Mittlerweile auf dem Weg nach Paris: Die Para-Nationalmannschaft beim Medientag. (©Kleintges-Topoll)
26.08.2024 - Rund zweieinhalb Wochen, nachdem die Olympischen Spiele in der französischen Hauptstadt beendet wurden, steht das nächste sportliche Großevent an. Am Mittwochabend werden die Paralympics eröffnet. Bereits einen Tag später beginnen die Tischtenniswettkämpfe. Vieles läuft dabei anders als bei Olympia. Angefangen damit, dass es mit 31 Wettkampfklassen deutlich mehr als die fünf olympischen gibt. Da den Überblick zu behalten, fällt schwer. Wer darf in welcher Klasse starten und was sind die größten Unterschiede?
Welche Unterschiede gibt es zum Regelsport?
Im Prinzip wird sowohl bei Athleten mit als auch ohne Beeinträchtigung nach denselben Regeln gespielt. Kleine Anpassungen gibt es für Tischtennisspieler im Rollstuhl sowohl im Doppel als auch bei der Aufschlagregel. Sitzt mindestens ein Spieler eines Doppelpaares im Rollstuhl, muss dieses Paar nicht abwechselnd spielen. Außerdem muss der Aufschlag über die Grundlinie des Tisches gespielt werden.
Welche Disziplinen werden gespielt?
Die Sportlerinnen und Sportler ohne Beeinträchtigungen spielten in Paris in insgesamt fünf Disziplinen: Damen- und Herren-Einzel, Damen- und Herren-Team und Mixed. Die Athleten mit Handicap spielen statt eines Team-Wettbewerbs in den Doppel-Konkurrenzen. Dies stellt eine Neuerung dar: 2021 in Tokio sind die Para-Spieler noch im Team angetreten.
Wie unterscheiden sich die Wettkampfklassen?
Dennoch gibt es bei den Paralympics weit mehr als fünf Goldmedaillen zu gewinnen - nämlich insgesamt 31. Denn die einzelnen Sportler treten in unterschiedlichen Wettkampfklassen gegeneinander an. Entscheidend hierfür ist der Grad der Beeinträchtigung. Damit soll eine gewisse Chancengleichheit und Vergleichbarkeit gewährleistet sein.
Grundsätzlich gilt: Die Wettkampfklassen 1-5 sind für Rollstuhlfahrer, die Klassen 6-10 für Menschen mit körperlichen Handicaps, die im Stehen spielen können, und die elfte Klasse ist Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen vorbehalten. Je niedriger die Klasse ist, desto größer ist der Einfluss des Handicaps.
Der „Leitfaden für die Klassifizierung der paralympischen Sportarten“ des Deutschen Behindertensportverbandes bietet einen Überblick über die verschiedenen Klassen:
Wettkampfklasse 1
Der Spieler hat keine Rumpfkontrolle, und eine sehr schlechte Kontrolle des Schlagarms. Die Koordination der Armbewegungen ist bedeutend anders als die nicht beeinträchtigter Arme. Alle Rumpfbewegungen werden durch das Halten des Rollstuhls oder des Oberschenkels mit der Hand, oder durch das Halten der Stuhlrückseite mit gekrümmtem Ellbogen gesichert.
Wettkampfklasse 2
Der Spieler hat keine Rumpfkontrolle und eine reduzierte Kontrolle des Schlagarms. Die
Ellenbogenstreckung ist ausreichend und die Handbewegungen sind gut koordiniert, aber ohne normale Kraft. Die Rumpfposition wird ähnlich gesichert wie bei den Spielern der Klasse 1.
Deutsche Starter: Jana Spegel
Wettkampfklasse 3
Der Spieler hat keine bis sehr schlechte Rumpfkontrolle, je nach Höhe der Verletzung an der Wirbelsäule können minimale motorische Einschränkungen der Schlaghand auftreten, aber diese Beeinträchtigungen sind nicht schwerwiegend genug, um Einfluss auf eine der im Para-Tischtennis bekannten Schlagtechniken zu haben. Leichte Veränderungen der Rumpfposition werden gesichert, indem die freie Hand den Rollstuhl oder den Oberschenkel hält, drückt oder stützt. Der untere Teil des Rumpfes bleibt in Kontakt mit der Stuhlrückseite. Rückwärtige Armbewegungen sind eingeschränkt, aufgrund der fehlenden Rumpfrotation. Bewusste Bewegungen des Rollstuhls sind in den meisten Fällen nicht möglich.
Deutsche Starter: Thomas Brüchle, Thomas Schmidberger
Wettkampfklasse 4
Der Spieler hat Rumpfkontrolle, jedoch keine vollständige, so dass Rotationen nur sehr eingeschränkt möglich sind. Rumpfbewegungen, die der Vergrößerung der Reichweite dienen, sind nur möglich, indem der freie Arm sich am Rollstuhl oder Oberschenkel hält, drückt oder stützt. Bewusste Bewegungen des Rollstuhls sind möglich. Mit einer Hand nach vorne ist der Rumpf nicht in der Lage, sich optimal nach vorne zu lehnen. Seitliche Bewegungen sind nicht ohne die Hilfe des freien Arms möglich.
