10.03.2025 - Ein Trainer, der wegen sexueller Belästigung von der ITTF für zehn Jahre gesperrt wird - im Tischtennis keine häufige Nachricht. myTischtennis.de-Redakteurin Alex Thätner nimmt dies zum Anlass und fragt sich, ob der Sport wirklich so sauber ist und (sexualisierte) Gewalt kaum vorkommt, oder nicht vielmehr eine Bereitschaft, sensibel hinzuschauen, fehlt. Sie fordert eine bessere Präventionsarbeit an der Basis in den Vereinen. Denn dort ist das Thema aus ihrer Sicht kaum präsent.
Als ich den Text meiner Kollegin las, dass mit Xu Ke ein Trainer und ehemaliger Spieler von der ITTF wegen sexueller Belästigung für zehn Jahre suspendiert wurde, war mein erster Gedanke: „Ja, auch im Vereinssport sind sexuelle Übergriffe leider traurige Realität.“ Doch schon im nächsten Moment kam ich ins Stutzen. Eigentlich bekommt man doch recht wenig mit von sexualisierter Gewalt im Tischtennis.
Dabei kann ich mir nicht vorstellen, dass unser Sport so sauber sein soll. Im Gegenteil. Ich denke, dass Leistungssport und wettkampforientierter Breitensport strukturell bedingt besonders gefährdet sind, was Belästigung, Machtmissbrauch, verbale Übergriffe und psychische Gewalt angeht. Immerhin bestehen gerade für die Sportlerinnen und Sportler einige Abhängigkeiten, bei Hilfestellungen kommt es zwangsläufig immer wieder zu Körperkontakt und gerade der Nachwuchsbereich ist besonders schutzbedürftig.
Erste Schritte in der Prävention auf höchster Ebene
Gerade deshalb finde ich Präventionsarbeit unglaublich wichtig. Als ich mich auf die Suche gemacht habe, um zu schauen, was es in diesem Bereich bisher gibt, war ich erstaunt, wieviel Materialien auf Seiten des DTTB zu finden sind. Erstaunt deshalb, weil ich bisher so gut wie nichts davon mitbekommen habe, dass dieses Thema auf dem Schirm der Verantwortlichen ist.
Natürlich kann ich an dieser Stelle nur von meinen eigenen Erfahrungen ausgehen und vielleicht sieht es woanders bereits ganz anders aus. Aber als ich im vergangenen Sommer die Betreuung einer Jugendmannschaft übernommen habe, musste ich meinem Verein lediglich ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen. Präventionsschulung? Bestehendes Schutzkonzept, das ich kennen sollte? Präventionsschutzbeauftragter? Fehlanzeige. Das kenne ich aus der Jugendarbeit in anderen Kontexten durchaus ganz anders.
Auch auf Verbandsebene gibt es - zumindest bei meinem Verband, dem WTTV - eine Seite mit vielen Infomaterialien, mit einem Schutzkonzept für den Verband. Warum kommt davon so wenig in den Vereinen an? Mein Eindruck ist, die Haltung ist noch viel zu oft: „Bei uns passiert sowas nicht.“ Dabei braucht es gerade eine sensible Kultur des Hinschauens, um Gefahren zu erkennen und für Betroffene ansprechbar zu sein. Ich würde mir wünschen, dass wir uns mehr für diese gesellschaftlichen Probleme, die eben auch den Vereinssport treffen, sensibilisieren - und das gelingt am besten durch Präventionsarbeit.
Gibt es in Ihrem Verein eine Präventionsarbeit? Was ist Ihr Blick auf Gewalt im Vereinssport? Teilen Sie uns Ihre Erfahrungen in der Kommentarspalte mit.
(AT)
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