Olympia 2024

Olympia-Bilanz: Welche Lehren der DTTB jetzt zieht

Luft nach oben: Der DTTB möchte noch mehr den Fokus auf die Doppel legen. (©ITTF)

11.08.2024 - Zum ersten Mal seit 2004 nimmt der DTTB keine einzige Medaille von den Olympischen Spielen mit nach Hause. Nach den enttäuschenden Auftritten im Mixed und Einzel sowie dem Viertelfinal-Aus der deutschen Herren gegen Schweden kamen die Damen um Annett Kaufmann mit Platz vier dem Edelmetall noch am nächsten. Nach dem Spiel verlorenen Spiel um Bronze zog DTTB-Sportdirektor Richard Prause ein erstes Resümee.

DTTB-Sportdirektor Richard Prause sprach in Frankreich über den überraschenden vierten Platz der deutschen Damen im Mannschaftswettbewerb: „Zunächst eine ganz große Gratulation, wenn man verfolgt hat, welchen Herausforderungen wir uns im Vorfeld und während der Olympischen Spielen stellen mussten. Ein dickes Dankeschön an unseren Physio Peter Heckert und Mannschaftsarzt Toni Kass. Es war wirklich eine schwierige Situation, wovon nur ein Teil an die Öffentlichkeit gedrungen ist. Dass sich die Damen wie Phönix aus der Asche erheben und als beste europäische Mannschaft ins Halbfinale einziehen, ist eine herausragende Teamleistung, wovor ich großen Respekt zollen muss. Manchmal entwickeln sich die Dinge so, wie man sie vorher nicht unbedingt sehen kann.“

… die Konstellation und den Aufstieg von Annett Kaufmann: „Annett hat auf unglaublich hohem Niveau gespielt. Auch im Doppel, das etwas aus der Not geboren ist, hat es mit zweimal kurzen Noppen sehr gut funktioniert. Das war ein ganz wichtiger Faktor für das Halbfinale, wenn ich mich an die Spiele gegen die USA und Indien erinnere. Ich freue mich total für den DTTB, dass wir gezeigt haben, in schwierigen Situationen so etwas zu erreichen. Auch wenn wir keine Medaille gewonnen haben, ist der vierte Platz ein sehr, sehr gutes Ergebnis. Wir können ganz entspannt nach vorne gucken und aus der Mannschaft in der Entwicklung und in den verschiedenen Konstellationen noch einiges herausholen. Ohne Nummer eins überhaupt um die Medaillen gespielt zu haben, ist ein super Ergebnis.“

… das Abschneiden der deutschen Herren: „Man muss konstatieren, dass wir im Vorfeld gesagt haben, um die Medaillen spielen zu wollen. Mit dem Gesamtergebnis der Herren können wir aber nicht zufrieden sein. Da sind wir ein Stück weit hinter den Erwartungen, die sehr hoch gewesen sind, geblieben. Wir haben diesen Anspruch und uns mit den Spielern und Trainern bewusst hohe Ziele gesetzt, die wir nicht erreicht haben. Wir fahren nicht zu Olympia und geben uns mit dem Achtelfinale zufrieden. Die Niederlage bei der WM in Busan gegen Taiwan war für uns schon ungewohnt. Wir haben auch ein paar sehr gute Spiele gemacht. Das Achtelfinale zwischen Ovtcharov und Lebrun hätte genauso gut auch ein Halbfinale sein können. Aber so ist das K.-o.-System. Da hätte man sich im Vorfeld vielleicht eine bessere Setzung erspielen müssen. So kommen ein paar Sachen zusammen.“

… das Aufholen der Konkurrenz aus Europa: „Wir haben bisher nie eine Medaille in den großen Himmel gelobt und sprechen uns jetzt auch nicht richtig nach unten, wenn es mal nicht so klappt. Schweden ist ins Finale eingezogen. Da haben wir auch nicht gegen Irgendjemanden verloren. Die vier Halbfinalisten haben hier einfach besser gespielt. Das muss man deutlich sagen, bedeutet aber auch nicht, dass wir nicht wieder angreifen werden. Wir haben immer propagiert, dass wir in Deutschland die sind, die China jagen. Jetzt haben ein paar andere das Halbfinale gespielt und die werden wir jetzt jagen. Es muss nicht so sein, dass Deutschland per se die Nummer zwei ist. China thront über den Dingen, nicht mehr ganz so hoch wie vorher, aber es bleibt so. Danach gibt es sechs bis acht Nationen, darunter auch Frankreich und Japan, die sich hier herauskristallisiert haben. Beim nächsten Mal kann es wieder anders aussehen. Wir gehören nach wie vor in diesen Bereich.“ 

… die ersten gezogenen Lehren und die Zukunft der deutschen Herren: „Es gibt ein paar Hinweise, wie wir noch besser priorisieren müssen. Wenn ich unsere WTT-Ergebnisse anschaue, sind wir immer noch die Nummer zwei. Wir haben es in den Nuancen nicht geschafft, so zu liefern. Truls Moregardh hat bei WTT beispielsweise viel weniger abgeliefert, war aber hier der Mann, der das Momentum genutzt hat. Wir müssen gucken, wie wir es unabhängig von Timo Bolls internationalem Karriereende künftig im Doppel angehen. Da hatten wir einige Schwierigkeiten, genügend auf Wettkampfebene zu probieren. Das hing auch mit WTT und den Voraussetzungen zusammen, weil man Doppel nicht frei melden kann. Das müssen wir in Zukunft besser machen. Wir haben ein paar Hausaufgaben zu erledigen. Da geht es in erster Linie um spielerische Sachen. Damit haben wir mit unserem Videoanalysten Sascha Nimtz und dem Trainerteam schon angefangen, brauchen aber auch ein bisschen Zeit. Unsere Mannschaft ist ein Tick älter als die anderen. Aber ich glaube schon, dass wir die Energie und Kraft für die nächsten Jahre haben. Das müssen wir sehr genau dosieren. Die tiefe Analyse folgt zuhause, auch wenn wir die ersten Schritte schon begonnen haben, die Gründe festzulegen.“

(FKT)

Kommentar schreiben

Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.

* Pflichtfeld

Copyright © 2024 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.