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Blog: Schritt in die "Zukunft" - jetzt wirklich?

Der Blick ging beim Mixed Team World Cup öfters nach oben zum Bildschirm (©ITTF)

09.12.2024 - Der Videobeweis ist in vielen anderen Sportarten bereits ein alter Hut. Im Tischtennis wurde seine Verwendung bereits mehrfach angekündigt und getestet, die dauerhafte Einführung allerdings noch nicht vollzogen. Beim ITTF Mixed Team World Cup kam der Videobeweis vorige Woche nun wieder testweise zum Einsatz. myTischtennis.de-Redakteurin Janina Schäbitz argumentiert in ihrem Blog, warum es langsam an der Zeit ist, dass er auch wirklich eingeführt wird.

Eishockey, Feldhockey, Basketball, Tennis, American Football, Fußball - dies ist nur eine kleine Liste an Sportarten, die mir spontan einfallen, bei denen auf Ligaebene oder bei großen Turnieren schon lange der Videobeweis verwendet wird. In Deutschland war die Deutsche Eishockey-Liga der Vorreiter, der schon in der Saison 1999/2000 die Möglichkeit zur Verfügung stellte, strittige Entscheidungen noch einmal auf dem Monitor zu überprüfen. Das ist 25 Jahre her. Im internationalen Tischtennis dauerte es etwas länger. Erstmals bei einem offiziellen ITTF-Turnier wurde die „Table Tennis Review“, auch „TTR“ genannt, bei den Grand Finals im Dezember 2019 verwendet. Nach der erfolgreichen Feuertaufe war man dann auch motiviert, das Ganze bei großen Turnieren wie den Olympischen Spielen 2020 in Tokio einzusetzen. Doch dann kam die Corona-Pandemie, die Olympischen Spiele wurden verschoben und der Videobeweis landete in einer Schublade. 

Lange Hängepartie

So weit, so gut und auch verständlich. Doch die Corona-Pandemie ist lange vorbei und es wird Zeit, dass sich endlich etwas tut. Schon beim Treffen des ‚Board of Directors‘ der ITTF während der WM 2021 in Houston war entschieden worden, dass der Videobeweis mit sofortiger Wirkung eingesetzt werden solle. Dass es dann trotzdem noch einmal drei Jahre gedauert hat, bis die ITTF in diesem Jahr erneut die Einführung der Review-Technologie beschlossen hat, ist dagegen weniger verständlich. Bei der WM 2025 in Katar solle die „TTR“ eingesetzt werden, wurde im März verkündet, eine Testphase in Kürze beginnen. Zum Test kam es nun vorige Woche, beim Mixed Team World Cup in Chengdu. Und siehe da: Allein am Finaltag machten Spieler sechsmal von der Möglichkeit Gebrauch, eine strittige Situation per Videobeweis zu überprüfen (zum Beispiel bei 2:27:13). Man könnte also sagen, der Bedarf scheint durchaus vorhanden zu sein.

Wenn man mal von den Diskussionen absieht, die der Videobeweis im Fußball in den vergangenen Jahren mit sich gebracht hat, halte ich die Einführung im Tischtennis für eine wirklich sinnvolle Sache. Die beiden Schiedsrichter sitzen halt einfach manchmal nicht in der richtigen Position, um genau beurteilen zu können, ob ein Aufschlag verdeckt war oder ein Ball doch noch die Kante berührt hat oder nicht. Wie oft hört man Klagen, dass dieser oder jener Spieler ja immer falsche Aufschläge mache? In einer Sportart, die sich selbst ihrer Fairness rühmt, muss gegen sowas vorgegangen werden können, damit die ehrlichen Spieler nicht im Nachteil sind. Wenn künftig beispielsweise Kantenbälle, Netzroller und die Einhaltung der Aufschlagregeln überprüft werden können, ist dies ein großer, wenn auch längst überfälliger Schritt in die richtige Richtung.

Diesmal aber wirklich

Einen Vorteil hat es, dass der Tischtennissport mit der Einführung dieser Technologie so spät dran ist: Man kann von den Erfahrungen anderer Sportarten profitieren. Im Tischtennis wird es - wie zum Beispiel auch im Hockey - so sein, dass jeder Spieler oder jedes Doppelpaar pro Spiel zwei Möglichkeiten hat, eine Entscheidung zu überprüfen. Wurde der Videobeweis zu Unrecht bemüht, verfällt eine Möglichkeit, behält der Spieler Recht, bleiben beide bestehen. Manch einer mag argumentieren, dass man den Videobeweis dann auch als taktisches Mittel einsetzen könnte. Dies würde ich, wenn ich es gegen den Zugewinn an Fairness aufwiege, jedoch als vernachlässigbaren Nachteil ansehen. Wichtig ist, dass die ITTF jetzt auch wirklich den letzten Schritt geht und den Videobeweis wie geplant bei der WM 2025 einführt - und nicht ein weiteres Mal verschiebt oder im Sande verlaufen lässt. Es wird auch im Tischtennis Zeit für die Zukunft. Denn anderswo ist diese schon längst Gegenwart.

(JS)

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