Play-off-Finalspiele

Alex' Blog: Großevent oder heimische Kulisse?

Chantal Mantz jubelt im Play-off-Halbefinale. Die Fans sitzen direkt an der Bande und fiebern mit. (©Roscher)

01.07.2024 - Die deutschen Mannschaftsmeister der Damen und Herren sind gefunden. Borussia Düsseldorf und der ttc berlin eastside verteidigten ihre Titel. Der Weg zum Ziel war für beide Teams jedoch unterschiedlich. Während sich Berlin zweimal gegen den TTC Weinheim durchsetzen musste, reichte Düsseldorf ein einzelner Sieg gegen Saarbrücken zum Titelgewinn. Beide Formate sprechen unterschiedliche Fan-Typen an, glaubt myTischtennis.de-Redakteurin Alex Thätner. Für sie ist klar, welche Form sie favorisiert.

Sowohl in der TTBL als auch in der Damen-Bundesliga sind die deutschen Meister nicht zwingend die Vereine, die während der Saison die konstanteste Leistung zeigten – schmerzlich erfahren musste das am vergangenen Wochenende der 1. FC Saarbrücken-TT, der die Hauptrunde der Liga bei den Männern mit deutlichem Vorsprung vor Borussia Düsseldorf abschloss, den Rheinländern nach dem verlorenen Finale dennoch zum Titel gratulieren musste. Ähnlich wie bei den Herren werden auch bei den Damen nach der Hauptrunde der Liga noch weitere Play-off-Spiele ausgetragen. Anders als Düsseldorf musste sich Berlin im Finale jedoch zweimal gegen den Herausforderer TTC Weinheim durchsetzen, um die erfolgreiche Titelverteidigung feiern zu können. Doch welche Form ist für den Tischtennis-Fan attraktiver? Ein einzelnes Finalspiel oder Hin- und Rückspiel?

Mehr Spannung, mehr Event, größere Chance für Außenseiter

Für mich ist das offensichtlichste Argument die Spannung. In einem einzigen Spiel geht es um alles oder nichts. Ausrutscher lassen sich nicht mehr korrigieren, langweiliges Vorgeplänkel gibt es ebenso wenig. Es ist eindeutig: In diesem Moment fällt die Entscheidung. So lässt sich ein einzelnes Finalspiel viel eher als Event stilisieren – als DAS Highlight, auf das man am Ende einer Saison hinfiebert und mitfeiert.

Wird ein Finale auf zwei Spiele aufgeteilt, wird ihm meiner Meinung nach eine ordentliche Portion Dramaturgie genommen. Dem Hinspiel fehlt die Spannung, weil noch nichts entschieden ist. Dem Rückspiel, weil es möglicherweise doch einen ersten Fingerzeig wenige Tage zuvor gab, bei einem klaren Erfolg womöglich sogar einen äußerst deutlichen, wer sich zum deutschen Meister krönen könnte. Selbstverständlich können sicher geglaubte Titel auch nach einem deutlichen Hinspielsieg noch aus der Hand gegeben werden, aber wie häufig ist das schon der Fall?

Das führt direkt zu einem zweiten Punkt: In einem einzelnen Spiel sind Überraschungen und Außenseitersiege viel eher möglich als in zwei Duellen. So strauchelte beispielsweise Berlin im Halbfinale beim 5:5 gegen den TSV Dachau, kam allerdings aufgrund des Sieges im Hinspiel nicht zu Fall. Ähnlich war es im Halbfinale der TTBL. Der TSV Bad Königshofen schockte Borussia Düsseldorf mit einem deutlichen 3:1-Sieg vor heimischer Kulisse. Allerdings konnten die Unterfranken das Husarenstück kein zweites Mal wiederholen, sodass am Ende doch Düsseldorf seiner Favoritenrolle gerecht wurde und ins Finale einzog.

Große Titelfeiern vor heimischer Kulisse in eigener Halle

Doch gerade die heimische Kulisse ist für mich das stärkste Argumente, um ein Finale auf Hin- und Rückspiel aufzuteilen – damit beide Mannschaften vor ihren eigenen Fans spielen können. Die Atmosphäre in Bad Königshofen bei dem Sieg gegen Düsseldorf war selbst durch den TV-Bildschirm großartig. Sportlerinnen und Sportler, Sponsoren und treue Vereinsfans freuen sich sicherlich über entscheidende Auftritte und große Titelfeiern in eigener Halle. Bei einem einzigen Finalspiel wäre das so nicht möglich, schließlich müsste es auf neutralem Boden ausgetragen werden. Und ja, wenn sich Weinheim in Berlin zum deutschen Meister gekrönt hätte, wäre das auch nicht in eigener Halle gewesen. Aber bei einem Hin- und Rückspiel hat zumindest die Mannschaft, die im Rückspiel das Heimrecht hat, die Chance, zu Hause feiern zu können.

Und sowieso wird sich nicht jeder Fan eine möglicherweise weite Fahrt zum neutralen Austragungsort des einzelnen Finalspiels leisten können – sei es aus finanziellen, zeitlichen oder anderen Gründen. Das (Teil-)Finale in eigener Halle ist somit auch ein Dank an die treuen Fans, die während der gesamten Saison ihre Mannschaft unterstützt haben – gewissermaßen eine fast schon familiäre Atmosphäre in gewohnter Umgebung.

Anonymes Großevent oder gemeinsame Titelfeier?

Ich bin überzeugt, die Veranstaltungen sprechen unterschiedliche Fan-Typen an. Der treue Vereinsfan, der keine großen Reisen auf sich nehmen mag, wird einen Teil des Finals in eigener Halle genießen – erst recht, wenn sich direkt eine Titelfeier seiner Mannschaft anschließt. Sind die Finalspiele nicht als große Events inszeniert, sind die Fans außerdem näher dran an ihren Sportlerinnen und Sportlern und können den Erfolg gemeinsam feiern.

Nah dran ist man als Fan in der Süwag Arena in Frankfurt in der obersten Reihe ganz sicher nicht. Hier ist es für den Großteil eher ein anonymes Großevent. Für den neutralen Tischtennis-Fan, der sich keinen Vereinsfarben verschrieben hat, ist ein solches Event sicherlich attraktiver – mehr Spannung, mehr Emotionen, mehr drumherum. Und auch unter den Vereinsfans gibt es genügend, die ihrer Mannschaft hinterherreisen und dem Finale erst den Event-Charakter verleihen – wie die Fanclubs aus Saarbrücken und Düsseldorf in Frankfurt gezeigt haben.

Für mich ist genau dieses Event-Feeling das richtige – der Tag, der im Kalender steht und ganz meinem Herzenssport gewidmet ist. Ich will die großen Emotionen im Sport erleben, dann, wenn es um alles oder nichts geht. Für mich ist das einzelne Finalspiel genau richtig. Aber vielleicht gebe ich im nächsten Jahr dem Modus mit Hin- und Rückspiel auch einfach mal eine ehrliche Chance, mich zu begeistern.

Und dann gibt es noch die Frage, ob Finalspiele überhaupt sein sollten oder der Erstplatzierte der Liga ohne weitere Play-offs Meister wird. Aber das ist dann ein neues Thema…

Welcher Modus der Play-off-Finalspiele gefällt Ihnen besser? Aus welchen Gründen? Erzählen Sie gerne in der Kommentarzeile.

(AT)

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