Amateure

Amateur-Thema: Vereinsfusionen und Spielgemeinschaften

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Thema bisher gemacht? (©Roscher)

10.08.2016 - Gerade in eher ländlichen Gebieten kann in Vereinen ein Spielermangel auftreten. Eine Möglichkeit, um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, kann dabei sein, dass zwei Vereine fusionieren oder eine Spielgemeinschaft bilden. Wie das in manchen Fällen geklappt hat, wollten wir von den Vereinen selbst wissen. Jörg Trede vom TTC Osterfeld 2012 und Hartmut Adriany vom TTC Merzenich/Golzheim standen uns Rede und Antwort.

Aus dem TTC Borussia Osterfeld Heide 1957 und der Tischtennisabteilung der SG Osterfeld ging vor vier Jahren der TTC Osterfeld 2012 in Oberhausen hervor. „Vorher haben wir uns quasi gegenseitig die Mitglieder weggenommen“, berichtet der 1. Vorsitzende des Vereins, Jörg Trede. Neue Mitglieder zu gewinnen, sei ja ohnehin schwer genug, ab der Fusion habe man sich nun gut ergänzt. „Von Verbandsseite gab es beim Zusammenschluss keine Schwierigkeiten. Man sollte sich aber frühzeitig mit diesem in Verbindung setzen“, empfiehlt der Oberhausener. Alle Mannschaften durften nach der Fusion in ihrer Spielklasse verbleiben, die erste Mannschaft schaffte auf Anhieb den Aufstieg. Trainiert wird beim TTC Osterfeld 2012 übrigens seit dem Zusammenschluss in zwei Hallen. „Das ist aber auch eine Kostenfrage“, sagt Trede, der resümiert: „Für uns hat der Zusammenschluss nur Vorteile gebracht. Wir waren schnell ein Verein.“

Spielgemeinschaft beim TTC Merzenich/Golzheim
Nicht zu einer Fusion von zwei Vereinen, dafür aber zur Bildung einer Spielgemeinschaft kam es im Kreis Düren unweit von Aachen beim TTC Merzenich/Golzheim, hervorgegangen aus dem TTC Merzenich und dem TV Golzheim, zwei lange Zeit eigentlich rivalisierenden Klubs. Über einen Zeitraum von zwei Jahren habe man immer wieder darüber nachgedacht, erklärt Hartmut Adriany, der 2. Vorsitzende der Spielgemeinschaft und 1. Vorsitzende des immer noch bestehenden TTC Merzenich. Für beide Vereine habe es Sinn gemacht, sich zusammenzutun, „weil wir viele Jugendspieler hatten, aber nur wenige im Herrenbereich und es bei Golzheim genau umgekehrt war.“ Beim Namen herrschte schnell Einigkeit, dass Merzenich an erster Stelle stehen solle, ein wenig Papierkrieg sei der Zusammenschluss dann aber schon gewesen. „Wir haben mehrmals mit dem Finanzamt gesprochen, weil z.B. der Satzungstext nicht einfach so übernommen werden konnte“, so Adriany.

Nach anfänglichen Hürden sei alles aber recht schnell gegangen und glatt über die Bühne gelaufen. In der Anfangszeit spielte die 1. und 3. Mannschaft der Spielgemeinschaft in Golzheim, die 2. in Merzenich. Zur Rückrunde wurde getauscht. Hier und da gab es von den Spielern der beiden Klubs kleine Beschwerden über die jeweils anderen Hallengegebenheiten, das sei insgesamt aber keine große Sache gewesen. Momentan finden alle Spiele in Golzheim statt, trainiert wird zumindest in jeder zweiten Woche an einem Tag in Merzenich. Welches Fazit Hartmut Adriany nach fünf Jahren Spielgemeinschaft zieht? „Es ist schon gut, dass wir das gemacht haben. Im Jugendbereich hätte ich mir mehr erhofft. Aber wenn wir es nicht gemacht hätten, hätten wir in Merzenich jetzt keine Herren-Mannschaft mehr.“

