02.12.2024 - Wenn das Wetter schlechter wird und die Motivation der einzelnen Spieler aus verschiedenen Gründen plötzlich in die Höhe schnellt, kann es passieren: dass plötzlich alle zum Training kommen und man eine völlig überfüllte Halle vorfindet. Unser Phasendrescher Philipp Hell widmet sich auch diesem einen - und es ist wirklich nur einer - typischen Tag im Jahr eines Amateurspielers und verrät, wer denn am Ende einen Platz am Tisch abkriegt und wer nicht.
Zugegeben, es passiert wirklich nur einmal im Jahr. Aber wenn es so weit ist, dann ist die Sporthalle tatsächlich rappelvoll mit größtenteils topmotivierten Tischtennisspielern. Denn wenn die alternativen Outdoor-Aktivitäten (Radfahren, Grillen) aufgrund des schlechter werdenden Wetters kaum mehr möglich sind, wenn die Vorrunde im Verlauf des Herbstes so richtig Fahrt aufgenommen hat (vier Liga- und ein Pokalspiel), wenn die eigene Bilanz mal wieder nicht so gut ist wie erhofft (3:5), aber die Saison noch lang genug, um wenigstens zu probieren, die Form zu verbessern: Ja, dann kriechen sie alle aus ihren Löchern und kramen nach ihrer Sporttasche. Die Trainingsfaulen und die Trainingsvermeider, die Untrainierbaren und die Untrainierten – kurz: An diesem einen Tag im Jahr treffen sie sich alle in der Halle.
19 Anwesende an sieben Tischen
Doch das ist noch nicht alles: Hinzu kommen die beiden seit dem Frühjahr mittrainierenden Freizeitspieler, die eine der nun ohnehin viel zu wenigen Platten blockieren, sowie der Student, der vor zwei Wochen erstmals im Training aufgetaucht war und durchaus einer sein könnte für die zweite oder dritte Mannschaft. Dass Trainingsverweigerer Bruno ihn für ein langjähriges Mitglied der vierten Mannschaft, den seit drei Jahren in der Zweiten als Stammspieler eingesetzten Ferdi jedoch für einen Neuzugang hält, überrascht außer Bruno natürlich niemanden.
Nun gilt es also für die 19 Anwesenden, die sieben vorhandenen Tische gleichmäßig und gerecht zu verteilen. Das kann natürlich nur mit der allseits bekannten goldenen Trainingsregel funktionieren, die besagt, dass man mit jedem Partner am Tisch maximal zehn Minuten trainieren kann und dann ein Spiel machen muss, damit anschließend wieder durchgetauscht werden kann.
Das klappt natürlich nicht besonders gut, wenn Guntram und Günter immer auf fünf Gewinnsätze spielen, wenn Anton, einer der besten Spieler im Verein, dafür plädiert, dass wie beim „Kickern“ in der Kneipe der Sieger immer an der Platte stehen bleiben darf, wenn Gerd und Fritz absichtlich dafür sorgen, dass ihr Match bis in den Entscheidungssatz geht und wenn der ebenso trainingsverrückte wie unsympathische Waldemar aus Prinzip nie seinen Platz am Tisch freiwillig räumen will. Da kommt auf den Bänken am Hallenrand natürlich etwas Unruhe auf, wenn beispielsweise Werner auch 30 Minuten nach seiner Ankunft noch keinen Ball geschlagen hat. Gut, er hat vorher das großzügige Angebot von Martin leichtfertig ausgeschlagen, als dieser mit ihm an Tisch drei spielen wollte. Aber Martin ist nur die Nummer 13 oder so in der fünften Mannschaft, da hat Werner eben auch seinen Stolz!
Einfach Rundlauf spielen?
Nach etwa eineinhalb Stunden Training lässt der Druck von den Bänken langsam nach, weil die ersten Senioren schon wieder nach Hause müssen, schließlich kommt bald die „Tagesschau“. So werden einige Tische frei und endlich kommt jeder mal zum Spielen, wenn auch nicht unbedingt mit seinem Lieblingspartner. Allerdings beginnt wenig später dann auch schon die zweite „Rush-Hour“, wenn die Nachzügler (junge Väter und fleißige Unternehmensberater) zu später Stunde auch noch dazustoßen. Zwar wird an einigen Tischen nun Doppel gespielt, damit nicht so lange gewartet werden muss. Aber erstens ist es damit in der Halle noch enger als beim Einzel und zweitens ist so ein unmotiviertes Doppel ohne Aufwärmen aber mit einem Antitop-Spieler als Partner und gegen zwei Linkshänder vielleicht nicht das beste Training für den weiteren Saisonverlauf. Doch als der immer ans Soziale denkende Richard vorhin vorgeschlagen hat, einfach Rundlauf zu spielen, war die Empörung unter all den professionellen Kreisliga-Spielern in der Halle fast so groß wie an dem Tag, als bei der Vereinsmeisterschaft das so beliebte Gruppensystem durch eine Doppel-K.-o.-Runde ersetzt werden sollte.
Doch irgendwann leert sich auch heute die Halle und füllt sich die Umkleide und die Dusche, nur der unbeirrbare Waldemar trainiert immer noch weiter und übt fleißig Aufschläge – dafür darf er dann später zur Belohnung alle Platten alleine abbauen. Waldemar wird auch nächste Woche wieder am Start sein, sobald die Halle ihre Türen öffnet. Aber wer nur einmal im Jahr ins Training kommt und dann eben eine völlig überfüllte Halle vorfindet, der wird es sich eine Woche später natürlich zweimal überlegen, ob er noch mal trainieren geht. Oder auch dreimal überlegen – und dann eine recht einfache Entscheidung treffen und einfach zu Hause bleiben.
Übrigens: "Phasendrescher" Philipp Hell hat nun schon sein zweites Buch auf den Markt gebracht. Nach "Netzball" geht es in "Schon wieder ein Netzball" weiterhin mit einem Augenzwinkern durch die Kreisliga.
(Philipp Hell)
Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.
Copyright © 2024 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.