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Daniels Blog: Mutig, komplett auf Vierer-Teams umzustellen

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27.04.2021 - Bei einem Verbandsausschusstreffen des ByTTV in der vorletzten Woche wurde beschlossen, dass in den bayerischen Ligen ab der Saison 2022/23 bis zur Saison 2025/26 peu à peu eine Umstellung auf Vierer-Mannschaften erfolgen wird. Redakteur Daniel Koch hält das für eine nicht unumstrittene und durchaus mutige Entscheidung, die seiner Meinung nach aber Schule machen könnte.

Als ich von der Entscheidung des Bayerischen Tischtennis-Verbands hörte, den Spielbetrieb in seinen Ligen in den nächsten Jahren nacheinander von der Verbandsoberliga bis zu den Bezirksligen komplett auf Vierer-Mannschaften umzustellen, war ich sehr überrascht. Dass solch eine Umstellung bis einschließlich zur Saison 2025/26 flächendeckend in einem ganzen Landesverband vollzogen wird, damit hätte ich noch nicht gerechnet. Noch weniger damit, dass das in einem der größten Landesverbände passieren wird. Nachdem ein paar Tage vergangen sind, versuche ich eine Einordnung der Situation vorzunehmen: Ich sehe den Vorstoß als nicht unumstrittene und mutige Entscheidung an, die bei Gelingen im besten Fall zu Nachahmern führen dürfte. 

Doch sind Vierer-Mannschaften wirklich die bessere Lösung im Vergleich zu Sechser-Mannschaften? Klar ist, dass den Aktiven eine Gesamtspieldauer von dreieinhalb Stunden oder sogar noch mehr – so, wie es bei Sechser-Mannschaften häufig vorkommt – in der heutigen Zeit kaum noch zuzumuten ist. Gerade bei Spielen während der Woche, wenn am nächsten Tag der Wecker klingelt. Auch spricht deutlich gegen Sechser-Mannschaften, dass man in der Regel zu wenig selbst aktiv am Tisch steht. Zwar ist man sonst mit Anfeuern, Zählen und Coachen beschäftigt. Die eigene Spielzeit kommt meist dennoch definitiv zu kurz, vor allem in Partien, bei denen man nur ein Doppel und ein Einzel spielt. Zudem braucht man bei Sechser-Mannschaften mindestens zwei Autos für die Anreise zum Auswärtsspiel. Das sind klare Aspekte, die gegen Sechser-Mannschaften und für Vierer-Mannschaften sprechen. 

Der Faktor Mannschaftsgefühl
Und wie sieht es umgekehrt aus? Wie in meinem letzten Blog im Februar geäußert, sehe ich für mich die Gefahr, bei Vierer-Teams das Mannschaftsgefühl komplett zu verlieren. Schon bei Sechser-Teams (auch wenn ich bisher immer in solchen gespielt habe, in denen ein gutes Mannschaftsgefüge bestand) kommt nicht das Mannschaftsgefühl auf, das ich von Fußball-Mannschaften kenne – vielleicht vergleiche ich hier aber auch einfach Äpfel mit Birnen miteinander. Ein Leser führte den Aspekt an, jeweils zwei Spieler der Sechser-Mannschaften, die bei einer Umstellung auf Vierer-Teams nicht mehr am Tisch ständen, könnten künftig das Spiel ihrer Teamkollegen als Zuschauer verfolgen und coachen, sodass 'eingeschworene Haufen' im Grunde zusammenbleiben würden. Das hört sich für mich in der Theorie erst einmal positiv an. In der Praxis glaube ich aber nicht, dass die zwei Spieler, die durch das Rotieren dann gerade nicht spielen, allzu häufig den Weg als Zuschauer in die Halle finden, weil die Verpflichtungen außerhalb des Sports dann für viele wohl doch zu groß sind.

Ebenfalls spricht gegen die Umstellung auf Vierer-Teams, dass die Hallenzeiten in einigen Vereinen knapp werden könnten, so wie auch bereits Leser geäußert haben. In meinem eigenen Verein wäre das nicht der Fall, denn zum ersten Mal seit den Anfangsjahren der Abteilung werden wir in der kommenden Saison nur zwei Herren-Mannschaften für den Spielbetrieb melden können – vor ein paar Jahren waren es noch fünf. In unserem Verein sinkt die Zahl der aktiven Spieler also leider stetig, die Coronakrise ist nicht der einzige Grund dafür, spielt aber sicher auch eine Rolle. 

Mischform, die Vorteile aus beiden Systemen bündelt?
Hoffnung mit Blick auf die Mitgliederzahlen macht mir zumindest, dass die Sportart Tischtennis an sich viele Leute begeistern kann, wie ich aus Gesprächen mit Outdoor-Veteranen und aus dem Virtual-Reality-Bereich mitbekommen habe. Hier werden einige nach einer (hoffentlich) baldigen Öffnung den Weg in die Halle finden, da bin ich mir sicher. Um aber zum eigentlichen Thema zurückzukommen: Eine klare Tendenz für oder gegen Vierer- oder Sechser-Mannschaften habe ich nicht – es ist meiner Meinung nach Geschmacks- und vielleicht auch Erfahrungssache, dass man in beiden Mannschaftsstärken gespielt hat, so wie unser Volontär Fabian Kleintges-Topoll. Eine Möglichkeit könnte meiner Meinung nach vielleicht noch eine 'Mischung' in Form eines Sechser-Spielsystems sein, bei dem man an drei Tischen gleichzeitig spielt, mehr garantierte Einzel und eine kürzere Gesamtspielzeit hat. Auch hier wäre natürlich nicht so viel Zeit für das Coachen und Anfeuern übrig. Dennoch würde wohl insgesamt mehr Mannschaftsgefühl aufkommen, nicht nur durch die im Normalfall größere Runde beim Zusammensitzen nach dem Spiel. Mit dem gleichzeitigen Spiel an drei Tischen könnten andererseits wiederum Platzprobleme in der Halle entstehen...

Wie man dieses Thema auch dreht und wendet – den Königsweg gibt es wohl nicht. Der Wunsch nach mehr Einheitlichkeit bei den Spielsystemen ist bei den meisten Aktiven aber mit Sicherheit da. Dass der Bayerische Tischtennis-Verband und der Thüringer Tischtennis-Verband als erste gänzlich auf Vierer-Mannschaften umstellen, sollte daher als mutige Entscheidung anerkannt werden. Ob es die richtige ist, wird die Zukunft zeigen...

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(DK)

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