EM 2015

EM: Titel-Premiere für Österreich nach Sieg über Deutschland

Österreich freut sich über die Titel-Premiere (©Stosik)

29.09.2015 - Zum zweiten Mal in Folge müssen sich die deutschen Tischtennis-Herren bei der Europameisterschaft mit dem zweiten Platz im Mannschafts-Wettbewerb zufriedengeben. In einem fast viereinhalb Stunden andauernden Kampf unterlag die DTTB-Auswahl, die zu dieser EM ohne den verletzten Timo Boll angereist war, Österreich mit 2:3 und verpasste damit im achten Finale in Folge den siebten Titel in der DTTB-Historie. Für Österreich war der Titelgewinn eine Premiere.

Patrick Baum stieg im Finale gegen Österreich als Erster in die Box und hatte gute Chancen auf den Sieg. Mit 2:0 hatte der Ex-Fuldaer gegen den Spitzenspieler des ÖTTV, Robert Gardos geführt, doch der kämpfte sich zurück und sollte am Ende in der Verlängerung des Entscheidungssatzes die Oberhand behalten, in der Baum selbst einen Matchball vergab. Auf einen bärenstarken Stefan Fegerl traf Dimitrij Ovtcharov im Anschluss. Viermal musste der deutsche Einzel-Europameister gegen den Weltranglisten-43. in die Verlängerung, im vierten Satz wehrte Fegerl insgesamt fünf Matchbälle des Deutschen ab, und hatte im Entscheidungssatz sogar selbst einen. Den konnte Ovtcharov abwehren und sich mit mutigen Bällen den Sieg sichern. Auch Daniel Habesohn, Österreichs Nummer drei, präsentierte sich in toller Verfassung in der Partie gegen Patrick Franziska. Einen 0:2-Satzrückstand vermochte der Düsseldorfer nach zwei erfolgreich abgewehrten Matchbällen im dritten Satz noch aufzuholen, im fünften Satz verlor er dann jedoch wieder den Faden, was Österreich nach über drei Stunden Spielzeit bis zum diesem Zeitpunkt die 2:1-Führung einbrachte.

Fegerl: "Mir fehlen jetzt die Worte"
Hochmotiviert ging Dimitrij Ovtcharov in das Spiel gegen Robert Gardos, musste aber zunächst den Verlust des ersten Satzes hinnehmen. Danach drehte der 27-Jährige auf, konnte schließlich nach vier Sätzen den Ausgleich für Deutschland erspielen. Im fünften und entscheidenden Einzel wusste Stefan Fegerl dann seine Leistung aus dem ersten Einzel zu bestätigen und bereite Patrick Baum, der keineswegs schlecht spielte, große Probleme. Nach drei Sätzen stand Fegerl als Sieger und Österreich, das nur knapp die Vorrunde überstanden, danach aber im Viertelfinale Titelverteidiger Portugal ausgeschaltet hatte, als Europameister fest. Die DTTB-Auswahl hingegen landete zum siebten Mal 'nur' auf dem zweiten Platz und erlebte in Jekaterinburg eine Art Córodoba. Matchwinner Stefan Fegerl sagte später bei der Pressekonferenz: "Wir waren in diesem Spiel der Underdog, hatten im Gegensatz zu Deutschland nichts zu verlieren, was uns zugute kam. Wir sind in dieser Partie davon ausgegangen, dass Ovtcharov beide Punkte holt. In meinem Spiel gegen Baum war ich sehr fokussiert. Wir sind jetzt glücklich, die erste Goldmedaille im Mannschafts-Wettbewerb für Österreich gewonnen zu haben. Mir fehlen jetzt einfach die Worte nach diesem Sieg." Daniel Habesohn ergänzte: "Wie Stefan bereits gesagt hat, haben wir erwartet, dass Ovtcharov zwei Spiele gewinnen würde. Wenn ich mein Einzel also verloren hätte, wären wir in Schwierigkeiten geraten. Ich wusste, ich muss gewinnen, wenn wir den Titel holen wollen. Das ist mir gelungen."

Ovtcharov: "Österreich heute den Tick besser"
Dimitrij Ovtcharov gab zu Protokoll: „Ein Spiel war nervenaufreibender als das andere. Ich habe schon sehr bei Pattis erstem Spiel mitgefiebert. Er hatte im fünften Satz ein 9:6 und 10:9 gegen Gardos und hat dann noch verloren. Ich war etwas geschockt und habe selbst erst mal Zeit gebraucht, um in mein Spiel zu kommen. Gegen Fegerl hatte ich eine 2:1- und 10:6-Führung, dann ist er noch mal unglaublich zurückgekommen. Ich war froh, dass ich noch gewinnen konnte. Franz hat etwas nervös agiert, da hat man ihm auch seine Niederlagen in dem Turnier etwas angemerkt. Aber er ist ein junger Spieler und er wird wieder zurückkommen. Ich konnte noch mal ausgleichen, aber am Ende hat es nicht gereicht. Auch Patti kann man keinen Vorwurf machen. Jeder hat alles gegeben, Österreich war heute den Tick besser.“ Darüber hinaus erklärte der deutsche Einzel-Europameister: „Ich denke, wir können trotzdem erhobenen Hauptes aus dem Wettbewerb gehen. Man muss bedenken: Bei uns hat mit Timo die Nummer zwei Europas gefehlt, Patti ist noch nicht da, wo er schon mal war. Christian Süß hat aufgehört, Bastian Steger war verletzt. Ich denke, wir befinden uns momentan in so einem kleinen Umbruch. Aber wir werden wieder angreifen.“

Herren-Finale

Österreich - Deutschland 3:2
Robert Gardos (WRL: 26) - Patrick Baum (WRL: 31) 3:2 (-7,-8,8,7,11)
Stefan Fegerl (WRL: 43) - Dimitrij Ovtcharov (WRL: 5) 2:3 (10,-17,-7,12,-10)
Daniel Habesohn (WRL: 63) - Patrick Franziska (WRL: 42) 3:2 (9,7,-10,-10,4)
Robert Gardos (WRL: 26) - Dimitrij Ovtcharov (WRL: 5) 1:3 (8,-8,-8,-5)
Stefan Fegerl (WRL: 43) - Patrick Baum (WRL:31) 3:0 (9,8,6)

So verlief das Halbfinale

Alle Ergebnisse finden Sie hier!

Videos zu den Partien Ovtcharov-Fegerl und Baum-Fegerl sehen Sie hier:

(DK)

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