20.10.2024 - Benedikt Duda stand ganz dicht vor einer Sensation. Nach dem Überraschungssieg im EM-Viertelfinale gegen Felix Lebrun besiegte der Bergneustädter in Linz eine Runde später auch Dimitrij Ovtcharov im deutsch-deutschen Duell und zog damit ins Finale gegen Alexis Lebrun ein. Der wiederum hatte erst Dudas Kumpel Dang Qiu in der Runde der letzten Acht und danach auch Truls Moregardh aus dem Rennen geworfen. Den Titel sicherte sich der Weltranglisten-19. am Ende im Schnelldurchlauf.
Es war ein Herren-Finale, mit dem wohl auch die größten Experten im Vorfeld niemals gerechnet hätten. Benedikt Duda ging als Zehnter der Setzliste gegen den Siebten Alexis Lebrun in die Box. Im Kampf um Gold blieb der Bergneustädter nach überragenden Leistungen in den Tagen zuvor jedoch völlig chancenlos. Der Nationalspieler verlor klar mit 0:4 und durfte sich am Ende über Silber freuen.
Mit 4:0 hatte Dimitrij Ovtcharov seinen ersten Nationalmannschaftskollegen Patrick Franziska im EM-Viertelfinale am Samstagabend abgefertigt. Zunächst schien es so, als würde der Fuldaer gegen Überraschungshalbfinalist Benedikt Duda nach dessen Triumph gegen den im Nachgang disqualifizierten Felix Lebrun genau das Gegenteil am eigenen Leib erfahren. Zweimal 11:8 und 11:5 – der Bergneustädter setzte seinen Lauf eindrucksvoll fort, lag mit 3:0 vorne und verspielte dann eine 5:3-Führung im vierten Satz. Ovtcharov hatte seine Auszeit schon genommen, schaffte den Anschluss, lief heiß – obwohl ihm im fünften Durchgang ein Aufschlag abgezählt wurde. Duda zog sein Timeout dann in der Phase, als sein 4:1-Vorsprung im sechsten Satz auf 4:3 schmolz. 7:5, 7:8, 10:8. Der 30-Jährige nutzte seinen ersten Matchball fürs Finale, während Ovtcharov nur Bronze blieb.
Ovtcharov anerkennend: „Benne hat phänomenal gespielt“
„Benne hat einfach phänomenal und vom ersten Ball an sein bestes Tischtennis gespielt und ist der verdiente Sieger. Ich fand mich gar nicht schlecht, aber er hat auch in den Rallyes, in denen ich eigentlich stark bin, dominant gespielt. Ich kam nicht durch. Das hat mich schon etwas frustriert“, gab Ovtcharov zu. Die Enttäuschung sei schon groß. „Ich habe gestern Abend so stark gespielt. Aber das ist der Sport. Ich habe das Turnier zweimal gewonnen. Die Medaille ist trotzdem ein schönes Ergebnis.“
Duda hingegen war das Selbstvertrauen vom Abend zuvor noch anzumerken. „Ich habe mich gut gefühlt, obwohl ich platt war. Ich habe mich geschmeidig bewegt und gegen Dima endlich meinen ersten offiziellen Sieg geholt. Ich wusste, dass er um jeden Ball beißt und kämpft und nur schwer kleinzukriegen ist. Das hatte ich im Kopf.“
Für den nächsten und letztlich ganz großen Schritt musste nun die nächste Überaschung her. Alexis Lebrun hatte Truls Moregardh im zweiten Halbfinale erstmals überhaupt mit 4:0 aus der Box gefegt. „Ich war lange verletzt, die ersten Bundesligaspiele und internationalen Auftritte waren nicht so gut. Aber ich habe mich zehn Tage vor der EM schon super gefühlt.“ Am Abend sollte auch der große Wurf gelingen. Doch daraus wurde nichts.
4:0 in 25 Minuten – Lebrun lässt Duda nicht den Hauch einer Chance
Lebrun, der die bisher einzigen beiden Vergleiche auf der WTT-Bühne für sich entschied, spielte gewohnt druckvoll auf und setzte sich gegen den Linkshänder früh ab. Am Ende wurde es eine Abreibung. In vier Sätzen zog der DTTB-Akteur nur 21 Punkte auf seine Seite. Bei der Deutlichkeit konnte sich Duda fast nicht ärgern, wie der neue Vize-Europameister in der Mixed Zone zu verstehen gab. Gerade mal 25 Minuten dauerte das Match.
„Es ging sehr schnell. Er vorbereitet, hatte jedes Mal die perfekte Antwort auf das, was ich mir vorgenommen habe. Er wusste genau, was zu tun ist und hat mich überrollt. Bei eigenem Aufschlag hatte ich überhaupt keinen Vorteil. Er hatte so viel Selbstvertrauen und hat mich im Aufschlag/Rückschlag komplett platt gemacht. Das hat mir das Bein gebrochen", so Dudas erste Worte nach der Abreibung.
Lebrun spielte bestes Tischtennis seines Lebens
Seinen Hut ziehen musste er dennoch. Denn: "Frankreich ist mit den Lebrun-Brüdern eine Top-Nation. Sie haben eine lange Karriere vor sich und hier performt. Er hat beide Titel verdient. Ich bin trotzdem sehr stolz auf mich, auch wenn die Klatsche noch überwiegt. Ich wäre gerne noch ein Stück weiter gegangen, aber dafür war er einfach zu gut." Alexis Lebrun hat es in Oberösterreich derweil geschafft, seinem jüngeren Bruder die Show zu stehlen - und wie! Im Doppel jubelten beide am Sonntagnachmittag noch gemeinsam.
Der 21-Jährige meinte im Nachgang, das „beste Tischtennis“ seines Lebens gespielt zu haben. „Es ist unglaublich, was ich jetzt fühle, so frisch und voller Adrenalin. Ich hatte ein unglaubliches Turnier und einen Traumsommer. Ich habe ein Medaillenmatch bei den Olympischen Spielen gespielt, und jetzt hier zweimal Gold bei der EM“, freute sich Lebrun.
Die Herren-Finalspiele im Überblick:
Halbfinale
Benedikt Duda - Dimitrij Ovtcharov 4:2 (8,8,5,-8,-6,8)
Alexis Lebrun FRA - Truls Moregardh SWE 4:0 (10,5,5,6)
Finale
Benedikt Duda - Alexis Lebrun FRA 0:4 (-5,-8,-6,-2)
Weitere Informationen sowie alle Ansetzungen und Ergebnisse finden Sie auf der ETTU-Turnierseite sowie unter https://2024ettc.oettv.org/ (Turnierhomepage). Zu den Livestreams auf ettu.tv.
(FKT)
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