International

Para-Tischtennis vor großen Veränderungen

Auf Para-Spieler wie Valentin Baus (l.) und Thomas Schmidberger kommen viele Veränderungen zu (©ITTF)

22.01.2025 - Das internationale Profi-Tischtennis hat in den vergangenen Jahren einige tiefgreifende Veränderungen erfahren - sei es das neue Berechnungssystem der Weltrangliste oder die Einführung von World Table Tennis. Nun steht auch der Para-Sport vor einer Reform, die sich an den durchgeführten Maßnahmen im Regelsport orientiert. Bundestrainer Volker Ziegler sieht dabei große Herausforderungen auf sein Team zukommen.

Ein wenig überrascht war Para-Bundestrainer Volker Ziegler schon, als der Tischtennis-Weltverband ITTF zum Ende des vergangenen Jahres eine umfassende Reform der Bedingungen im internationalen Para-Tischtennis verkündete. Zwar habe es Andeutungen diesbezüglich gegeben, von einer Einbeziehung der Spieler und Trainer bei der Gestaltung der geplanten Maßnahmen sei ihm persönlich aber nichts bekannt. Und auch jetzt, knapp zwei Monate vor dem ersten Turnier im neuen Gewand, ist der Kenntnisstand der Betroffenen offenbar noch unbefriedigend. „Wir haben noch keine genauen Infos“, sagt Ziegler. „Vor allem die Regularien bezüglich der Teilnahmebedingungen zu den unterschiedlichen Turnierformen sind uns noch nicht mitgeteilt worden.“ 

Angleichung an Regelsport

Denn künftig wird es nicht wie bisher nur eine Kategorie auf der Para-Tour geben. Angelehnt an das System im Regelsport werden die Turniere in „Future“, „Challenger“ und „Elite“ aufgeteilt. Wie bei World Table Tennis sollen die Para-Spieler hier unterschiedliche Möglichkeiten erhalten, Erfahrungen zu sammeln und ihr Niveau peu à peu nach oben zu schrauben - von den Future-Turnieren, die Talenten eine erste Bühne bieten, bis zu den Elite-Events, bei denen die Weltspitze zu sehen sein wird. „Der ITTF World Para Circuit wird Para-Tischtennis auf ein neues Niveau heben und dabei auf dem Momentum der Paralympics 2024 in Paris aufbauen, die die Fans gefesselt, die Zuschauer begeistert und das Interesse von Rundfunkanstalten weltweit gesteigert haben“, versichert ITTF-Präsidentin Petra Sörling in einer Pressemitteilung.

Des Weiteren kündigte die ITTF eine Ausweitung auf über 20 Events weltweit pro Jahr an und hat die Berechnung der Weltrangliste an den Regelsport angepasst. Künftig zählt nicht mehr, gegen wen man verloren oder gewonnen hat, sondern welche Runde man in einem Turnier erreicht hat. Die besten sechs Ergebnisse des vergangenen Jahres werden ab jetzt wöchentlich für die Berechnung des Rankings eines Spielers herangezogen. Entscheidungen, die Bundestrainer Ziegler mit Skepsis zur Kenntnis nimmt: „Diese Übertragung vom Regel- auf den Para-Sport wird unseren Besonderheiten nicht gerecht“, gibt er zu bedenken und meint damit unter anderem die Aufteilung in verschiedene Wettkampfklassen mit unterschiedlich vielen Teilnehmern pro Event. „Wer mehr spielt, hat bessere Chancen auf einen guten Weltranglistenplatz“, erklärt Ziegler. „Ein ähnliches Berechnungssystem hatten wir schon einmal vor 2012 und wissen, dass es nicht funktioniert. Wer alle Turniere spielte, war Nummer eins der Welt. Am Ende war es eine Frage des Geldes, wer vorne stand.“ 

Mehr Geld, mehr Profis, mehr Trainer

Zu den finanziellen Herausforderungen kommen außerdem die organisatorischen. Denn nicht jeder Para-Spieler kann seinen Sport hauptberuflich ausüben und muss sich mit seinem Arbeitgeber arrangieren, um für Tischtennis um die Welt reisen zu können. Von den körperlichen Strapazen ganz abgesehen: „Wenn man in der einen Woche nach Thailand reist und in der nächsten in die USA, ist das für alle Menschen eine Herausforderung. Bei Para-Sportlern ist das noch einmal mehr der Fall, denn bei ihnen verläuft zum Beispiel die Regeneration teilweise deutlich langsamer“, so Ziegler. Obligatorische Turniere wie bei den Regelsportlern sind im Para-Bereich zwar noch nicht vorgesehen. Um in die oberen Sphären der Weltrangliste vorstoßen zu können, müssen die Topspieler aber dennoch zumindest die Elite-Turniere fest einplanen. 

Volker Ziegler will die Veränderungen nun auf sich zukommen lassen und das Beste daraus machen. Direkte Konsequenzen für sein Team sieht er nichtsdestotrotz heraufziehen. „Erstens brauchen wir deutlich mehr Geld“, stellt der Bundestrainer klar. „Sechs plus x Turniere pro Spieler können wir vom bisherigen Budget nicht finanzieren.“ Zweitens sei eine weitere Professionalisierung vonnöten, da man sich sonst die nötigen Freiräume kaum schaffen könne, und drittens brauche man mehr Trainerpersonal, um die Spieler bei den zahlreichen Turnieren betreuen zu können. „Ich kann die Situation nicht beeinflussen, wir müssen uns ihr stellen und Lösungen dafür finden“, erklärt Ziegler. „Aber ein Runzeln habe ich schon auf der Stirn.“ Das erste Turnier des neuen ITTF World Para Circuits in der Kategorie „Future“ findet Anfang März in Italien statt. Nicht nur in Deutschland wird man dann gespannt nach Lignano schauen.

(JS)

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