18.10.2024 - Zehn von zwölf Deutschen hatten am Tag zuvor noch die zweite Hauptrunde bei der Individual-EM in Linz erreicht. Das Feld der DTTB-Damen hat sich vor dem Achtelfinale am Freitagabend ein wenig gelichtet. Sabine Winter, nach ihrem Sieg im deutsch-deutschen Duell gegen Franziska Schreiner, Nina Mittelham und Yuan Wan stehen in der Runde der letzten 16. Annett Kaufmann verabschiedete sich mit Enttäuschung aus dem Medaillenrennen.
Wie schon beim WTT Champions 2023 in Frankfurt zahlte Annett Kaufmann in der zweiten Hauptrunde bei der Individual-EM in Linz erneut Lehrgeld gegen Bernadette Szöcs. Die topgesetzte Titelfavoritin aus Rumänien war sicherlich ein undankbares Los für die 18-Jährige, die nach ihrem Ausscheiden im Damen-Doppel sowie dem dramatischen Ende im Mixed-Halbfinale mit Patrick Franziska einen Tag zum Vergessen erlebte. Es ging nicht mehr viel beim Olympia-Shootingstar. Mit Blick auf ihre Körpersprache schien die Bundesligaspielerin mental angeknackst.
Kaufmann sucht nach Erklärungen, Yuan Wan mit Sieben-Satz-Krimi
„Ich weiß nicht wirklich, was passiert ist. Ich habe mich nicht gut bewegt und leichte Fehler gemacht. Ich bin ein bisschen sprachlos und gefühlslos, weil das Spiel viel zu schnell vergangen ist“, fasste die Linkshänderin den für sie bitteren Freitag zusammen. Für eine EM-Bilanz sei es aus der Emotion heraus noch zu früh. Die Enttäuschung war immer noch groß. „Aber ich war eigentlich gut drauf und habe vor allem gestern super gespielt. Man hat eine Entwicklung gesehen. Ich bin aber noch etwas zwiegespalten“, so Kaufmann, die nach einigen Tagen bei ihrer Familie den Blick auf ihr erstes Bundesligaspiel für ihren neuen Klub, den SV DJK Kolbermoor, richtet.
Das erwartete 50:50-Spiel lieferten sich kurz darauf Yuan Wan und die derzeit formstarke Engländerin Ho Tin-Tin. Zweimal ging die Weinheimerin in Führung, zweimal glich ihre frühere Jugendkonkurrentin aus und drehte das Spiel schließlich. Aber auch Wan schaffte noch einmal die Wende – und zwar im genau richtigen Moment. Durch den 4:3-Erfolg ermöglichte die Paris-Fahrerin das Achtelfinalspiel gegen die Portugiesin Jieni Shao. „Es war ein hartes Spiel, weil mir ihr schnelles und aggressives System nicht so lag. Aber ich bin cool geblieben. Gegen Shao habe ich noch nie gespielt. Aber ich spiele eigentlich gerne gegen Linkshänderinnen.“
Aufschläge von Winter moniert: "Das habe ich noch nie erlebt!"
Eine deutsche Teilnehmerin für die verbliebenen 16 Damen stand schon im Vorfeld fest. Denn Sabine Winter und Franziska Schreiner standen sich im deutsch-deutschen Duell gegenüber. Die Bayerin erwischte den besseren Start und behielt nach dem Ausgleich der Langstädterin die Nerven. Beinahe hätte die Bronzemedaillengewinnerin aus München noch hier Holz kaputt gehauen. Die vielen abgezählten Aufschläge ärgerten die 32-Jährige – und doch behielt sie die nötige Ruhe. Ein Problem, dass in Linz schon einige Profis betroffen hat.
