04.02.2025 - Dass sich die drei chinesischen Stars Ma Long, Fan Zhendong und Chen Meng aus der Weltrangliste und dem WTT-Kosmos zurückgezogen haben, sorgte Ende des Jahres für Trubel in der Szene. Vorige Woche veröffentlichte der chinesische Verband die internen Qualifikationskriterien für die WM, woraus hervorgeht, dass den drei Olympiasiegern ein Startplatz angeboten wird. myTischtennis.de-Redakteurin Janina Schäbitz überlegt in ihrem Blog, was ihre Rückkehr für Auswirkungen hätte.
Ein Weltmeister, der keinen Weltranglistenplatz hat? Das hat es in der Tischtennisgeschichte wohl noch nicht gegeben. In diesem Jahr ist es zumindest theoretisch möglich, denn den drei aus dem Ranking zurückgetretenen Chinesen Fan Zhendong, Ma Long und Chen Meng wird vom nationalen Tischtenniverband ein Platz bei den diesjährigen Welttitelkämpfen angeboten. So lässt es sich aus den Qualifikationskriterien ableiten, die der chinesische Verband vorige Woche für sein WM-Team veröffentlicht hat. Können wir uns also auf ein unverhofft frühes Comeback des Trios im Mai in Doha freuen? Und wie würde ihre Rückkehr ganz konkret ablaufen, wenn sie als Spieler ohne Weltranglistenplatz am Turnier teilnähmen?
Automatischer Startplatz für Olympiasieger
Spannende Fragen, wie ich finde. Aber fangen wir ganz vorne an. Was hat der chinesische Verband genau veröffentlicht? In einer Mitteilung auf der Verbandsseite listet er verschiedene Optionen auf, um sich für einen der fünf Startplätze, die China bei der WM pro Geschlecht zustehen, zu qualifizieren. Als Erstes erhalten alle Olympiasieger von Paris automatisch ein Ticket, wenn sie möchten. Damit sind neben Wang Chuqin, Sun Yingsha und Wang Manyu auch die nicht mehr in der Weltrangliste geführten Goldmedaillengewinner Fan Zhendong, Ma Long und Chen Meng gemeint. Weitere Möglichkeiten, sich für das WM-Team zu qualifizieren, sind die Weltrangliste (die beiden bestplatzierten Chinesen im Ranking vom 11. März erhalten einen Startplatz) und wichtige Turniere wie der World Cup, der aktuell laufende Singapore Smash und der Asian Cup (jeweils die Sieger erhalten ein Ticket). Wenn dann noch nicht alle Plätze besetzt sind, entscheiden die Nationaltrainer über ihre Vergabe.
Dass Ma Long sich zu einer Rückkehr in Doha entschließt, halte ich für weniger wahrscheinlich. Schließlich hatte er bei der Team-WM in Busan voriges Jahr schon emotional seinen WM-Abschied erklärt. Zwar räumte er nach den Olympischen Spielen ein, dass er seine Karriere noch nicht ganz beenden wolle. Aber mit ihm rechne ich dann eher wieder bei einem Turnier auf heimischem Boden. Bei Chen Meng oder Fan Zhendong kann ich mir eine WM-Teilnahme schon eher vorstellen. Bei Ersterer steht der Einzel-WM-Titel noch auf der Bucket List, um den Grand Slam zu vollenden. Letzterer wäre als amtierender Weltmeister auch für den World Cup qualifiziert, der vom 14. bis 20. April stattfindet. Sollte er den Plan verfolgen, bei der WM zu starten, wäre auch eine Teilnahme beim World Cup von Vorteil, da er auf diese Weise immerhin 1500 Weltranglistenpunkte gewinnen könnte, die bedeuten würden, dass er in Doha nicht komplett ohne Setzung starten müsste. Denn durch den Rückzug Ende Dezember sind alle gesammelten Weltranglistenpunkte verloren und können durch ein Revidieren der Entscheidung nicht wiederhergestellt werden.
Lösung durch Task Force?
Das hätte natürlich krasse Auswirkungen auf das WM-Turnier, wenn die Chinesen wirklich ohne Weltranglistenplatz zu ihren Kollegen stießen. Denn ohne Setzung könnten sie schon in der ersten Runde auf andere hochkarätige Spieler treffen, was den Glücksfaktor, welche Überraschungen die Auslosung bereithält, noch mal verstärkt. Ein Szenario, das nicht unbedingt im Interesse der ITTF liegt. Und was wäre nach der WM? Wenn die Chinesen wieder ordentlich Weltranglistenpunkte gesammelt haben, erneut im Ranking auftauchen und damit auch an obligatorischen WTT-Turnieren teilnehmen müssten, was sie ja offensichtlich gerade nicht wollen? Treten sie dann wieder aus der Weltrangliste aus, bis das nächste Turnier kommt, das sie bestreiten wollen? Das erscheint alles nicht im Sinne des Erfinders.
Vielleicht kann bis zu diesem Groß-Event ja noch eine Lösung zwischen dem Weltverband und den Spielern gefunden werden. Im Rahmen des Singapore Smashs wurde der versammelten Spielerschaft bereits die Gelegenheit gegeben, dem Verband Sorgen und Nöte im Turnieralltag zu schildern. Die zu diesem Zweck gebildete Task Force sprach auch konkret mit Fan, Chen und Ma. Am Ende wird sie Empfehlungen aussprechen, wie das System verbessert werden kann. Und vielleicht auch, wie die chinesischen Stars wieder in die Weltrangliste zurückfinden können, ohne Geldstrafen und Null-Wertungen zu fürchten. Das würde den Boden auf dem Weg nach Doha für sie sicherlich entscheidend ebnen. Wenn dabei auch noch die oft gescholtenen Bedingungen bei WTT für alle Spieler - und nicht nur für die Top-Stars - besser würden, hätte sich die ganze Aktion doch wirklich gelohnt.
(JS)
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