07.08.2024 - Deutschlands Tischtennis-Damen stehen sensationell im Halbfinale der Olympischen Spiele. Beim 3:1-Viertelfinalsieg über Indien war es erneut Annett Kaufmann, die ganz groß aufspielte. Die 18-Jährige besiegte die beiden Materialspielerinnen Manika Batra und Sreeja Akula, den dritten Punkt steuerte wie am Vortag das Doppel Xiaona Shan/Yuan Wan dabei. Am Donnerstagabend trifft das Team von Bundestrainerin Tamara Boros auf Japan.
Als der Matchball verwandelt war, sackte Tamara Boros in sich zusammen und brach in Tränen aus. „Da ist der ganze Stress des vergangenen Jahres rausgekommen“, erklärte die Bundestrainerin, die mit ihrem Team in den vergangenen Monaten so viele Rückschläge hatte hinnehmen müssen, ihre emotionale Reaktion. Dass die DTTB-Damen nun trotzdem im Halbfinale stehen, bezeichnete Boros als „Wunder. Was wir heute gespielt haben, war unglaublich. Das Doppel war schon sehr gut, und für Annett fehlen mir die Worte. Das war wirklich Weltklasse.“
Die 18-jährige Olympia-Debütantin schlug zunächst Manika Batra – jene Inderin, die ihr Team mit zwei 3:0-Siegen über Rumänien ins Viertelfinale geführt hatte – und dominierte dann auch die Weltranglisten-22. Sreeja Akula. Kaufmanns Auftritte waren eine Demonstration, wie man gegen lange Noppen spielt. „Annett wusste genau, wann sie was spielen muss. Ich musste ihr in den Satzpausen eigentlich gar nicht viel sagen, außer, dass sie ruhig bleiben soll.“ Die Linkshänderin suchte sich genau die richtigen Bälle für ihre Angriffe aus, spielte auch in den engen Situationen mutig und entschlossen. „Das Doppel war unfassbar wichtig, ohne die 1:0-Führung im Rücken wäre ich vielleicht ein bisschen anders in mein Einzel gegen Batra reingegangen“, sagte die 18-Jährige später.
Yuan Wan und Xiaona Shan hatten sich zu Beginn des Spiels mit 3:1 gegen das indische Duo Akula/Kamath durchgesetzt und dabei eine vor allem auch kämpferisch starke Leistung gezeigt. Im dritten Satz waren sie permanent einem Rückstand hinterhergelaufen, lagen 8:10 zurück – und gewannen den Satz mit 12:10. Es war ein Wirkungstreffer, von dem die Inderinnen sich nicht mehr erholten. „Wir wussten, wie wichtig es für Annett ist, mit einer Führung in das Match gegen Batra zu gehen, deswegen haben wir vom ersten Punkt an gefightet“, sagte Yuan Wan.
Übermächtiger Gegner Japan? Boros: "Unmöglich ist gar nichts"
Es war am Ende zu verkraften, das Xiaona Shan gegen Archana Girish Kamath nach wechselhafter Leistung wie schon gegen die USA ihr Einzel abgab, 1:3 gegen Archana Girish Kamath verlor. Angesprochen auf ihren getapten Arm sagte Shan, dass ihr nach ihrem Bandscheibenvorfall noch immer etwas die Kraft in der Hand fehle. Dass Indien durch Kamaths Sieg noch mal auf 1:2 verkürzte, beeindruckte Annett Kaufmann aber nicht, die 18-Jährige stand auch gegen Akula gleich mit voller Überzeugung am Tisch, spielte einen 3:0-Sieg heraus und war danach wieder die gefeierte Heldin. „Ich bin selbstbewusst reingegangen“, sagte Kaufmann. „Vom Mentalen her habe ich glaube ich einen großen Schritt nach vorne gemacht.“
Mit Japan steht den DTTB nun morgen Abend ein vermeintlich übermächtiger Gegner gegenüber, die Asiatinnen sind an Position zwei gesetzt. Um sich jetzt auch mit dem Medaillengewinn zu belohnen, „müsste schon jeder über sich hinauswachsen“, sagt Kaufmann. „Jetzt sind wirklich nur noch die Top-Nationen drin.“ Eine glückliche Auslosung, das gehört zur Wahrheit dazu, hatte den deutschen Weg ins Halbfinale ein bisschen begünstigt. Aber einmal dort angekommen, wollen die DTTD-Damen alles versuchen. „Unmöglich ist gar nichts“, sagt Tamara Boros. „Und fest steht: Den Druck haben jetzt die anderen.“
Viertelfinale
Deutschland - Indien 3:1
Wan/Shan - Akula/Kamath 3:1 (5,-8,10,6)
Annett Kaufmann - Manika Batra 3:1 (-8,5,7,5)
Xiaona Shan - Archana Kamath 1:3 (-17,1,-5,-9)
Annett Kaufmann - Sreeja Akula 3:0 (6,7,7)
Halbfinale
Deutschland - Japan, Donnerstag 20 Uhr
(sue)
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