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DM-Blog: TT-Finals - wirklich ein Modell der Zukunft?

myTT-Redakteur Fabian Kleintges-Topoll im Interview mit U19-Meisterin Mia Griesel. (©Gohlke)

17.06.2024 - Die ersten TT-Finals in 99 Jahren DTTB sind vorüber. 500 Aktive haben in Erfurt von Donnerstag bis Sonntag ihre neuen deutschen Meister der Damen/Herren, Jugend 15/19 und Amateur-Leistungsklassen gekürt. myTischtennis.de-Redakteur Fabian Kleintges-Topoll war an allen Turniertagen in den Messehallen vor Ort und zieht seine persönliche Bilanz. Schon jetzt steht fest: Die Veranstaltung wird nach der gelungenen Premiere im kommenden Jahr an Pfingsten in die nächste Runde gehen.

Monatelang hatte der DTTB für das größte Tischtennis-Fest Europas geworben und im Vorfeld logistisch einiges bewegt. So sind unter anderem 9.000 Quadratmeter Unterboden verlegt, 1.600 Banden aufgestellt und über 1.100 Spielbälle besorgt worden. Die Zahlen zeigen: In Erfurt war alles wesentlich größer, als man es bisher von den deutschen Meisterschaften kannte. Auch für uns als Redaktion war die Veranstaltung absolutes Neuland, wir mussten sie mit Blick auf unsere Berichterstattung ebenfalls auf uns zukommen lassen. Bei der Anreise stellte ich mir noch die Frage: Ist das Event nicht als zweischneidiges Schwert zu betrachten, haben die Jugendlichen ansonsten nicht viel mehr Aufmerksamkeit, mussten sie doch parallel und im Schatten der Profis um die DM-Titel spielen?

Viel Unruhe in der Messehalle 2, lange Wege für die 1.000 Akkreditierten

Bedenken, die schon nach zwei Tagen widerlegt worden sind. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass ich das Jugend-19-Turnier zum Auftakt noch komplett verfolgen konnte. Statt in einer normalen Großraumturnhalle waren die Gegebenheiten für die deutschen Nachwuchsasse und die Amateure aus den Leistungsklassen im Vergleich zu den Jahren zuvor besonders. Nahezu jeder Athlet, mit dem ich mich unterhalten habe, war komplett begeistert. Einziger Kritikpunkt: Durch das Kommen und Gehen in der Messehalle 2 war der Trubel meiner Meinung nach zu groß. Unruhig war es rund um die Tische, während der Jugend-19-Finals spielten sich nebenan schon wieder die nächsten Aktiven ein. Die Tribünenplätze reichten nicht aus, in den Ecken tummelten sich viele Zuschauer auf den Stehplätzen. DTTB-Präsident Andreas Hain kündigte schon eine Aufstockung an.

Insgesamt waren 7.000 Zuschauer an allen Tagen vor Ort. Eine stattliche Zahl. Die Organisatoren zogen ein durchweg positives Fazit. Für mich bedeutete die Multi-DM zusätzlichen Stress. Ab Samstag richteten wir den Fokus unserer Artikel wie gewohnt auf die Damen und Herren. Zeit, um bei den anderen Wettbewerben in der zweiten Halle vorbeizuschauen, war nicht mehr vorhanden. Die Wege waren weit, wie die Stoppuhr belegte. Dreieinhalb Minuten benötigte man durch die Gänge, die auch durch diverse Lager führten, von Halle 1 zu Halle 2. Positiv zu erwähnen ist dafür, dass die Finals der U15-Jugendlichen in die Haupthalle verlegt worden sind. Josi Neumann und Jonas Rinderer durften sich mit viel Applaus vor vollen Rängen feiern lassen. 

Wucher-Preise beim Catering, Erwachsenen-DM profitiert vom Zusammenschluss

Und auch sonst war für Groß und Klein einiges geboten. Die Stadt Erfurt befand sich wegen des Krämerbrückenfests ohnehin schon im Ausnahmezustand. Das vielfältige Mitmachprogramm im Außenbereich des Messegeländes wurde gut angenommen. VR-Tischtennis, Pickleball, Teqball und vieles mehr konnte im „Fun-Park“ neben den üblichen Ständen ausprobiert werden. Ein zusätzliches Schmankerl für alle Fußballfans: Auf einer Großbildleinwand wurde neben den DM-Livestreams am Freitag auch das EM-Eröffnungsspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Schottland gezeigt. Fürs Public Viewing haben sich viele Besucher ins Deutschland-Trikot geschmissen. 

Durch die Verteilung der Menschenmassen hatte die Multi-DM etwas von einem Festival, so fasste es auch Michael Kynast, Geschäftsführer des Erfurter Messeteams zusammen. Weniger schön: Während des gesamten Zeitraums galten in den Hallen die üblichen Messepreise. 7,50 Euro für einen Hotdog oder 6 Euro für eine Bratwurst sind für mich völlig überzogen, wenn man bis zu zwölf Stunden pro Tag dort verbringt. In einigen Bereichen ist also noch Luft nach oben, was nach einer Erstaustragung völlig normal ist. 2025 werden die TT-Finals an Pfingsten ausgetragen. Dann sind, wie eigentlich schon in diesem Jahr geplant, auch rund 500 Seniorinnen und Senioren der Altersklassen Ü40 bis Ü85 mit dabei. 

Der logistische Aufwand steigt weiter an, eine dritte Halle ist nötig, der Zeitplan soll optimiert werden. Zudem macht es das Verfolgen aller Wettbewerbe noch schwieriger. Gut möglich, dass irgendwann auch die Para-Wettbewerbe integriert werden. Der Standort in der Mitte Deutschlands ist für mich gut gewählt. Und auch die Erwachsenen-DM profitiert für mich: Ohne viele Stars hat die DM in den vergangenen Jahren an Wertigkeit verloren, der Zusammenschluss aller Wettbewerbe macht die deutschen Meisterschaften für alle Beteiligten definitiv wieder attraktiver. Die TT-Finals sind daher ein Modell der Zukunft! 

Wie haben Ihnen die ersten TT-Finals in Erfurt gefallen? Berichten Sie darüber gerne in der Kommentarzeile. 

(FKT)

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