21.09.2015 - Bei der offiziellen EM-Pressekonferenz vorige Woche, bei der Timo Boll wegen eines China-Aufenthalts fehlte, wurde bereits seine Teilnahme am Doppel- und Teamwettbewerb in Jekaterinburg abgesagt. Heute gab Boll bekannt, dass auch die Einzelkonkurrenz dieser EM ohne ihn auskommen muss. Der Rekordeuropameister müsse sich einer Operation im linken Knie unterziehen, um seine Chancen auf die Olympia-Teilnahme zu wahren.

Gemunkelt wurde es schon seit voriger Woche, jetzt ist es offiziell: Timo Boll wird nicht zur EM nach Russland fahren. Nachdem er den Team- und Doppelwettbewerb bereits absagen musste, hatte er bis zu seiner Rückkehr aus China, wo er vorige Woche einen Sponsorentermin wahrnahm, offengelassen, ob er wenigstens im Einzel antreten könnte. Heute gab Boll auf seiner Facebookseite bekannt, dass dies nicht der Fall ist. „Knapp zehn Monate vor Beginn der Olympischen Spiele in Rio werde ich mich am Donnerstag einem operativen Eingriff unterziehen müssen, um die Chancen auf meine 5. Olympia-Teilnahme zu wahren“, schrieb der 34-Jährige. „Zuletzt hatte ich immer wieder Schmerzen im linken Knie. Nach umfangreichen Untersuchungen hat mein Vertrauensarzt Dr. Johannes Peil ein Plicasyndrom diagnostiziert, das ist eine Verdickung einer Schleimhautfalte unterhalb der Kniescheibe. Wird dieses Problem nicht rechtzeitig behoben, kann der Knorpel in Mitleidenschaft gezogen werden.“

Da das Ziel Olympische Spiele knapp ein Jahr vor Entzünden der Olympischen Flamme über allem steht, will Boll kein Risiko eingehen und schnell handeln. Die Europameisterschaften und sein Club Borussia Düsseldorf müssen dafür allerdings erstmal ohne ihn auskommen. „Wie lange die Pause dauern wird, lässt sich nach Aussage von Dr. Peil erst nach der Operation seriös bestimmen“, erklärt Boll selbst, der nicht zum ersten Mal bei einem Großevent aus gesundheitlichen Gründen passen muss. 2008 und 2009 fehlte er bei den Weltmeisterschaften, bei der EM 2013 konnte er wegen einer Grippe nicht mitspielen.

Bundestrainer Jörg Roßkopf und Sportdirektor Richard Prause begrüßen den frühzeitigen Termin der OP. „Es ist gut, dass Timo auf seinen Körper hört und nichts riskiert“, so Prause. „Weltranglistenpunkte kann er auch bei anderen Turnieren holen. Noch ist ausreichend Zeit bis Olympia.“ Ein Jahr vor Rio geht es für Team Deutschland unter anderem darum, durch eine weitere Verbesserung in der Weltrangliste die direkten Konkurrenten Japan und Südkorea um den Setzungs-Platz zwei hinter China zu distanzieren. Erster Ersatzmann für Timo Boll ist der zweifache EM-Einzel-Halbfinalist Bastian Steger. Der Bremer laboriert allerdings an Problemen am Oberschenkel. Außerdem stünde der Deutsche Einzel-Meister von 2013, der Bergneustädter Steffen Mengel, bereit. Die Entscheidung, wer Boll ersetzen wird, trifft das DTTB-Trainer-Team noch am heutigen Montag. Am Dienstag reist der DTTB-Tross nach Russland.

(JS/DTTB)