„Die wurden mir in meinem Leben noch nicht abgezogen und dann konsequent. Ich hatte nur noch einen Aufschlag zur Verfügung, den Franzi kennt. Das hat es umso schwerer gemacht. Das Spiel hat keinen Spaß gemacht. Ich bin einfach erleichtert und froh, dass ich von meinen Emotionen in den Kampfmodus schalten konnte. Das ist eine meiner Stärken. Ich hoffe einfach im Achtelfinale auf einen anderen Schiedsrichter“, so Winter, die nun gegen Elizabeta Samara ran muss.
Hartes Stück Arbeit für Nina Mittelham
Schreiner resümierte: „Wir kennen uns gut, trainieren oft zusammen. Da ist es oft egal, wer die Favoritin ist. Man hat an der Situation gemerkt, dass Sabine einfach mehr Erfahrung hat und sehr souverän damit umgegangen ist. Natürlich wäre es schöner gewesen, nicht auf eine Teamkollegin zu treffen. Aber ich habe noch nicht oft bei einer EM gespielt und in internen Duellen bisher immer ganz gut performt.“
Ein hartes Stück Arbeit hatte zum Abschluss des Tages die amtierende Vize-Europameisterin Nina Mittelham gegen die Italienerin Gaia Monfardini noch zu erledigen. 0:2, 3:2, 4:3. Eineinhalb lange Stunden später konnte die Berlinerin einmal tief durchatmen und den Schalter nach Anlaufschwierigkeiten zu Beginn noch rechtzeitig umlegen. „Gaia hat ja auch mal für Deutschland gespielt und war in Düsseldorf. Sie hat meine Schwächen ausgespielt. Nach dem hohen Rückstand bin ich einfach froh, dass ich gewonnen habe. Natürlich habe ich nach der Verletzung noch nicht die Abläufe drin und habe wenig Vertrauen in meinen langen Aufschlag. Die Quote war nicht gut“, fasste Mittelham das Wechselbad der Gefühle zusammen.
Ein Glück, dass es nun gegen Lieblingsgegnerin Fu Yu geht. „Die letzten Spiele gegen sie habe ich auch nach schwächeren Aufgritten zuvor gewonnen. Ich weiß, worauf ich mich einstellen muss und habe meinen Plan im Kopf. Ich habe genug Selbstvertrauen.“ Mit Prithika Pavade, an Position fünf gesetzt, verabschiedete sich eine Titelkandidatin zuvor im Übrigen überraschend gegen die routinierte Ungarin Georgina Pota. Am Samstag geht es dann schon in die vorletzte Runde bei der diesjährigen EM.
Die Spiele im Überblick:
Damen-Einzel
2. Runde (letzte 32)
Annett Kaufmann - Bernadette Szöcs ROU 0:4 (-8,-2,-3,-9)
Yuan Wan - Ho Tin-Tin ENG 4:3 (6,-3,7,-4,-8,3,8)
Nina Mittelham - Gaia Monfardini ITA 4:3 (-6,-8,14,9,7,-6,6)
Sabine Winter - Franziska Schreiner 4:1 (9,-8,6,7,14)
Achtelfinale
Yuan Wan - Jieni Shao POR 4:1 (13,-11,9,7,9)
Nina Mittelham - Fu Yu POR 4:2 (-9,5,9,-9,8,6)
Sabine Winter - Elizabeta Samara ROU 4:3 (10,-6,5,-10,-13,10,6)
Viertelfinale
Maria Xiao ESP - Jia Nan Yuan FRA, 17.30 Uhr (Tisch 1)
Yuan Wan - Nina Mittelham, 17.30 Uhr (Tisch 2)
Sabine Winter - Sofia Polcanova AUT, 18.20 Uhr (Tisch 1)
Bernadette Szöcs ROU - Charlotte Lutz FRA, 18.20 Uhr (Tisch 2)
Zum Liveticker des vierten Turniertags.
Weitere Informationen sowie alle Ansetzungen und Ergebnisse finden Sie auf der ETTU-Turnierseite sowie unter https://2024ettc.oettv.org/ (Turnierhomepage).
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(FKT)
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