04.11.2024 - Startprobleme im Doppel, dauerhafte Ersatzstellungen, Studenten und werdende Eltern, Youngsters mit Schwierigkeiten oder hochgepriesene Neuzugänge. Schon das erste Punktspiel einer neuen Saison offenbart schnell den Alltag bei vielen Amateurklubs. So sieht es unser Phasendrescher Philipp Hell, der in seinem neuen Blog in gewohnt witziger Art und Weise über die ersten Auftritte der verschiedenen Mannschaften schreibt.
Nach der langen Sommerpause treffen sich die meisten Tischtennis Kreisliga-Mannschaften vollzählig erst wieder zum ersten Punktspiel der neuen Saison. Zwar mag der ein oder andere im Sommer trotz Freibad-Wetter öfters mal in der Halle gewesen sein, doch mindestens zwei bis drei andere Spieler jeder Mannschaft sehen Tischtennis eben als Wintersport an. Das bedeutet konkret, dass man sie zwischen dem letzten und dem ersten Punktspiel nur beim Kartenspielen oder auf dem Abteilungs-Sommerfest zu Gesicht bekommt.
Startprobleme im Doppel, dauerhafter Ersatz
Umso größer ist das „Hallo“ daher beim ersten Punktspiel, wenn Udo erfährt, dass er plötzlich mit Manni in einer Mannschaft spielt – und dieser auch noch sein neuer Doppelpartner ist. Das findet Udo vermutlich nicht so gut, schließlich fühlt er sich im Doppel eigentlich nur mit seinem jahrzehntelangen Partner Ulli so richtig wohl. Kein Wunder also, dass Udo gleich mal keinen einzigen Punkt für sein Team beitragen kann und das erste Spiel damit direkt unschön verloren geht. Was andererseits natürlich auch nicht verwunderlich ist, schließlich haben die Gegner den ganzen Sommer über trainiert, waren im Trainingslager, haben an zahlreichen Turnierserien teilgenommen und sogar noch regelmäßig Systemtraining durchgeführt – eigentlich müssten diese Pappnasen wegen unsportlichen Verhaltens direkt disqualifiziert werden!
Nach Ablauf des ersten Spieltages kann in jedem Verein eigentlich bereits das grobe Fazit zur neuen Saison gezogen werden, denn viel Überraschendes kann nun eigentlich auch kaum mehr kommen. Erstens: Die angebliche Rückkehr des langzeitverletzten Hans kann man sich in die Haare schmieren. Leider gab es einen Rückschlag bei der Heilung seiner abgerissenen Achillessehne und zu allem Überfluss kommt jetzt noch ein leichter Tennisarm hinzu sowie Probleme mit dem Gleichgewichtssinn. Die zweite Mannschaft wird also dauerhaft einen Ersatzspieler benötigen.
Youngster mit Schwierigkeiten, hochgepriesene Neuzugänge
Zweitens hat der aufstrebende und noch sehr junge Sören, den man optimistischerweise in der in der Bezirksliga spielenden ersten Mannschaft aufgestellt hat, bei seinem ersten Einsatz deutlich Lehrgeld bezahlt. Also, sehr deutlich. Der Kerl wird es, steile Lernkurve bei Jugendlichen hin oder her, äußerst schwer haben auch nur ein einziges Match zu gewinnen gegen all die immer noch spielstarken Routiniers der Liga. Die Bezirksliga ist eben doch etwas anderes als die Bezirksklasse C, wo er bei seinen paar Einsätzen letzte Rückrunde mit jugendlichem Übermut beinahe alles von der anderen Seite der Platte geprügelt hatte.
Drittens scheint auch der in der dritten Mannschaft aufgestellte Neuzugang spielerisch völlig überfordert zu sein. Anscheinend sind die TTR-Werte aus Berlin (ähnlich wie Abitur-Noten) doch nicht ganz mit dem Rest der Republik vergleichbar, dies hatte Horst im ersten Training mit dem Neuen ja direkt allen Mitgliedern kundgetan. Allerdings: Das macht Horst seit Jahren bei jedem potentiellen Neuzugang immer so, schon allein aus strategischen Gründen, schließlich will er nicht in die vierte Mannschaft zurückrutschen. Doch diesmal hatte er einfach recht, Mist! Pech für die eigentlich so optimistische Dritte.
Studenten und Familiengründung erschweren Personalplanung
Viertens hat Matze vergessen rechtzeitig zu erwähnen, dass er die nächsten neun Monate beruflich in Südamerika weilt. Schön für ihn, aber schlecht für die Zweite, denn in neun Monaten ist die gerade erst begonnene Saison natürlich längst wieder vorbei. Bei Luca wiederum ist, fünftens, die Lage einerseits ähnlich und andererseits doch ganz anders. Dieser ist nun kurzfristig zum Studieren in eine 500 Kilometer entfernte Großstadt gezogen und dass er freitagabends immer rechtzeitig zum Punktspiel in der Heimat ist, ist ähnlich wahrscheinlich wie bei Matze. Wenigstens war Luca bisher sportlich eh keine Stütze, die fünfte Mannschaft schafft sicherlich auch ohne ihn den Klassenerhalt – nicht zuletzt, da sie in der untersten Liga spielt.
Last but not least hat die in der Dritten eingesetzte Sarah zwar im ersten Spiel sportlich überzeugt und direkt den Siegpunkt für ihr Team geholt. Allerdings hat sie in der Kneipe anschließend ganz entgegen ihrer Gewohnheiten keine drei Gin Tonic sondern nur eine Apfelschorle getrunken und sich dabei dreimal an den Bauch gegriffen – Abteilungsleiter Andi sollte sich also dringend mal darüber informieren, wie er mit dem sicher bald hereinflatternden Elternzeitantrag umzugehen hat.
Zusammengefasst ist der Tischtennisabteilung also bereits nach einem Spieltag klar, dass die Personallage zumindest in der Vorrunde äußerst angespannt sein wird. Und ob zur Rückrunde besonders viele Transfers gelingen, sei mal mehr als dahingestellt. Der Blick richtet sich also schon in Richtung nächste Saison, denn auch dann gibt es ja sicher wieder einen ersten Spieltag.
Übrigens: "Phasendrescher" Philipp Hell hat nun schon sein zweites Buch auf den Markt gebracht. Nach "Netzball" geht es in "Schon wieder ein Netzball" weiterhin mit einem Augenzwinkern durch die Kreisliga.
(Philipp Hell)
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