20.11.2023 - Der Advent steht vor der Tür - und mit ihm auch die Zeit für die alljährliche Weihnachtsfeier in der Tischtennisabteilung. Unser Phasendrescher Philipp Hell konzentriert sich in seiner Beschreibung der typischen Festlichkeiten zum Jahresende auf jene Weihnachtsfeiern, die auch noch einen sportlichen Anteil haben, wobei der sportliche Wert durchaus angezweifelt werden darf. Während die einen im Glühweinrausch schweben, kämpfen die anderen - unerkannt verbissen - um die große Chance auf Erfolg.
Grundsätzlich gibt es bei Tischtennisabteilungen zwei Arten von Weihnachtsfeiern zu unterscheiden: ohne und mit sportlichem Element. Bei Ersterer kann man normalerweise keinerlei Unterschied erkennen zu jeder anderen Weihnachtsfeier auch: Man trifft sich in gemütlicher Atmosphäre, zumeist im Vereinsheim oder in der Stammkneipe, trinkt lauwarmen und viel zu süßen Glühwein, isst übermäßig trockene Plätzchen, die mit noch mehr Glühwein hinuntergespült werden müssen, und verfeinert das Event höchstens mit ein oder zwei wenig tiefgreifenden Analysen und halblustigen Anekdoten aus der gerade abgelaufenen Hinrunde. Eventuell wird noch gewichtelt („Eine neue Schlägerhülle, danke Weihnachtsmann!“) und der alte Udo gibt zu vorgerückter Stunde wie immer den sichtlich angeschickerten Weihnachtsmann – das war's dann aber auch schon wieder. Glücklich und angeheitert, aber auch mit einem etwas klebrigen Gefühl im Magen, gehen irgendwann alle nach Hause.
Kein Problem mehr mit rutschigem Hallenboden
Weihnachtsfeiern mit sportlichem Element hingegen haben noch ein Zusatzprogramm: Natürlich gilt es auch hier zunächst Glühwein und Plätzchen zu vertilgen. Doch statt im miefigen und wie jedes Jahr mit Plastik-Elchen geschmückten Vereinsheim trifft man sich in der Halle und trägt nebenbei noch einige angebliche Tischtennis-Spiele aus. Sei es ein großer Rundlauf mit 32 Teilnehmern, bei dem jeder drei Leben hat. Oder ein Turnier mit verzwickter Spielform, bei der man entweder nur mit links oder nur mit der Rückhand spielen darf. Alternativ sind lediglich kleine Schläger erlaubt oder nur Hölzer ohne Belag. Oder man muss gar mit dem Schläger des Nachbarn antreten oder ein Doppel mit den Kindern der Jugendmannschaft spielen. Oder gleich alles zusammen. Und natürlich immer mit lustiger Weihnachtsmann-Mütze auf dem Kopf, klar.
Zu vorgerückter Stunde tritt das Sportliche dann dank reichlichem Glühweinkonsum noch mehr in den Hintergrund, als es von Beginn an ohnehin war. Der Boden in der sonst immer so rutschigen Halle klebt vor Glühwein und ist gleichzeitig mit einer Puderzuckerschicht überzogen, die Banden riechen nach Zimtsternen und in der Dusche hat jemand zum allgemeinen Unmut Räucherstäbchen angezündet.
Endlich ein Turniersieg für Heiner
Nach einiger Zeit gibt es dann sogar einen offiziellen Turniersieger, normalerweise ein Mitglied der vierten oder fünften Mannschaft, der in seiner langen Karriere wirklich noch nie irgendetwas gewonnen hat, nennen wir ihn Heiner. Unter großem Gelächter wird ein alberner und völlig überdimensionierter Wanderpokal überreicht sowie als Weihnachtsgeschenk einen Präsentkorb mit den besten Spezialitäten der örtlichen Metzgerei, die der etwas geizige Abteilungsvorsitzende heimlich bei Aldi eingekauft hat.
Zwar tut Sieger Heiner dann ganz bescheiden, alles halb so wild, jaja, lustig war's schon, gell. Doch klammheimlich bedeutet ihm das alles sehr viel, so ein unverhoffter Turniersieg – lieber heute als nie, nicht wahr!? Und es kam auch nicht von ungefähr, denn nach dem überraschenden Erreichen des Viertelfinals hatte Heiner die Veranstaltung endgültig ernst genommen und die nächsten drei Tassen Glühwein heimlich ins Klo geschüttet. Was aber von den anderen angedüdelten Viertelfinalisten natürlich schon lange keiner mehr mitbekommen hatte. Und so bekommt der Wanderpokal mit Rentier Rudolf auf der Plakette demnächst bestimmt einen Ehrenplatz in Heiners Hobbykeller.
Übrigens: "Phasendrescher" Philipp Hell hat nun schon sein zweites Buch auf den Markt gebracht. Nach "Netzball" geht es in "Schon wieder ein Netzball" weiterhin mit einem Augenzwinkern durch die Kreisliga.
(Philipp Hell)
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