Blog

Blog: Klatsch und Tratsch bei Wurst und Bier

Während die Trainingsbeteiligung im Sommer schwächelt, stehen beim Sommerfest alle bereit (©Laven)

19.08.2024 - In der Sommerpause herrscht in vielen Tischtennishallen Flaute. Schließlich will der eine oder andere das gute Wetter gerne draußen genießen und nicht drinnen schwitzen. Wenn aber das vereinsinterne Sommerfest ansteht, strömen alle zusammen, weiß Phasendrescher Philipp Hell, um die Vereinskameraden noch mal zu sehen, sich gemeinsam über Aufstellungen aufzuregen oder über den eigenen Q-TTR-Wert zu beklagen.

Wenn die Tischtennis-Saison vorüber ist und die warme Zeit des Jahres beginnt, wird es ziemlich still in der Tischtennis-WhatsApp-Gruppe. Es müssen keine Punktspiel-Einsätze mehr geplant werden, niemand muss frühzeitig in der Vereinskneipe Bescheid geben und 25 Schnitzel ordern, damit diese nach den Punktspielen noch geöffnet hat, es werden keine vergessenen Trikots in der Umkleide gefunden und kurzfristige Hallensperrungen interessieren eigentlich niemanden mehr. Denn außer den fast schon übertrieben Trainingseifrigen und dem ein oder anderen Jugendlichen, der offenkundig immer noch keine Freundin hat, verschlägt es kaum mehr jemanden regelmäßig in die stickige Sporthalle – schließlich herrscht meistens Freibad-Wetter.

Sommerfest sprengt WhatsApp-Gruppe

Zwar schickt Rolf immer noch jeden Freitagmorgen um kurz nach fünf Uhr (vermutlich auf dem Klo sitzend) die Frage in die Gruppe, wer heute denn noch ins Training komme. Doch die Antworten darauf kann man selbst dann an einer Hand abzählen, wenn man jahrelang im Sägewerk gearbeitet hat. Allenfalls der ein oder andere Geburtstag führt zu zahlreichen Glückwünschen in der WhatsApp-Gruppe für Karl-Uwe aus der Fünften zum Fünfzigsten und für Alex aus der Vierten zum Vierzigsten – oder war es andersrum?

Doch als der immer das Soziale im Auge habende Stefan Mitte Juni völlig überraschend eine Umfrage zur Terminfindung für ein Sommerfest der Tischtennis-Abteilung einstellt, explodiert die WhatsApp-Gruppe förmlich: Super Idee! Ich bin dabei! Horst kann am 15. leider nicht oder erst sehr spät. Elmar kann immer, Uhrzeit egal. Frank und Olaf bieten unabhängig voneinander an, den Grillmeister zu geben, es werden Biertische und Pavillons angeboten, die Frau von Abteilungsleiter Ernst will drei Kuchen backen und Sascha gibt zu bedenken, dass es auf gar keinen Fall an Bier mangeln dürfe. Eine Viertelstunde nicht aufs Handy geschaut und plötzlich 89 Nachrichten bei WhatsApp? Das gibt es sonst nur wenn Rudi einen Live-Ticker vom Aufstiegsspiel gegen den überheblichen Großstadtclub eingerichtet hat. Nur Rolf ist ziemlich angefressen: An dem Tag wollte er eigentlich trainieren…

Klatsch und Tratsch zwischen Wurst und Kuchen

Der Planungsverlauf der nächsten Tage und Wochen unterscheidet sich nun kaum von jedem anderen Feuerwehrfest, Schützenfest oder Kindergartenfest. Warum auch, schließlich werden die gleichen Gegenstände benötigt: Pappteller und Kühlschränke, Grillsaucen und Nudelsalat, schönes Wetter und gute Laune. Dass Ernst auch noch eine Outdoor-Tischtennisplatte aufstellen will, nehmen die anderen Mitglieder des informellen Organisations-Komitees eher belustigt zur Kenntnis. Schließlich hat niemand vor, seinen Schläger mit zum Sommerfest zu bringen – außer vielleicht Rolf, wenn er schon auf das richtige Training verzichten muss!

Schön ist, dass, obwohl sich im Juli die Sommerfeste in Arbeit, Schule oder Kinderkrippe dicht gedrängt in jedem Terminkalender ballen, beim Tischtennis-Sommerfest mit einer außergewöhnlich großen Teilnehmerzahl zu rechnen ist. Das liegt daran, dass das Fest für viele Abteilungsmitglieder die einzige Möglichkeit zwischen April und September darstellt, mal ihre Mitspieler mit Kind und Kegel und vielleicht sogar den Abteilungsleiter zu treffen. Und damit natürlich gleichzeitig die einzige Möglichkeit, sich mal in Ruhe vor Publikum darüber aufzuregen, dass die Zweite zur kommenden Saison in die Ost-Staffel der 2. Kreisliga wechseln muss, dass die Aufstellung der Dritten offenkundig strategisch ungeschickt ist und dass der eigene Q-TTR-Wert vermutlich falsch berechnet wurde (eine andere Erklärung für den aktuellen Stand der Dinge kann es gar nicht geben). Aber natürlich blickt man sehr optimistisch auf die nächste Spielzeit, besonders was den lange angepeilten Bezirksliga-Aufstieg angeht – wie, Spitzenspieler Gerd ist zum Lokalrivalen gewechselt? Und das sagt ihr mir erst nach der Wechselfrist!? Jetzt braucht Udo erst mal einen Schnaps. Oder zwei.

Wo ist Heinz?

Wie bei jedem Trachten-Sommerfest, Taubenzüchter-Sommerfest oder Grundschul-Sommerfest gilt auch beim Tischtennis-Sommerfest: Es sind immer die Gleichen, die sich engagieren – und folglich auch immer die Gleichen, die erst dann pünktlich zum Fest erscheinen, wenn schon alles fertig aufgebaut ist und der Grill bereits angeheizt wurde, schließlich hatten sie davor noch wichtige Termine. Dann aber großes „Hallo“ an alle Tische, ein kurzes Kopfschütteln, weil das gereichte Bier noch halbwarm ist, ein kritischer Blick auf das Werk des Grillmeisters, ein herzhaftes Auflachen beim Anblick von Rolf, der allein an der Outdoor-Platte steht und mit einer hochgeklappten Platten-Hälfte fleißig Rückhand-Aufschläge übt. Alles wie immer, Leute, oder?

Im weiteren Verlauf des Nachmittags und Abends werden neue, mittelalte und bereits gut abgehangene Anekdoten aus 40 Jahren Tischtennis-Abteilung erzählt, werden zahlreiche Steaks verdrückt und unzählige Bierflaschen geleert, kurzum: Die Laune ist genauso prächtig wie das Wetter. Doch den Siedepunkt erreicht die Veranstaltung erst, als kurz vor acht Uhr der abwesende Heinz – der einzige Sportsfreund ohne WhatsApp – beim Abteilungsleiter anruft: Er wolle heute trainieren und stünde vor der verschlossenen Hallentüre: Wo seid ihr denn alle?

Übrigens: "Phasendrescher" Philipp Hell hat nun schon sein zweites Buch auf den Markt gebracht. Nach "Netzball" geht es in "Schon wieder ein Netzball" weiterhin mit einem Augenzwinkern durch die Kreisliga.

(Philipp Hell)

Kommentar schreiben

Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.

* Pflichtfeld

Copyright © 2024 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.