Paralympics 2024

Mikolaschek holt sensationell erstmals Gold

Sandra Mikolaschek holt zum ersten Mal in ihrer Karriere Gold bei den paralympischen Spiele. (©DBS)

07.09.2024 - Sandra Mikolaschek hat bei den Paralympics Gold geholt. Es ist nach zwei fünften Plätzen 2016 und 2021 die erste paralympische Medaille der Düsseldorferin und die strahlt gleich Gold. Die 27-Jährige setzte sich am Samstagmittag zunächst gegen die Chinesin Xiaodan Gu mit 3:1 durch und gewann am frühen Abend mit gleichem Ergebnis auch das Finale gegen die Weltranglistenerste Borislava Peric-Rankovic aus Serbien. Es ist die dritte Einzel-Medaille im Tischtennis, aber die erste goldene.

Als letzte deutsche Tischtennisspielerin ist Sandra Mikolaschek bei den Paralympischen Spielen im Wettbewerb vertreten gewesen. Nach ihrem 3:1-Erfolg gegen die Chinesin Gu Xiadon am Samstagmittag stand sie am frühen Abend im Finale und gewann dieses ebenfalls mit 3:1.

Sandra Mikolaschek schlug die Hände vors Gesicht, dann riss sie die Arme in die Höhe. Sie konnte kaum glauben, was ihr da gelungen war. Mit einer echten Tischtennis-Demonstration hat sie in nur 26 Minuten den größten Erfolg ihrer sportlichen Karriere perfekt gemacht. Gegen die favorisierte Peric-Rankovic, gegen die Mikolaschek in der Vergangenheit nahezu alle Duelle verloren hatte, gelang ihr der bislang größte Coup gelungen. "Ich bin wahnsinnig glücklich und stolz. Ich habe mir vorgenommen, aktiv und mutig zu spielen und die Ballwechsel zu eröffnen, das ist mit super gelungen", schwärmte eine glückliche Mikolaschek. "Ich war frei im Kopf, habe mir im Vorfeld immer wieder gesagt: Hey, ruh dich nicht aus auf deiner Silbermedaille, sondern tu was, um das Finale zu gewinnen."

Mikolaschek gewinnt Duell der beiden weltbesten Spielerinnen

Ihr Mut und ihre unbekümmertes Spiel wurden belohnt. Mikolaschek, die im vergangenen halben Jahr viel an ihrem Schupfspiel gearbeitet hat, wie sie sagt, begann druckvoll und spielte nahezu fehlerfrei. Jeweils nach fünf Minuten gewann die zweifache Paralympics-Fünfte die ersten beiden Sätze. Im dritten Durchgang lief es ebenfalls für die Mixed-Weltmeisterin von 2022. Einen 1:3-Rückstand drehte Mikolaschek in eine 5:3-Führung. Das Duell der beiden aktuell weltbesten Spielerinnen entwickelte sich mehr und mehr zu einem Spitzenspiel. Beide lieferten sich technisch anspruchsvolle und sehenswerte lange Ballwechsel. Sinnbildlich war Mikolascheks Punkt zum 2:3, den ihre Gegnerin fair mit Applaus bejubelte. Aber auch Peric-Rankovic kam zunehmend besser in die Partie. Mit 11:6 entschied die Weltranglistenerste den Satz für sich. Umkämpft war auch der vierte Satz. Erst führte die Serbin 2:0, ehe Mikolaschek beim 7:5 wieder die Spielkontrolle übernahm. Beim 10:8 hatte sie zwei Matchbälle. Gleich den ersten davon nutzte sie und fiel ihren Teamkolleg*innen erleichtert in die Arme.

Bundestrainer Volker Ziegler war begeistert vom überragenden Auftritt seiner Spielerin. „Das war ein Tischtennisfest statt Tischtennis-Arbeit. Auf den gesamten Wettbewerb betrachtet muss man sagen, dass Sandra in allen kritischen Situationen im Viertel- und Halbfinale und auch dem Endspiel nicht nur stabil geblieben ist, sondern ihre besten Bälle gespielt hat. Das Zeichnet einen Champion aus.“

Mikolaschek wollte Finale "einfach genießen"

"Ich bin so glücklich, das muss ich erstmal sacken lassen. Das Finale möchte ich jetzt einfach genießen. Es treffen die Weltranglistenerste und -zweite aufeinander - was will man mehr", sagte Mikolaschek nach ihrem Halbfinale gegen Gu Xiadon, die beim Verlassen der Halle von der gesamten Para Tischtennis-Nationalmannschaft mit "Finale, Finale"-Gesängen gefeiert wurde.

Mikolaschek kam in der sehr gut gefüllten Arena Paris Sud schwer in die Partie und war im ersten Satz chancenlos. Die Spielerin von Borussia Düsseldorf hatte neben spielerischen Problemen auch Probleme, sich auf den Geräuschpegel in der Hall einzustellen. Parallel spielte am Nebentisch ein Franzose, der vom Publikum frenetisch angefeuert wurde - teils während der Ballwechsel. "Dieser Wechsel von sehr leise zu sehr laut hat mich anfangs etwas irritiert. Darauf musste ich mich erst einstellen", sagte Mikolaschek.

Nach schlechtem Start findet Mikolaschek ins Spiel

Im zweiten Satz erwischte sie einen deutlich besseren Start und fand zurück ins Spiel. Die 27-Jährige stellte ihre Fehler ab und spielte aggressiver. "Ich habe mehr von der Rückhand auf die Vorhand gewechselt und meine Schläge mehr variiert." Beim Stande von 10:3 hatte sie acht Satzbälle, gleich den ersten verwandelte sie zum 1:1-Ausgleich (11:3). Im umkämpften dritten Durchgang wehrte die sehr nervenstarke Mikolaschek einen Satzball der Chinesin mit einem Netzroller ab und verwandelte dann ihren ersten Satzball zur Führung. Im entscheidenden vierten Satz lief die deutsche Athletin dann zur Hochform auf und konterte nahezu jeden Angriff ihrer Gegnerin. Beim 8:7 gelang ihr dann die erste Führung. Mikolaschek reckte die Faust. Nachdem sie die ersten drei Matchbälle noch vergab, machte sie es beim vierten Versuch besser und zog verdient ins Finale ein.

Zuvor hatten bereits Thomas Schmidberger und Juliane Wolf für zwei Medaillen im Einzel gesorgt. Schmidberger gewann Silber, Wolf Bronze. In den zuvor ausgetragenen Doppeln holten Valentin Baus/Thomas Schmidberger und Juliane Wolf/Stephanie Grebe ebenfalls je eine Silbermedaille.

Die Spiele der Deutschen ab dem Halbfinale

Herren-Einzel

WK 3

Halbfinale
Thomas Schmidberger - Yuttajak Glinbancheun THA 3:0 (4,8,8)

Finale
Thomas Schmidberger - Feng Panfeng CHN 0:3 (-2,-7,-7)

Damen-Einzel

WK 4

Halbfinale
Sandra Mikolaschek - Gu Xiadon CHN (-1,3,10,11)

Finale
Sandra Mikolaschek - Borislava Peric-Rankovic SRV 3:1 (5,3,-6,8)

WK 8

Halbfinale
Juliane Wolf - Aida Husic Dahlen NOR 0:3 (-2,-8,-8)

Zum Zeitplan und zu den Ergebnissen.
Livestreams in der ARD- und ZDF-Mediathek.

(DBS/AT)

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