Der Vorhand-Flip(-schuss) ist eines der Markenzeichen von Tomokazu Harimoto (©Flickr/ITTFWorld)
01.08.2017 - Für viele war der 13-jährige Japaner Tomokazo Harimoto das Gesprächsthema bei der WM in Düsseldorf. Die Kompromisslosigkeit, mit der der Einzel-Viertelfinalist den Punktgewinn suchte, war sicherlich ein Faktor, mit dem er seine Gegner unter Druck setzte. Eines seiner beeindruckenden und nicht so oft zu sehenden Mittel war dabei sein VH-Flip(-schuss). Wie man diesen Schlag erlernt und richtig ausführt, verrät Martin Adomeit im heutigen Trainingstipp.
Selbst der nicht gerade als schlechter Aufschläger bekannte Xu Xin musste im WM-Viertelfinale mehr als einmal erkennen, dass er trotz seiner großen Schnelligkeit den Flipschuss von Harimoto nicht erreichte oder kontrolliert auf den Tisch spielen konnte. In Zeiten, in denen sehr viele kurze Aufschläge mit der RH-Banane angenommen wurden, war dies ungewöhnlich. Denn anders als die RH-Banane, bei dem der Ball oft über seine Seitrotation etwas an Tempo verliert und so die Möglichkeit zu einem Topspin als Antwort bietet, kam der VH-Flip von Harimoto sehr viel direkter, schneller und annähernd ohne Rotation. Auf diesen Ball dann mit Topspin zu reagieren, fällt aufgrund des Tempos nicht gerade leicht.
Dabei ließ sich Harimoto auch von einigen Fehlern nicht beeindrucken und spielte mit demselben Tempo weiter. Dies ist eigentlich auch fast die einzige Möglichkeit bei diesem Schlag. Es kommt darauf an, den Ball im höchsten Punkt zu erwischen und dann hart zu treffen. Denn die Möglichkeiten, mit dem Einsatz des Handgelenks mit Rotation über das Netz zu spielen, sind beim VH-Flip gegenüber der RH-Banane begrenzt.
In den heutigen Übungen wird Martin Adomeit auf diesen Schlag eingehen und einige Übungen dazu vorstellen. Entscheidend ist bei der Entwicklung des Schlages zu einer erfolgreichen Waffe, dass der Ball im höchsten Punkt getroffen wird, der Balltreffpunkt zentral ist und dass der Schläger im Moment des Treffpunktes seine höchste Geschwindigkeit hat. Dabei darf man sich auch von einigen Fehlversuchen nicht zu sehr beeindrucken lassen. Es kommt darauf an, die Bewegung weiterhin mit höchstem Tempo durchzuführen, eine Sicherheitsvariante des Flipschusses mit VH gibt es nicht. Ebenso gilt es, schnell die gesamte Durchführung des Schlages zu trainieren, das heißt mit dem Hereingehen in den Tisch, denn ein korrektes und gutes Timing – und das ist das „Hauptgeheimnis“ dieses Schlags – wird man nur dann erreichen.
1. Übung: isoliertes Training des VHF gegen eingeworfene oder eingespielte Bälle per Balleimer
Spieler B: Einwurf oder eingespielter Ball kurz in VH Spieler A: VHF Schuss
Ein Spieler hat eine Schüssel mit Bällen neben sich stehen und spielt oder wirft (ist für viele oft etwas leichter bei kurzen Bällen) den Ball ohne Rotation kurz in VH ein. Zu Beginn werden die Bälle je nach Spielstärke etwas höher eingeworfen oder gespielt, um die Schwierigkeiten des Treffpunktes über Netzhöhe etwas zu erleichtern und so die Konzentration auf das richtige Timing und den richtigen Treffpunkt in der Bewegung zu ermöglichen. Der Ball soll zentral und möglichst schnell getroffen werden, die Bewegung findet im Handgelenk statt. Gelingt dies, kommt der Ball besser (flacher, Rotation) und unter Beibehaltung der Bewegung muss nun der richtige Zeitpunkt zum Treffen im Ballflug gelernt werden.
