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Blog: China-Coup: Bereicherung oder Legionärswesen

myTT-Redakteur Fabian Kleintges-Topoll freut sich auf die Top-Chinesen in der CL. (©Post SV Mühlhausen)

15.07.2024 - Mit der Verpflichtung von Liang Jingkun und Lin Gaoyuan ist dem Post SV Mühlhausen ein echter Transfercoup gelungen. Die beiden Top-Chinesen werden in der kommenden Saison nur in der Champions League aufschlagen und den Klub aus Thüringen nach einjähriger Königsklassen-Pause wieder auf internationalem Parkett vertreten. myTT-Redakteur Fabian Kleintges-Topoll bewertet die spektakulären Wechsel in seinem Blog.

Als ich an Ostern live vom ersten Final-Four-Turnier der Champions-League-Geschichte in Saarbrücken berichten durfte, bekamen wir Journalisten und die Zuschauer in der Saarlandhalle schon viele internationale Stars zu sehen. Im kommenden Jahr könnte das Niveau noch höher werden, vorausgesetzt der Post SV Mühlhausen qualifiziert sich für das Endrundenturnier der besten vier Mannschaften Europas. Fleißig Vorarbeit zum Erreichen dieses Ziels hat der Bundesligist in der vergangenen Woche mit den Verpflichtungen von Liang Jingkun und Lin Gaoyuan zumindest schon mal geleistet. Der CL-Halbfinalist von 2023 hat Großes vor, wie Trainer Erik Schreyer im myTischtennis.de-Interview erklärte. Für den Verein spielte auch der unternehmerische Blick eine Rolle.

Wie aber ist der Überraschungscoup zu bewerten? Zunächst einmal ist dieser für mich eine Bereicherung. Fast 30 Jahre ist es her, als ein Top-Chinese letztmals für einen deutschen Verein spielte. Wang Liqin ging in der Saison 1996/97 für den TTC Jülich an den Start, enttäuschte jedoch damals mit einer 0:4-Bilanz. Die Fans in der stimmungsvollen Halle des Post SV dürfen sich auf attraktive Spiele mit Beteiligung der beiden Top-Ten-Spieler freuen. Und das ist für mich deutlich wichtiger, als in solchen Fällen sofort von fehlender Identifikation, teuren Söldnern, Wettbewerbsverzerrung oder weiteren negativen Aspekten zu sprechen – zumal der Kern der Mannschaft aus Steffen Mengel, Ovidiu Ionescu und Daniel Habesohn erhalten bleibt.

Keine Titelgarantie, Spannung und Aufmerksamkeit werden gesteigert

Eine Garantie für die Champions-League-Krone bedeuten die namhaften Neuzugängen nicht. Das hat das Beispiel Neu-Ulm gezeigt. Trotz des Engagements von Dimitrij Ovtcharov, Tomokazu Harimoto, Lin Yun-Ju, Truls Moregardh und Quadri Aruna blieb dem TTC der Titel verwehrt. Ein Vergleich mit Neu-Ulm wäre allerdings an dieser Stelle nicht fair, da der Post SV Mühlhausen im Gegensatz zum früheren Ebner-Klub ganz andere Strukturen aufweist. Ich muss zugeben, dass ich nicht der größte Fan der Regel bin, Profis nur für die Champions League zu verpflichten – getreu dem Motto „Ganz oder gar nicht“. Doch es ist nun mal erlaubt, vermeintliche Legionäre an Land zu ziehen. Wenn man erhrlich ist, läuft das in den unteren Spielklassen auch nicht anders – ob man es nun gutheißt oder nicht. 

Letztlich bleibt zu hoffen, dass Liang und Lin trotz des vollen WTT-Kalenders auf dem Königsklassen-Parkett ihre besten Leistungen abliefern und eine Bindung zum Verein und zum Umfeld aufbauen können. Der Spannungsfaktor sowie die Aufmerksamkeit, Popularität und Medienwirksamkeit des Wettbewerbs würde definitiv größer werden. Die Konkurrenz aus Düsseldorf oder Saarbrücken dürfte jedenfalls gewarnt sein. Die Vorfreude auf das zweite Final-Four im Jahr 2025 ist bei mir schon jetzt groß. Vielleicht schaffen es ja dann auch wieder drei deutsche Mannschaften dorthin. 

Was halten Sie vom Transfercoup des Post SV Mühlhausen? Berichten Sie darüber gerne in der Kommentarzeile. 

(FKT)

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