Wie reagiert man, wenn am Ende alles von einem selbst abhängt? (©Laven)
16.03.2020 - Solange man im Mannschaftskampf noch in der beruhigenden ersten Hälfte ist und man weiß, dass eigene Fehler immer noch von den Kollegen ausgebügelt werden können, sind die meisten Spieler entspannt. Doch wie reagiert man, wenn die eigene Leistung am Ende im Schlusseinzel, das im Werner-Scheffler-System vorkommt, über Sieg und Niederlage der Mannschaft entscheidet? Unser Kreisklassen-Blogger Kanten-Klaus erzählt uns von zwei grundsätzlichen Spielertypen.
Hey Leute,
Corona, ein Virus so unangenehm und unnötig wie lange Noppen. Unter dem Mikroskop betrachtet, besteht sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit der Oberfläche von Noppen - kann das Zufall sein?
Bis runter in die Kreisklasse legt uns das Virus sportlich gerade lahm. Deshalb war dieses Wochenende natürlich auch spielfrei für uns. Dabei wollten wir mit einem Sieg den Aufstieg mehr oder weniger endgültig eintüten. Das ist jetzt vertagt - oder vielleicht war’s das jetzt auch mit der Saison. Vielleicht keine Aufstiege, keine Abstiege, alles auf null. Egal was am Ende entschieden wird, ich nehm’s sportlich. Der Stopp des Spiel- und Trainingsbetriebs ist alternativlos, damit möglichst wenige Menschen durch Corona krank werden oder sogar sterben.
Das soll’s zu dem Thema gewesen sein, denn eigentlich möchte ich über etwas schreiben, das uns diese Saison ab und zu passiert ist: Wir mussten bis ins entscheidende Schlusseinzel. Meist gingen diese Partien dann für uns aus, vor ein paar Wochen stand am Ende aber nur ein 7:7 statt eines 8:6 auf dem Zettel und im Aufstiegsrennen haben wir es dadurch noch mal unnötig spannend gemacht.
„Ich hasse solche Spiele“, sagte mein Mannschaftskollege damals schon vor dem Spiel und entsprechend sah seine Leistung in den folgenden drei Sätzen dann auch aus. Keine Punkte, keine Chance. Überrascht hat mich dann, dass er zwei Spiele später in der gleichen Situation die Nerven behalten hat und uns die zwei Punkte nach Hause geholt hat. Also, woran liegt’s, dass solche entscheidenden Spiele mal Lust oder Frust sind?
Der eine Spielertyp wartet geradezu auf solche Drucksituationen, in denen nur noch an einem Tisch gespielt wird und alle Augen auf einen gerichtet sind. Wer dann sein bestes Tischtennis abrufen kann und keine 'harte Hand' bekommt, ist absolut im Vorteil.
Denn nicht jeder hält dem Druck stand und setzt sie in positive Leistung um.
Manch einer ist komplett blockiert, so dass weder Aufschläge noch Topspins da landen, wo sie hinsollen. Selbst jeder Sicherheits-Schupfball landet deutlich hinter dem Tisch, so dass Punkte, Sätze und das ganze Spiel schneller weg sind, als die Kollegen an der Bande es glauben können. Für das Team tut’s einem leid, die letzten Stunden haben alle um die Punkte gekämpft und dann geht das entscheidende Spiel fast kampflos an den Gegner. Erklären kann man das nicht und der Ärger darüber hält deutlich länger als bei einer 'normalen' Niederlage.
Dabei kann ich selbst gar nicht eindeutig sagen, ob ich Bock auf diese Entscheidungsspiele habe oder schon nervös werde, wenn ich auf der Bank mitkriege, dass sich der Spielverlauf in diese Richtung entwickelt. Bei mir spielen oft das tagesaktuelle Selbstvertrauen und natürlich der Gegner eine Rolle in Sachen Nervenkostüm. Liefen die Spiele vorher gut? Kommt die Rückhand? Hab ich noch Power?
Steht auf der anderen Seite ein Gegner, den man theoretisch schlagen muss, kann die Hand schon mal schnell flattrig werden, wenn’s am Anfang nicht so läuft. Dann muss ich mir mit ein paar einfachen Punkten Sicherheit holen, damit’s nicht schief geht. Ist der Gegner eher weniger schlagbar, pusht mich die Chance auf eine Überraschung im Schlusseinzel noch mal. Dann melden sich die Nerven erst ein bisschen, wenn’s Richtung Satz- oder Spielende geht und man wirklich die Möglichkeit zum Sieg hat. Und wie ist’s bei einem ebenbürtigen Gegner? Ich würde sagen, dann entscheidet bei mir, ob ich gut reinkomme oder nicht. Denn in solchen Druckspielen fällt’s mir durchaus schwer, mich noch mal aus dem Tief zu arbeiten, wenn der erste Satz klar weggegangen ist. Das Schöne bei dieser ganzen Analyse ist aber, dass es so viele Faktoren gibt und ich für mich nicht sagen kann, ob entscheidende Spiele für mich Lust oder Frust sind.
Ich erzähl’s euch, wenn’s mal wieder so weit kommt.
Haut rein, Euer Kanten-Klaus
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