Trainingstipp

Back to Basics: Ein Koffer voll taktischer Mittel

Mit der Platzierung auf den Wechselpunkt kann man den Gegner in Bedrängnis bringen (©Roscher)

18.02.2025 - Spielsysteme im Tischtennis beziehen sich auf den spezifischen Spielstil, der durch die Wahl und Anwendung unterschiedlicher taktischer Mittel und Schlagtechniken geprägt wird. Sie beschreiben, wie der Spieler seine Schläge - Vorhand, Rückhand, spezielle Varianten und Aufschläge - gezielt einsetzt, um die Kontrolle über das Spiel zu erlangen und den Punkt zu gewinnen. Dabei kommen verschiedene taktische Ansätze zum Tragen, die B-Lizenztrainer Noel Witzky vorstellt.

Techniken im Tischtennis können als die Werkzeuge eines Spielers betrachtet werden, die ihm helfen, seine taktischen Ziele zu erreichen und das Spiel erfolgreich zu gestalten. Sie ermöglichen es einem Spieler, den Ball zu kontrollieren, den Gegner unter Druck zu setzen und Fehler zu provozieren. Für einen Tischtennisspieler ist es daher von entscheidender Bedeutung, sich im Laufe seiner Karriere einen gut gefüllten Werkzeugkoffer an Techniken und Taktiken anzueignen. Dieser Koffer besteht nicht nur aus den grundlegenden Schlagtechniken, sondern auch aus einem guten Verständnis für Spielstrategien, Bewegungsabläufe und Anpassungsfähigkeit an verschiedene Gegner. Je vielseitiger und umfangreicher dieser Koffer, desto besser kann ein Spieler auf unterschiedliche Spielsituationen und Gegner reagieren. 

Der Einsatz der taktischen Mittel hängt immer vom ankommenden Ball ab!

Folgende taktische Mittel stehen zur Verfügung: 

  • Platzierung
  • Tempo
  • Rotation
  • Flughöhe/-kurve
  • Finte
  • Kombination



Platzierung:

Ein Tisch lässt sich in verschiedene Bereiche einteilen. Die beiden Schaubilder verdeutlichen die Tischaufteilung. 

Der Bereich Netzzone (kurz) lässt sich insbesondere mit kurzen Aufschlägen, Schupf- und Stoppbällen anspielen. Grundsätzlich kann man sagen, dass ein Ball kurz ist, wenn er mindestens zweimal auf der gegnerischen Tischhälfte aufspringt. 

Halblange Bälle in die Mittelzone sollten nur in die weite Vor- und Rückhand gespielt werden. Der Gegner soll hierbei vor die Herausforderung gestellt werden, zu antizipieren, ob der Ball ein zweites Mal auf dem Tisch aufspringt oder doch lang ist. Andere Platzierungen sind nicht empfehlenswert, da der Gegner sonst die Bälle in der Vorhand, Rückhand und Tischmitte sehr gut erreichen kann, was ihm einen Vorteil verschaffen kann. Ausnahmen bestätigen die Regel. 

Der Bereich der Grundlinie sollte insbesondere in der weiten Vor- und Rückhand angespielt werden. Der Wechselpunkt bietet sich ebenfalls an, da sich der Gegner hier zwischen Vorhand und Rückhand entscheiden muss. Topspins, die nah an die Grundlinie gespielt werden, sind besonders gefährlich. 



Tempo:

Beim Tempo geht es um die Zeit, welche man seinem Gegner zum Reagieren lässt. Der Tischtennissport in seiner Entwicklung wird immer schneller und athletischer, deshalb gewinnt das Tempo zunehmend an Bedeutung. Das bedeutet, der Ball muss so schnell und fest wie möglich gespielt werden, sodass der Gegner den Ball gar nicht oder nur sehr schlecht zurückspielen kann. Erreicht der Gegner den Ball noch, wird dieser ungefährlich sein. Im Anschluss kann der Endschlag erfolgen. Daher sollten Angriffsschläge in der Regel so schnell wie möglich gespielt werden. Die Risikobewertung darf dennoch nicht außer Acht gelassen werden. Wenn man selbst nicht gut zum Ball steht oder zu langsam reagiert, sollte man abwägen, ob ein langsamer und platzierter Topspin vielleicht die bessere Wahl ist. 

Um den Gegner in Zeitnot zu bringen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Mit harten Topspins und Schüssen wird das größtmögliche Tempo erzielt. Konter- und aktive Blockbälle (Spinblock) sind ebenfalls schnell spielbar. Schupfbälle können genauso mit Tempo gespielt werden wie lange Aufschläge. Entscheidend ist hierbei eine gute Platzierung, um den Gegner unter Druck zu setzen. 

Ein weiteres Mittel sind Tempowechsel. Durch die Veränderung der Geschwindigkeit des Balles wird der Rhythmus und das Timing des Gegners gestört. 