Zur Grafik von Übung 1
2. Übung: Isoliertes Training: kurzer Aufschlag in VH – VHF
Spieler B: KA in VH (LA - frei) Spieler A: VHF
Nun soll ein Spieler kurz in VH aufschlagen, der andere spielt einen harten VHF mit zentralem Balltreffpunkt. Zwischendurch sollte immer wieder ein langer Aufschlag eingestreut werden, um den Spieler zu zwingen, in der Ausgangsstellung zu warten und erst nach der Wahrnehmung „der Aufschlag kommt kurz in VH“ die Bewegung mit dem Hereingehen in den Tisch einzuleiten. Achtet darauf, flach mit dem Arm über den Tisch zu gleiten. Von oben ist kein kontrollierter harter Flip möglich. Da sich bei jedem Aufschläger Tempo und Rotation etwas ändern und so das Timing der Bewegung angeglichen werden muss, ist es sinnvoll oft die Partner zu wechseln, um so verschiedene Aufschläge zu bekommen.
Zur Grafik von Übung 2
3. Übung: VHF und dann Distanz aufnehmen
Spieler B: KA in VH (LA,HLA - frei) Spieler A: VHF in VH oder MItte
VHT in VH VHT frei
In dieser Übung geht es nun um die Kombination zwischen Rückschlag und dem nächsten Ball. Auf einen Flip kommt im Normalfall eine schnelle Antwort. Es geht also darum, sich zum Flip in den Tisch hineinzubewegen und direkt wieder herauszugehen (springen), um dann den gegnerischen Topspin mit einem Gegentopspin beantworten zu können.
Zur Grafik von Übung 3
4. Übung: VHF in unterschiedliche Ecken
Spieler B : KA in VH (LA in RH - frei) Spieler A: VHF eine Ecke
T in Ellbogen
frei
Jetzt soll der Spieler bei Beibehaltung der Qualität den Gegner in einer von beiden Ecken anflippen und der andere nach Möglichkeit auf den Ellbogen zurückspielen. Ob er dann mit Block oder Gegentopspin weiterspielt, soll er dann je nach Situation entscheiden.
Zur Grafik von Übung 4
5. Übung: VH-Flip auf Ellbogen, Nachspiel in die Ecken
Spieler B: KA in VH (LA in Mitte – frei) Spieler A: VHF auf Ellbogen (Ecken – frei)
T überall Nachsetzen in die Ecken
frei
Nun kommt der F auf den Wechselpunkt, der Gegner hat freies Spiel und der Rückschläger soll versuchen über die Ecke zu punkten. Aber weiterhin dran denken: Ziel ist der harte Flip. Wenn hier der Punktgewinn direkt gelingt, ist es besser als wenn noch ein weiterer Ball nötig ist.
Zur Grafik von Übung 5
Die Übungen im Video:
Wieder können Sie sich die Übungen in einem Video anschauen, das von unserem Partner Tischtennis Helden/Jannick Borschel (zusammen mit Ingo Hansens, einem weiteren B-Lizenz-Trainer sowie Verbandsoberligaspieler) produziert wurde. Hier geht es zum gleichnamigen YouTube-Kanal von Jannick Borschel!
Liebe myTischtennis.de-User,
wegen technischen Umstellungen, die wir aktuell in unserem Videobereich vornehmen, werden Videos, die vor über einem Jahr auf unserer Webseite veröffentlicht worden sind, aktuell nicht dargestellt. Sollten Sie einen konkreten Videowunsch haben, dürfen Sie ihn gerne an redaktion@mytischtennis.de richten. Ansonsten sind die Videos erst Ende des Jahres, wenn besagte Umstellungen abgeschlossen sind, wieder wie gewohnt auf unserer Webseite verfügbar.
Viele Grüße, das myTischtennis.de-Team
Der Autor
Martin Adomeit war Nationaltrainer in vier verschiedenen Ländern (Deutschland, Luxemburg, Belgien und Nigeria) und gewann mit allen Nationen Medaillen bei Welt-, Europameisterschaften oder African Games. 1998 wurde er in Deutschland Trainer des Jahres. Jetzt arbeitet der 53-jährige Lippstädter als freiberuflicher Trainer. Er führt unter anderem Lehrgänge für Vereine, Bezirke oder Verbände durch, gibt Einzeltraining und betreibt einen TT-Shop. International betreute er beispielsweise Quadri Aruna beim World Cup in Düsseldorf. Zuletzt führte er Nigerias Männerteam zum Mannschaftstitel bei den All African Games und ist damit der erste Trainer, der auf verschiedenen Kontinenten Titel in kontinentalen Mannschaftswettbewerben gewann.
Zu erreichen ist Martin per Telefon unter 02941-273385 oder per Mail unter lippstadt@tt-store.de. Die Adresse der Webseite ist lippstadt.tt-store.de.
Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.
Copyright © 2025 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.