EM 2024

EM-Bilanz: Zukunftssignale, unerwartete Comebacks

Applaus für eine ordentliche EM ohne Titel: Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf. (©Qiu)

21.10.2024 - Mit zweimal Gold durch Alexis Lebrun waren die Franzosen bei der EM in Linz zwar die erfolgreichste Nation des Turniers, mit viermal Edelmetall sammelte der DTTB mit den Nachbarn aus Österreich und vor Frankreich (drei) allerdings die meisten Medaillen. Unmittelbar nach den Wettkämpfen in Linz zogen Damen-Bundestrainerin Tamara Boros, Herren-Coach Jörg Roßkopf sowie DTTB-Sportdirektor Richard Prause Bilanz. So fällt diese aus.

Es war nur noch ein Schritt und doch fehlte Benedikt Duda am Ende einiges zur großen Überraschung, dem Triumph im EM-Einzel. Trotz der klaren Finalniederlage gegen den neuen Europameister Alexis Lebrun konnte der Bergneustädter schon wenige Stunden nach dem letzten Ball extrem stolz auf seine erste EM-Einzelmedaille sein. „Natürlich ist es bitter, wenn ein Finale so klar läuft. Aber Benne war lange verletzt und hat ein Riesenturnier gespielt“, lobte Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf. Noch beim China Smash in Peking hatten sich beide an einen Tisch gesetzt und die Punkte angesprochen, die es nach dem Comeback Stück für Stück zu verbessern galt. „Dass er es dann gleich ins EM-Finale schafft, ist schon stark", zeigte sich Roßkopf überrascht.

Jörg Roßkopf: „In Europa kann alles passieren“

Mit fünf Spielern unter den letzten 16, vier deutschen Viertelfinalisten, zwei Halbfinalisten und eben mit Duda einem Finalisten sprach auch DTTB-Sportdirektor Richard Prause von einer insgesamt guten Performance der deutschen Herren. „Es tut natürlich trotzdem weh, dass wir unseren Titel im Einzel nicht verteidigen konnten. Das hätten wir schon gerne geschafft.“ Der bis Sonntag amtierende Europameister Dang Qiu war es, der den Lauf von Alexis Lebrun im Viertelfinale hätte stoppen können. Eine 1:0- und 9:7-Führung reichten dem Düsseldorfer jedoch nicht aus, der im Anschluss ähnlich wie Duda im Spiel um Gold förmlich überrollt wurde.

„Dang hat ihn zurückgebracht. Das war für Lebrun ein wichtiges Spiel. Zweimal 4:0 danach waren schon herausragende Ergebnisse. Das hätte man bei ihm vor ein paar Wochen nicht gedacht“, meinte Roßkopf, der wie viele eher Felix Lebrun oder Truls Moregardh auf dem Zettel hatte. „Das zeigt, dass in Europa alles passieren kann.“ Auch in den kommenden Jahren rechnet der 55-Jährige mit Blick auf das Niveau weiter mit stark besetzten europäischen Vergleichen zwischen Deutschland, Schweden und Frankreich. Bedauern musste der Bundestrainer zum einen, dass der von leichten Oberschenkelproblemen geplagte Patrick Franziska im Einzel nicht an sein absolutes Top-Level herankam und Dimitrij Ovtcharov gleich zwei deutsch-deutsche Duelle bestreiten musste.

Bertelsmeier macht mehr als Hoffnung, Mixed-Duo harmoniert

Auch Prause trauerte noch der einen oder anderen Chance hinterher, beispielsweise im Herren-Doppel von Dang Qiu und Benedikt Duda. Ein Ausrufezeichen setzte dagegen Andre Bertelsmeier mit seinem Einzel-Achtelfinaleinzug sowie starken Leistungen im Doppel mit Fanbo Meng und im Mixed mit Mia Griesel. Das mache Hoffnung für die Zukunft, so Roßkopf. „Andre hat sich noch weiter entwickelt und wird einiges an Motivation mit nach Hause nehmen“, empfand Prause. 

Eine auf Anhieb überraschend gute Harmonie herrschte auch im neuen DTTB-Mixed-Duo. Patrick Franziska und Annett Kaufmann durften sich trotz des bitteren Halbfinal-Ausscheidens bei ihrer Premiere gleich über Bronze freuen. „Es war noch mehr möglich. Das hat sehr gut funktioniert. Sie werden nicht das letzte Mal zusammengespielt haben. Wir werden weiter probieren, gute Doppel- und Mixed-Paare aufzubauen“, versprach Prause.

Mittelham beweist mentale Stärke

Im Damen-Einzel erwischte Kaufmann mit der späteren Zweitplatzierten Bernadette Szöcs früh eine unglückliche Auslosung. Die 18-Jährige erfuhr bei der 0:4-Abreibung in Runde zwei, woran sie noch arbeiten müsse, merkte Damen-Bundestrainerin Tamara Boros an. Obwohl sie in Folge ihrer Olympia-Leidenszeit alles andere als in Topform nach Österreich reiste, erzielte auch Nina Mittelham mit Einzel-Bronze ein Ergebnis, mit dem im Vorfeld nicht unbedingt zu rechnen war.

„Nina hatte keine Schmerzen mehr im Rücken, was das Allerwichtigste war. Sie hat nicht gut gespielt, war aber mental stark und hat in jeder Situation gekämpft“, so Boros. Ohne Ying Han und Xiaona Shan drei Viertelfinalistinnen gestellt zu haben, machte die Kroatin stolz. Die in ihrer Form weiter aufsteigende Yuan Wan sowie Sabine Winter setzten sich gegen Top-Spielerinnen durch. „Das gibt auch ihnen noch mal einen Push“, meinte Prause, der auch mit Blick auf die Erfahrungen für Franziska Schreiner und die Debütantinnen Sophia Klee, Mia Griesel und Elisa Nguyen von einem zufriedenstellenden Turnier sprach.

Fokus auf die Doppel, Damen brauchen noch Zeit

Die neuen Doppel Mittelham/Kaufmann und Winter/Wan benötigen dagegen noch etwas Zeit, stellten die Verantwortlichen klar. Mit Bertelsmeier/Griesel sei ein „spannendes Mixed“ im Kommen, das sich nach guten Leistungen im Nachwuchsbereich bei den Erwachsenen weiter etablieren soll. Gute Anstöße seien da, die Arbeit mit Blick auf die nächsten Generationen geht aber auch nach der EM weiter. „Mit dem Ziel Olympia 2028 werden wir den Fokus wieder mehr auf die Doppel legen, auch wenn es im WTT-Kalender immer schwer zu planen ist“, teilte Boros mit. 

Auch wenn sich der DTTB diesmal nicht mit einem Titel belohnen konnte, nahmen Roßkopf, Prause, Boros und Co. aus Linz viele positive und vor allem wichtige Erkenntnisse für die Zukunft mit nach Hause.

(FKT)

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