Rotation:

Die Rotation ist ein wichtiges taktisches Mittel im Tischtennis, da sie die Flugbahn, den Absprung und die Kontrolle des Balles beeinflusst. Durch gezielte Rotation kann ein Spieler den Gegner zu Fehlern zwingen oder sich Vorteile im Ballwechsel verschaffen.

Folgende Rotationsarten gibt es: 

  • Überschnitt, auch Vorwärtsrotation genannt
  • Unterschnitt, auch Rückwärtsrotation genannt
  • Seitenschnitt nach links oder nach rechts
  • Querspin nach links oder nach rechts

Rotation ist ein essenzielles taktisches Mittel im Tischtennis, das genutzt wird, um den Gegner in unangenehme Situationen zu bringen, Fehler zu provozieren oder das eigene Angriffsspiel abzusichern. Ein guter Spieler bedient sich gezielt an verschiedenen Rotationsarten, um unvorhersehbar zu bleiben. Das Erkennen der Rotation ist eine wichtige Fähigkeit, um Schläge richtig zu lesen und gezielt reagieren zu können. Umso leiser der Balltreffpunkt, umso mehr Rotation hat der ankommende Ball. Ein frontaler Balltreffpunkt ist immer lauter als ein tangentialer. Ein weiteres Indiz sind die Schnelligkeit und der Winkel der Schlagbewegung. Wenn der Ball schneller tangential getroffen wird, dann hat er umso mehr Rotation. 

Je besser man Rotation lesen kannst, desto präziser kann man darauf reagieren!

1. Beobachtung des Schlägerkontakts

  • Achten Sie darauf, wie der Gegner den Ball trifft:
    • Topspin → Der Schläger bewegt sich von unten nach oben.
    • Unterschnitt → Der Schläger geht von oben nach unten.
    • Seitenschnitt → Der Schläger bewegt sich seitlich (links oder rechts).
  • Je stärker der Kontakt mit der Schlägeroberfläche (statt mit der Ballmitte), desto mehr Spin wird erzeugt.

2. Bewegung und Flugbahn des Balls

  • Topspin: Der Ball folgt einer gekrümmten Flugbahn und springt nach vorne weg.
  • Unterschnitt: Der Ball hat eine flachere Flugbahn und "schwebt" leicht. Nach dem Aufsprung bleibt er eher tief oder zieht nach hinten.
  • Seitenschnitt: Der Ball hat eine seitliche Kurve in der Luft und ändert nach dem Aufsprung die Richtung.

3. Verhalten nach dem Aufsprung

  • Topspin: Der Ball springt nach vorne und beschleunigt.
  • Unterschnitt: Der Ball verlangsamt sich oder bleibt tief nach dem Absprung.
  • Seitenschnitt: Der Ball springt seitlich ab, oft in eine unerwartete Richtung.
  • Kombinierte Rotation (z. B. Topspin mit Seitenschnitt): Der Ball springt schräg zur Seite und beschleunigt gleichzeitig.

Querspin

Querspin im Tischtennis ist eine spezielle Form der Rotation, bei der der Ball eine horizontale Achse quer zur Flugrichtung hat. Es ist eine Kombination aus Seitenschnitt (Sidespin) und einer zweiten Rotationsebene, wodurch der Ball eine ungewöhnliche Flug- und Absprungbahn erhält.

Merkmale von Querspin

  1. Rotation um eine schräge Achse
    • Während normaler Seitenschnitt um eine vertikale Achse rotiert, hat Querspin eine geneigte Drehachse.
    • Dadurch kombiniert er Elemente aus Überschnitt, Unterschnitt und Seitenschnitt.
  2. Veränderte Flugbahn
    • Der Ball kann seitlich und nach oben oder unten abweichen.
    • Besonders bei Aufschlägen oder "geflippten" Topspins tritt dieser Effekt auf.
  3. Unvorhersehbarer Absprung
    • Nach dem Aufprall auf der Tischoberfläche ändert der Ball oft plötzlich seine Richtung.
    • Dies erschwert die Kontrolle für den Gegner, besonders bei passiven Schlägen wie Block oder Schupf.

Querspin ist eine komplexe Rotationsart, die für schwer berechenbare Ballflugbahnen sorgt. Sie wird vor allem bei Aufschlägen und Angriffsschlägen eingesetzt, um den Gegner aus dem Rhythmus zu bringen. Spieler mit guter Ballkontrolle können ihn auch gezielt einsetzen, um Winkel zu öffnen und den Gegner zu Fehlern zu zwingen.

Die Punkte Flughöhe/-kurve sowie Finte und Kombination folgen auf Seite 2.

Kommentar schreiben

Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.

* Pflichtfeld

Copyright © 2025 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.