03.03.2023 - Mehr als 300 Partnershops weltweit, Noppen-Lehrgänge in Südkorea, eine Noppen-Unterhose mit Bruno Banani, der erste Tischtennis-Rap und Partner eines Racing-Teams - in den zehn Jahren, die es die Tischtennismarke Sauer & Tröger nun schon gibt, haben sich die Verantwortlichen einiges einfallen lassen, um Noppen und Antis aus der Nische zu holen. Im Interview anlässlich des Jubiläums berichtet Gründer Sebastian Sauer von den Anfängen.
myTischtennis.de: Der Anlass unseres Interviews ist ein besonderer. Zehn Jahre gibt es die Marke Sauer & Tröger nun schon. Um ganz vorne anzufangen: Wie bist du zum Tischtennis gekommen und was hat dich am Materialspiel fasziniert?
Sebastian Sauer: Ich bin über die Mini-Meisterschaften zum Tischtennis gekommen und bin daraufhin in den ausrichtenden Verein gegangen. Gestartet habe ich dann tatsächlich in der dritten Schüler-Mannschaft dieses Vereins und habe mich dann mit großer Motivation Stück für Stück weiter nach oben bis hin in die 2. Bundesliga gearbeitet. Mich selbst haben individuelle Spielsysteme schon als Kind und Jugendlicher begeistert. Ich habe mir immer unheimlich gern solche Spiele angesehen und mir hat es später großen Spaß gemacht, selbst ein Spielsystem abseits der Norm aufzuziehen. Durch mein individuelles, tischnahes Spiel mit langen Noppen gepaart mit einer Langhaarfrisur - heute würde ich einiges anders machen (lacht) - haben sich dann viele Leute für meine Spiele interessiert und meist hatten wir dann auch überdurchschnittlich viele Zuschauer. Damals gab es in Deutschland und weltweit nur sehr wenige Spieler, die mit diesem Stil auch in den höheren Ligen aktiv waren. So habe ich dann aufgrund großer Nachfrage schon im Alter von 18 Jahren begonnen, in Deutschland Noppen-Lehrgänge und Materialberatung anzubieten. Das lief im Nachhinein betrachtet alles recht unprofessionell, jedoch konnte ich den Spielern weiterhelfen, selbst viel dazulernen und mich immer weiterentwickeln. Die Tischtennismarke ist auch erst deshalb entstanden, weil mich immer mehr Spieler gefragt haben, was sie für ein Material spielen sollen.
myTischtennis.de: Wie gründet man eine eigene Tischtennismarke?
Sebastian Sauer: Über gute Kontakte konnte ich zunächst mehr in die Materialentwicklung reinschnuppern. Ich habe angefangen, selbst sehr viele Beläge und Hölzer zu testen und zu experimentieren. Irgendwann kam der Gedanke auf: Wie wäre es denn, eine eigene Marke zu gründen? Das war circa 2011/2012. Mein damaliger Mitgründer Pascal Tröger hat selbst mit der Kombination lange Noppen/kurze Noppen gespielt und beim Tischtennis-Versender Contra bei Hamburg gearbeitet - er ist später aus unserem Unternehmen ausgeschieden, da die Tätigkeit nicht mit seinem Vollzeitjob vereinbar war. Damals haben wir uns zusammengetan und in einem längeren Zeitfenster gemeinsam den ersten Belag entwickelt: die lange Noppe „Hellfire“. Der Belag ist dann voll eingeschlagen und wir waren selbst überrascht davon, wie groß die Nachfrage war. Es war ein tolles Gefühl, dass das eigene Produkt wertgeschätzt wird und dass es von vielen Spielern bestellt und gespielt wird. In den Monaten und Jahren danach waren es besondere Momente, als dann auch etliche Shops außerhalb von Europa beispielsweise aus Japan, Australien oder den USA unsere lange Noppe bestellt haben. Ganz am Anfang hatte ich mir gar nicht vorgestellt, eine größere eigene Marke aufzubauen, die in nahezu allen Tischtennis-Shops vertreten ist.
myTischtennis.de: Der Aufbau einer größeren Marke ist sicherlich mit viel Arbeit verbunden. Wie habt ihr die gestemmt?
