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Blog: Olympiakampf schon vor Eröffnung gewonnen

Es hat sich gelohnt: Luka Mladenovic darf zu den Olympischen Spielen nach Paris (©ITTF)

25.06.2024 - Einen Monat vor dem Startschuss zu den Olympischen Spielen bringen sich die Topspieler langsam in Position, um beim größten Sport-Event der Welt Ruhm und Ehre zu erlangen. Für manche Athleten wurde der größte Kampf jedoch schon vor der Eröffnungsfeier in Paris gewonnen: Für sie ging es zunächst um die Qualifikation für die Spiele, die für die Stars mehr oder weniger Formsache ist. myTischtennis.de-Redakteurin Janina Schäbitz macht in ihrem Blog auf diesen Erfolg aufmerksam.

„Dabei sein ist alles“ - so lautet der olympische Gedanke, der noch auf Pierre de Coubertin, den Initiator der Spiele der Neuzeit, zurückgehen soll. Spätestens wenn Ende Juli die Jagd auf Medaillen und Treppchenplätze beginnt, wird dieses Motto bei vielen Sportlern in den Hintergrund treten, weil ihre Ambitionen über die reine Teilnahme hinausgehen. Für viele andere Athleten sind die Olympischen Spiele jedoch schon die große Belohnung für viele harte Monate, in denen sie sich abgemüht haben, einen der wenigen und heiß begehrten Startplätze zu ergattern. Mit der Veröffentlichung der Weltrangliste vorige Woche - und der darauffolgenden offiziellen Nominierung durch die Nationalen Olympischen Komitees - ist der lange Kampf um die Startplätze beendet. Denn nun steht fest, wer Teil der Olympischen Spiele sein darf und wer sie sich von der heimischen Couch aus anschauen wird.

Santoo Shrestha spielt, Mima Ito nicht

Es mag etwas befremdlich wirken, wenn Spieler wie Santoo Shrestha, Fabio Rakotoarimanana oder Mariana Sahakian, die einem teils vielleicht völlig unbekannt sind, zu dem erlesenen Kreis der 172 Tischtennisspielerinnen und -spieler gehören, die bei den Olympischen Spielen an den Start gehen dürfen. Zumal Top-20-Spieler wie Liang Jingkun, Lin Gaoyuan, Patrick Franziska, Wang Yidi oder Mima Ito wahrscheinlich keine aktive Rolle in Paris spielen werden, weil die nationale Konkurrenz einfach zu stark ist. Ist das gerecht, mag man sich da fragen. Bildet das die Spitze der Tischtennisszene bestmöglich ab? Es gibt unbestritten viele andere Turniere - gerade in Zeiten von WTT -, die in ihrer Breite besser besetzt sind, bei denen es schwieriger ist, auf das Treppchen zu gelangen als bei den Olympischen Spielen. Aber das ist bei diesem besonderen Event halt der Deal: Alle Kontinente sollen repräsentiert sein und pro Nation dürfen maximal drei Athleten jedes Geschlechts an den Tischtenniswettbewerben teilnehmen. Das ist allen bewusst und macht den Kampf um die Plätze in den starken Nationen spannender, und unter jenen Sportlern, für die die Teilnahme an einem Grand Smash zum Beispiel außer Reichweite liegt, überhaupt erst möglich. Und nicht zuletzt führen diese besonderen olympischen Regeln natürlich auch dazu, dass eine Nation allein nicht alle Treppchenplätze belegen kann, was aus Sicht der chinesischen Gegner sicherlich ein netter Nebeneffekt ist.

Während man sich in Deutschland und anderen großen Tischtennisnationen intern um die Besetzung der schon lange sicheren Startplätze stritt, bekam man den Kampf, der anderswo bis vorige Woche um die Teilnahme an den Spielen herrschte, nicht so recht mit. Dabei haben sich viele Sportler in den vergangenen Monaten mit diesem großen Ziel vor Augen einiges abverlangt. Der ehemalige Mainzer und künftige Grenzauer Luka Mladenovic etwa offenbart nach der nun sicheren Qualifikation auf seinem Instagramkanal, dass dieses Jahr eines der intensivsten Jahre seines Lebens war. Er habe seine engsten Freunde und seine Familie lange Zeit nicht gesehen, lebte aus dem Koffer, um bei diversen WTT-Events Weltranglistenpunkte zu gewinnen. Zuvor hatte es der Luxemburger gemeinsam mit Xia Lian Ni über das Mixed-Doppel versucht, nach Paris zu kommen, war aber knapp gescheitert. Oder man schaue sich die Achterbahnfahrt an, die Georgina Pota hinter sich hat. Beim europäischen Olympia-Qualifikationsturnier in Sarajevo hatte die Ungarin dreimal in einem entscheidenden Match um ein Olympia-Ticket gestanden - und dreimal verloren. Beim letzten Versuch gegen Margaryta Pesotska hatte sie sogar einen 0:3-Rückstand noch aufgeholt, um dann im siebten Satz noch zu verlieren. Am Ende haben Pota und Mladenovic die Qualifikation beide noch über die Weltrangliste geschafft.

Viel investiert

So viele Nerven und Entbehrungen, so viel Zeit und Geld sind in den vergangenen Monaten investiert worden - immer mit dem einen Ziel vor Augen, zu den Olympischen Spielen zu fahren, und mit der drohenden Gefahr, dass doch alles umsonst gewesen sein könnte. Und für einige ist es am Ende schließlich auch genau so gekommen. Auch wenn in einem Monat wahrscheinlich andere Akteure in Paris mit Edelmetall geehrt werden, haben sich diese Sportler schon jetzt großen Respekt verdient. Denn dabei sein ist manchmal schließlich doch alles.

(JS)

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