Deutsche Starter: Sandra Mikolaschek
Wettkampfklasse 5
Der Spieler hat Rumpfkontrolle, der Rumpf kann bewusst und ohne die Hilfe des freien Armes bewegt werden. Signifikante Stoßbewegungen mit den Oberschenkeln oder sogar den Füßen sind möglich. Die Handhabung des Rollstuhls ist optimal, aufgrund der guten Rumpfpositionierung.
Deutsche Starter: Valentin Baus
Wettkampfklasse 6
Kombination von schweren Behinderungen im Schlagarm und den unteren Gliedern, mit schweren dynamischen Gleichgewichtsproblemen.
Deutsche Starter: Stephanie Grebe, Thomas Rau
Wettkampfklasse 7
Spieler in dieser Klasse haben sehr starke Beeinträchtigungen der Beine und damit verbunden eine schlechte statische und dynamische Balance oder starke Beeinträchtigungen des Spielarmes. Des Weiteren werden hier Spieler eingeteilt mit ähnlichen Beeinträchtigungen wie Klasse 6, aber mit weniger starken Ausprägungen.
Deutsche Starter: Björn Schnake
Wettkampfklasse 8
Gemäßigte Beeinträchtigungen in einem oder beiden Beinen, wie z. B. eine einseitige Amputation oberhalb des Knies oder beidseitig unterhalb des Knies. Auch Spieler mit mittelschweren Beeinträchtigungen des Spielarms spielen in dieser Klasse.
Deutsche Starter: Juliane Wolf
Wettkampfklasse 9
Leichte Beeinträchtigungen der Beine oder des Spielarms. Spieler mit starker Beeinträchtigung des Nicht-Spielarmes werden ebenfalls in diese Klasse eingeteilt.
Wettkampfklasse 10
Sehr milde Beeinträchtigungen in den Beinen oder sehr milde Beeinträchtigung des Spielarms oder schwere bis gemäßigte Beeinträchtigung des Nicht-Spielarms. Auch Athleten mit Kleinwuchs werden in diese Klasse eingeteilt.
Wettkampfklasse 11
Sportler werden entsprechend der internationalen Kriterien von Virtus eingeteilt. Spieler mit einer intellektuellen Beeinträchtigung haben in der Regel Probleme bei der Erkennung von Strukturen und der logischen Einsicht in Abläufe bzw. deren Steuerung. Gleichsam typisch für das Erscheinungsbild einschlägiger Beeinträchtigungen sind Gedächtnisstörungen und längere Reaktionszeiten, die sich ebenfalls negativ auf das technische, taktische und sportliche Leistungsvermögen im Para Tischtennis auswirken.
Wer startet mit wem in welcher Doppel- bzw. Mixed-Disziplin?
Noch komplizierter wird es bei der Zusammenstellung der Doppel- und Mixed-Paare. Die Werte der jeweiligen Wettkampfklassen werden addiert. Abhängig vom Ergebnis werden die Doppel in die jeweilige Klasse eingeteilt. Bei den Herren gibt es die Klassen: MD4, MD8, MD14, MD18. Bei den Frauen: WD5, WD10, WD14, WD20. Im Mixed: XD7 und XD17. Überschreitet die Summe des Paares einen Wert, rückt es in die nächste Klasse auf.
Für Deutschland starten:
Sandra Mikolaschek / Jana Spegel WD 10
Juliane Wolf / Stephanie Grebe WD 14
Thomas Schmidberger / Valentin Baus MD 8
Thomas Rau / Björn Schnake MD 14
Thomas Brüchle / Sandra Mikolaschek XD 7
Valetin Baus / Jana Spegel XD 7
Björn Schnake / Stephanie Grebe XD 17
Thomas Rau / Juliane Wolf XD 17
Wo kann ich die Paralympics verfolgen?
Die Paralympics werden von den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF übertragen. Beide Sender planen über 60 Stunden im täglichen Wechsel. Hinzukommen Livestreams auf den Webseiten, in den Apps und Mediatheken der beiden Sender.
Zur Übersicht der Übertragungszeiten im TV
Zu den Livestreams in der Sportschau, der ZDF-Mediathek und der ARD-Mediathek
Weitere Informationen zu den Paralympics:
Bundestrainer Volker Ziegler erklärt, warum die Wettkämpfe diesmal schwieriger sind als in Tokio (zum Interview).
Paralympicssieger Valentin Baus gibt einen Einblick in seine Vorbereitung und wie er mit seiner neuen Rolle umgeht (zum Interview).
Paralympics-Debütantin Jana Spegel hat es in fünf Jahren vom Schulhofsport zu den Paralympics geschafft und ist in Paris die Unerfahrenste im Team (zu ihrer Geschichte).
Zum Zeitplan und zu den Ergebnissen
(AT)
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