27.01.2025 - Im neuen Jahr wird alles besser? Das nimmt sich zumindest der eine oder andere Amateurspieler vor, wenn die Silvesternacht - und damit auch das erste Rückrundenspiel - naht. Was aus den guten Neujahrsvorsätzen wird, wenn das erste Match in die Hose gegangen ist, wie die plötzliche Leistungsexplosion beim Mitspieler zu erklären ist und welche sonstigen Problemchen den Rückrundenstart erschweren, erzählt Phasendrescher Philipp Hell in seinem Blog.
Der Start in die Rückrunde fällt mit dem Beginn des neuen Jahres zusammen und darum mit vielen ambitionierten Neujahrsvorsätzen. Für Tischtennisspieler bedeutet das: mehr Sport, klar, und weniger Alkohol – nun ja. Eigentlich soll alles besser werden: der BMI, das Cholesterin, die Leberfettwerte, die allgemeine Befindlichkeit und natürlich der TTR! Leider kollidieren diese guten Vorsätze in der Regel mit den zusätzlichen Pfunden nach der großen Weihnachtsschlemmerei, einer generellen Müdigkeit im nebeltrüben und eiskalten Winter sowie dem Höhepunkt der Erkältungssaison.
Neuer Schwung oder alles wie gehabt?
Bereits im ersten Training nach dem Jahreswechsel merkt sowohl der ambitionierte als auch der ambitionslose Kreisligaspieler, dass die müden Knochen sich auch nicht schneller bewegen, nur weil man sich das noch so fest vorgenommen hat. Dass der Rückhand-Topspin auch nicht besser kommt, nur weil man neuerdings diesem Instagram-Fuzzi folgt, der behauptet, Veränderung geschehe, wenn man nur dran glaube. Dass das sich fest vorgenommene regelmäßige Systemtraining nicht urplötzlich leichter von der Hand geht, wenn der Typ auf der anderen Seite des Tisches weiterhin nur Satz um Satz spielen will. Und dass insgesamt gesehen Matches nicht plötzlich häufiger gewonnen werden, nur weil das eben ganz nett wäre im neuen Jahr.
Und schon steht das erste Punktspiel der Rückrunde auf der Tagesordnung, nach bestenfalls einmal Training aber immer noch mit Weihnachtsplauze. An einen kompletten mentalen Neustart und die Verdrängung der miserablen Ergebnisse aus der Hinrunde glaubt nun natürlich nur, wer dem Instagram-Fuzzi auch allen anderen Schwachsinn glaubt („Diese Vitamin-B12-Tabletten haben mir geholfen, meinen Topspin-Treffquotienten um sage und schreibe 27,5% zu verbessern!“). Alle anderen machen nahtlos dort weiter, wo sie vor Weihnachten aufgehört haben – bestenfalls also graues Mittelmaß, eine weitere Saison, an die man sich in drei Jahren selber nicht mehr erinnern können wird. Doch allzu oft wird es sogar noch schlechter, die Lust auf Punktspiele sinkt niedriger als die Außentemperaturen und man sehnt sich bereits Mitte Januar wieder nach dem Ende der Saison, nach Freibad-Wetter im Juli und wird dem Typen, der immer ein Team für den Sommer-Team-Cup melden will, sicherlich lauthals ins Gesicht lachen.
Unerklärlicher Leistungssprung
Aber tatsächlich ist es wie mit dem Yeti, es gibt sie wirklich: Der eine oder andere Tischtennisspieler soll tatsächlich jemanden kennen, der jemanden kennt, der einen Mitspieler hat, der nach der Weihnachtspause einen unerklärlichen Leistungssprung macht. Und zwar einen Sprung, der größer als 20 TTR-Punkte ist, den man weder durch den ersten neuen Schlägerbelag seit der Jahrtausendwende, mit deutlich schwächeren Gegnern oder was auch immer erklären kann. Nein – dieser eine Typ muss über die Feiertage trainiert haben! Hat der Weihnachtsmann etwa eine Tischtennisplatte in die eiskalte Garage gestellt? Oder einen Tischtennisroboter auf dem zugigen Dachboden versteckt? Ist der Kerl 300 Kilometer mit dem Auto gefahren, nur um an diesem berühmt-berüchtigten Weihnachtsturnier teilzunehmen, das über sage und schreibe vier Tage geht und bei dem wirklich nur die ganz verrückten Tischtennisspieler (und einsamen Singles) antreten? Was könnte es sonst noch sein? Neue Freundin? Intervallfasten? Bisher unbekannte psychedelische Drogen? Da hüllt sich der Mann in sehr beredtes Schweigen, denn, klar, ein Zauberer verrät nie seine besten Tricks.
Die „normalen“ Tischtennisspieler jedoch kämpfen derweil mit den üblichen Problemchen: Unbekannte Änderungen in der Rangliste („Warum bin ich plötzlich nur noch auf Position drei?“), die sich bei einer Bilanz von 4:12 („Naja, fast ausgeglichen…“) kaum angekündigt hatten; der neue asiatische Neuzugang beim größten Konkurrenten um den Aufstieg („Der hat 300 Punkte mehr als alle anderen Spieler in unserer Liga, die spinnen doch!“); das unauffindbare Trikot („Meine Frau wollte es unbedingt noch mal waschen über die Feiertage…“); der ebenfalls unauffindbare Trainingsanzug („Den hat noch nie jemand gewaschen…“); den bereits wieder überfüllten Familien-Kalender („Am kommenden Freitag ist Elternabend bei der rhythmischen Sportgymnastik, sorry, da kann ich wirklich nicht.“). Und, last but not least: bei ansonsten ungewohnter sportlicher Betätigung zugezogene Verletzungen, die mal mehr (dreifacher Bänderriss im Knie vom Skifahren) und mal weniger (Muskelkater des Jahrzehnts vom Schlittschuhlaufen) gravierend ausfallen können. Da freut sich jeder Mannschaftsführer, wenn er für die ersten beiden Punktspiele der Rückrunde schon wieder insgesamt fünf Mann Ersatz benötigt.
Übrigens: "Phasendrescher" Philipp Hell hat nun schon sein zweites Buch auf den Markt gebracht. Nach "Netzball" geht es in "Schon wieder ein Netzball" weiterhin mit einem Augenzwinkern durch die Kreisliga.
(Philipp Hell)
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