Sebastian Sauer: Bei dem operativen Geschäft hat mir mein Vater sehr geholfen. Ohne seine Unterstützung wäre es gerade am Anfang kaum möglich gewesen. Heute sind die Themen Logistik und Buchhaltung mit etlichen Bestellungen pro Tag aus aller Welt noch deutlich komplexer geworden. Inzwischen sind wir hier jedoch auch professionell aufgestellt. Alles ist aber familiär geblieben und mein Vater leitet unsere Logistik auch heute noch. Er wird es so lange weitermachen, wie er Lust darauf hat. Ich habe die Marke in den folgenden Jahren zusammen mit meinem Vater gemeinsam aufgebaut und ständig neue Produkte entwickelt. 2020 ist dann Niclas Ott dazugekommen. Niclas hat der Marke noch mal geholfen, sie auf eine professionellere Ebene zu heben, so dass wir weiter wachsen konnten. Auch unsere Social-Media-Präsenz und der eigene Online-Shop sind wichtige Kanäle für uns als Marke geworden, die Niclas vorangetrieben hat. Zudem macht es auch immer mehr Spaß, im Team zu arbeiten und gemeinsam auch Dinge „out of the box“ umzusetzen.
myTischtennis.de: „Out of the box“ sind auch ein paar eurer Marketing-Maßnahmen. Ich erinnere mich da zum Beispiel an euren Noppen-Rap. Was steckt hinter solchen Ideen?
Sebastian Sauer: Wir wollen die Dinge anders, auffallender und cooler machen - das ist inzwischen zu einem unserer Merkmale geworden. Unser Slogan ist nicht umsonst „#Playdifferent“. Uns fragen inzwischen auch Spieler, wann wir denn die nächste coole Marketing-Aktion herausbringen. Das erste Mal etwas „anders gemacht“ habe ich, glaube ich, 2014, als ich einen Noppen-Lehrgang in Südkorea gemacht habe. Damals war das tischnahe Noppenspiel dort kaum bekannt und es gab in der Regel entweder offensives Spiel oder tischferne Verteidigung. Das hat damals für viel Aufruhr gesorgt. In diesem Kontext habe ich auch die Noppenbibel-DVD herausgebracht, um mehr Spielern beim tischnahen Spiel mit langen Noppen etwas mitzugeben. Weiter ging es mit dem „NoppenRap“ im Jahr 2020 zusammen mit Carlos Lang, was super viel Spaß gemacht hat. Das ist, glaube ich, der erste semi-professionelle Tischtennis-Rap der Welt und ist heute fester Bestandteil bei einigen Turnieren, als Einspielmusik - selbst in die Halbzeitpause von Bundesligaspielen hat er es geschafft. Hinzu kam die erste Noppen-Unterhose gemeinsam mit Bruno Banani, die auch außerhalb der Tischtenniswelt sehr gut ankam. 2022 haben wir es mit einem befreundeten Rennfahrer, der auch begeisterter Tischtennis-Noppenspieler ist, geschafft, eine Kooperation im Rennsport beim GT3-Team von Winward Racing zu realisieren. Unser Logo auf einem professionellen Racingcar auf legendären Rennstrecken wie 24h von Spa, Hockenheim oder Barcelona war schon ziemlich cool.
myTischtennis.de: Inzwischen seid ihr in mehr als 300 Partnershops weltweit gelistet, habt mehr als 20 Produkte im Sortiment. Was ist für 2023 geplant?
Sebastian Sauer: 2023 wird es von uns nach drei Jahren wieder eine neue lange Noppe sowie ein Allround-Holz geben, worauf wir sehr stolz sind. Wir bringen ja immer nur Produkte heraus, wenn wir glauben, dass sie unseren Spielern wirklich weiterhelfen. Außerdem wird es wieder die eine oder andere Marketing-Aktion geben, aber das ist noch ein Geheimnis. In jedem Fall möchten wir unsere Mission weiterverfolgen, Noppen als cooles und interessantes Spielsystem weltweit bekannt zu machen. Das ist ein ganz zentraler Punkt unserer Mission: Wir wollen Noppen cooler machen.
myTischtennis.de: Dass Noppen cool sind, würden viele Spieler, die nicht so gerne gegen Noppen spielen, sicher nicht unterschreiben. Was macht Noppen in deinen Augen cool?
Sebastian Sauer: Noppen bringen spannende Elemente in den Tischtennissport. Es gibt super viele coole Noppenspieler mit individuellen Spielweisen. Wir glauben, dass man damit dem Spiel noch mehr seinen Stempel aufdrücken kann als mit einer konventionellen, offensiven Spielweise. Es muss natürlich auch zum Naturell des Spielers passen. Mein Eindruck ist: Wer verrückte Ideen „out of the box“ hat, wer Individualist und ein Unternehmertypus ist, sich gern tief mit neuen Dingen beschäftigt, spielt tendenziell überdurchschnittlich oft mit Noppen. Würden Persönlichkeiten wie Elon Musk, André Rieu oder Zinédine Zidane Tischtennis spielen, vermutlich würden sie zu Noppen greifen (lacht).
Mehr Informationen zur Marke finden Sie auf der Sauer&Tröger-Webseite
(Sauer&Tröger/JS)
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