte, weil „Spieler XY damit ja alles gewinnt“, dann soll er die bekommen. Der Prozentsatz an Spielern, die mit solch einer Einstellung an das Material-Experiment geht und dann tatsächlich dabei bleibt, ist verschwindend gering. Ein „habe ich doch gleich gesagt“, muss man sich dann schon manchmal verkneifen, wenn nach einigen Wochen wieder der Noppen-Innen-Belag seinen Weg auf den Schläger findet. Bei einigen gescheiterten Neu-Materialspielern setzt zumindest ein Lernprozess ein. „Spielt sich ja doch nicht von alleine“ oder „Bälle mit wenig Rotation sind damit ja gar nicht so einfach zurückzubringen“, sind immerhin Einsichten. Und manchmal tut es ja auch ganz gut zu wissen, was nicht funktioniert, und dass man nicht mehr im Hinterkopf haben muss: "Vielleicht wäre ich damit ja viel erfolgreicher". 

Paradigmenwechsel nach dem Aufstieg

Ein bisschen gut zureden musste ich zuletzt auch Spielern, die den Aufstieg geschafft haben und nun der Meinung sind, eine Liga höher müssten sie völlig anders spielen und bräuchten dafür komplett anderes Material. Meist heißt es: „Ich muss offensiver werden“. Muss nicht falsch sein, das kann ja durchaus vorhandenes Potential herauskitzeln, gerade wenn das mit zielgerichtetem Training verbunden wird. Aber sollte ein eher abwartender Allrounder jetzt plötzlich zum kompromisslosen Angreifer werden? Nicht, weil das eher zu seinem Spiel passen könnte, sondern nur, weil er nun eine Klasse höher spielt? Wird denn in der 1. Bezirksklasse wirklich so völlig anderes Tischtennis gespielt als in der 2.? "Mit welcher Spielweise bist Du denn aufgestiegen? Welche hat also in der Vergangenheit gut funktioniert?“, fragte ich neulich einen Spieler. Und wir einigten uns dann auf eine leichte „Steigerung“ seines Materials statt eines kompletten Paradigmen-Wechsels. Ich bin mal sehr gespannt und werde seine zukünftigen Ergebnisse interessiert verfolgen, wenn es wieder losgeht. Bis dahin steht aber erstmal mein Urlaub auf dem Programm. Und irgendwann wird danach auch die Menge an Kunden wieder mehr, und beim einen oder anderen muss man dann den Staub vom Schläger wischen, der nach dem letzten Ligaspiel eingemottet und erst dann wieder herausgesucht wurde.

Bis dahin einen schönen Sommer, egal ob Ihr Pause macht oder trainiert, wünscht Euch 
Euer Schorse aus’m Shop

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