Blog

Alex' Blog: Frust über fehlende Übertragung

Das Spiel von Timo Boll gegen Jonathan Groth gibt es bei Dyn nur im Re-Live zu sehen. (©Screenshot: Dyn)

05.06.2024 - Die beiden Penholder-Asse Dang Qiu und Felix Lebrun gegeneinander, Timo Boll auf seiner Abschiedstour gegen Jonathan Groth oder Dimitrij Ovtcharov gegen den Brasilianer Hugo Calderano – allesamt Tischtennis-Leckerbissen. Wer sich diese Begegnungen während des WTT Champions in Chongqing angucken wollte, schaute jedoch in die Röhre, zumindest in Deutschland. Sehr zum Ärger von myTischtennis-Redakteurin Alex Thätner. Warum die Spiele nicht zu sehen waren, lesen Sie in ihrem Blog.

Donnerstagmorgen vor einer Woche kurz vor 8 Uhr. Feiertag in NRW. Entspannt mache ich es mir auf dem Sofa bequem und schalte den Fernseher ein. In wenigen Augenblicken soll das Spiel zwischen Timo Boll und Jonathan Groth beginnen. Es ist eines der letzten internationalen Spiele von Boll, der vor rund einer Woche sein Karriereende angekündigt hatte. Für mich ist es selbstverständlich, seine letzten Spiele, wo es nur möglich ist, zu verfolgen.

Doch schnell ist es vorbei mit der entspannten Feiertagsstimmung. Die kostenpflichtige Streamingplattform Dyn überträgt lediglich die Spiele der Nachmittags-Session ab 12.30 Uhr deutscher Zeit. Die direkten Übertragungen auf dem YouTube-Kanal von World Table Tennis sind in Deutschland durch Geoblocking gesperrt. Neben mir ärgern sich auch einige andere myTischtennis-User, wie ein Blick in diverse Kommentarspalten verrät. Ich frage mich: Wofür zahle ich eigentlich ein Abo?

Seit rund einem Jahr überträgt Dyn Media zahlreiche Tischtennis-Spiele. Zunächst angefangen mit der Übertragung der Spiele der Tischtennis Bundesliga (TTBL), dann einige Spiele der Mannschaftseuropameisterschaft letztes Jahr in Schweden und nun eben seit diesem Jahr auch internationale Top-Turniere der WTT. Dazu zählen die Team-Weltmeisterschaft, die Grand Smashes, die Champions Series und die Cup Finals. "Möglich wird dieses Angebot durch eine exklusive Partnerschaft mit der WTT, die die Ausstrahlungsrechte im deutschsprachigen Raum mindestens für die Kalenderjahre 2024 und 2025 umfasst", heißt es von Dyn. Wer die Spiele sehen will, zahlt für ein Jahresabo 12,50 Euro pro Monat.

Schnell schaukeln sich Ärger und Unverständnis hoch, wenn etwas auf einmal Geld kosten soll, was zuvor kostenlos zur Verfügung stand. Und ebenso schnell wird aus jeder Mücke ein Elefant. Jede Kleinigkeit taugt für eine riesige Aufregung, dass man dafür nun auch noch Geld zahlen soll. Doch diese reflexartige und grundsätzliche Aufregung finde ich schwierig. Soll sich die Übertragung unseres Sports weiterentwickeln und besser werden, braucht es nunmal Geld. Qualität gibt es nicht umsonst. Es ist zwar längst nicht alles optimal, doch vieles hat sich bereits gut entwickelt. Deutschsprachige Kommentatoren gab es bei WTT-Turnieren zuvor nicht, die Aufmachung macht einiges her und entspannt den Fernseher einzuschalten, statt aus zig Links zu irgendwelchen Livestreams den richtigen herauszusuchen, finde ich auch sehr angenehm.

Und Potenzial für die weitere Entwicklung sehe ich ebenfalls. Sollte sich Dyn in Zukunft weitere Rechte sichern, wird vieles noch bequemer. Genau dies ist das Bestreben von Dyn. "Wir bemühen uns, das Angebot für Tischtennis-Fans weiter aufzubauen", heißt es. "Bei den Sportarten, die wir im Portfolio haben, schauen wir, welche Wettbewerbe auf dem Markt sind." Grundsätzlich finde ich die Richtung gut, in die sich die Übertragungen entwickeln. Dass ein solcher Aufbau Zeit braucht und nicht von heute auf morgen mit einmal Schalter umlegen erledigt ist, finde ich nachvollziehbar.

Doch dass ich nun ein Abo bezahle, um dann bestimmte Spiele NICHT mehr sehen zu können, obwohl sie grundsätzlich zur Verfügung stünden, ist für mich als Tischtennis-Fan dann doch sehr ärgerlich. Und ich ertappe mich durchaus bei dem Gedanken, dass Dyn sich die Übertragungsrechte besser nicht hätte sichern sollen, damit ich zwar etwa ohne deutschen Kommentator auskommen muss, dafür jedoch die Spiele überhaupt sehen könnte.

Kriterien für die Frage, welche Spiele übertragen werden, seien Turnierzeiten, sportliche Relevanz und Nachfrage seitens der Tischtennisfans. "Im Falle des WTT-Turniers in Chongqing haben wir uns für die attraktivsten Sendezeiten entschieden", lautet die Begründung von Dyn.

Dass ein Spiel wie etwa das von Dang Qiu gegen Felix Lebrun am Sonntagvormittag oder von Boll gegen Groth am Feiertagmorgen keine gute Turnierzeit sei oder Tischtennisfans womöglich nicht interessieren könnte, finde ich persönlich wenig überzeugend. Allerdings zeigt mir ein Blick in meinen Tischtennis-Freundeskreis auch, dass mein Interesse nicht zwingend das einer Mehrheit ist. Doch genau diese breitere Masse muss ein Anbieter wie Dyn im Blick haben - und nicht den Wunsch Einzelner. Hier treffen schlicht und ergreifend unterschiedliche Perspektiven aufeinander, die nicht immer vereinbar sind.

Zum Glück gewann Boll sein Auftaktmatch gegen Groth. So war mein Ärger schnell beruhigt, der im Falle einer Niederlage sicher noch größer gewesen wäre. So aber blieb die Chance, seinen Abschied aus China einen Tag später nach seinem Duell gegen Felix Lebrun live bei Dyn zu verfolgen.

(AT)

Kommentar schreiben

Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.

* Pflichtfeld

Copyright © 2024 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.