Aktuell (noch) bestehende Regelungen zu Fusionen und Spielgemeinschaften
Welche Vorschriften es hinsichtlich Fusionen bzw. Zusammenschlüssen und Spielgemeinschaften gibt, ist in den einzelnen Verbänden zum Teil gleich, zum Teil aber auch unterschiedlich geregelt. Hier macht u.a. ein Blick in die jeweilige Wettspielordnung Sinn. Bei den größten Verbänden WTTV (Westdeutscher Tischtennis-Verband), TTVN (Tischtennis-Verband Niedersachsen), ByTTV (Bayerischer Tischtennis-Verband) und HTTV (Hessischer Tischtennis-Verband) z.B. behalten bei einer Fusion bzw. bei einem Zusammenschluss zweier Vereine oder Tischtennisabteilungen alle bisherigen Mannschaften ihr Recht auf die Klassenzugehörigkeit. Ein Zusammenschluss während einer Spielrunde kann jedoch nicht erfolgen. Niedersachsen z.B. verlangt laut WO bei Fusionen die Auflösungsprotokolle der alten Vereine und das Gründungsprotokoll des neuen Vereins sowie die Abmeldung bzw. Neuanmeldung beim jeweils zuständigen Kreis-/Stadtsportbund des LSB Niedersachsen.

Geht es um Spielgemeinschaften, sind die Regelungen – aktuell noch (siehe letzter Abschnitt) – etwas individueller. In den "Durchführungsbestimmungen für Spielgemeinschaften" beim ByTTV z.B. heißt es, dass der "Spielbetrieb von Spielgemeinschaften (SG) nur auf Kreisebene zulässig ist. Spielgemeinschaften können von maximal zwei Vereinen bzw. Abteilungen im Damen-, Herren-, Mädchen- oder Jungenbereich gebildet werden, die beide keine Mannschaft im jeweiligen Mannschaftswettbewerb melden können. Ein Verein kann keine Spielgemeinschaften mit mehreren Vereinen eingehen." Im HTTV werden Spielgemeinschaften nur als Notgemeinschaften zugelassen, d.h., wenn ein Verein personell nicht in der Lage ist, eine eigene Mannschaft zu stellen. Bei den Herren ist dies aber grundsätzlich nicht erlaubt, bei Nachwuchsmannschaften immerhin auf Kreisebene, bei den Damen auf Kreis- und Bezirksebene.

Im TTVN "dürfen die Bezirksverbände unterhalb der achthöchsten Spielklasse der Damen und Herren (unterhalb der Bezirksligen) sowie die Kreisverbände in allen ihren Spielklassen Spielgemeinschaften für den Punktspielbetrieb zulassen (WO/AB D 11.2 b). (...) Voraussetzung für die Bildung einer Spielgemeinschaft ist, dass mindestens einer der beiden Vereine bzw. Abteilungen über weniger als 15 Spieler des gleichen Geschlechts in dieser Altersklasse verfügt." Einig werden müssen sich die Klubs auf einen federführenden Verein. "Alle Mannschaften des federführenden Vereins dieser Altersklasse werden fortlaufend durchnummeriert, und alle Mannschaften, für die nach WO/AB D 11.2 b eine Spielgemeinschaft möglich ist, erhalten den Namen 'federführender Verein / beteiligter Verein (SG).'"

In Zukunft kann sich in Sachen Wettspielordnung und damit auch bei Fusionen und Spielgemeinschaften etwas tun, denn angestrebt wird eine bundesweite Vereinheitlichung der Wettspielordnung. Die soll beim DTTB-Bundestag im November verabschiedet werden.

Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit Vereinsfusionen/Spielgemeinschaften gemacht?

Zum letzten Amateur-Thema

(DK)

Kommentar schreiben

Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.

* Pflichtfeld

Copyright © 2024 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.