Erneuter Finalsieg über Sun Yingsha: Chen Meng (© ITTF)

Erneuter Finalsieg über Sun Yingsha: Chen Meng (© ITTF)

Bild Schließen

03.08.2024 - Sie war die dominierende Spielerin der vergangenen zwei Jahre, führt seit Juli 2022 ununterbrochen die Weltrangliste an, hat 2023 die Weltmeisterschaft und 2024 den World Cup gewonnen – Olympia-Gold im Einzel aber bleibt Sun Yingsha vorerst verwehrt. Wie schon vor drei Jahren in Tokio unterlag sie im Endspiel ihrer Teamkollegin Chen Meng. Die 30-jährige Chen ist damit die dritte Spielerin nach Deng Yaping und Zhang Yining mit zwei olympischen Goldmedaillen im Einzel. Bronze sicherte sich die Japanerin Hina Hayata.

Im Tischtennis sind es manchmal wenige Millimeter, die über Sieg und Niederlage entscheiden. So war es auch im Olympia-Finale der Damen zwischen Chen Meng und Sun Yingsha. Als Titelverteidigerin Chen bei 6:5 im sechsten Satz gerade ihre erste Führung erspielt hatte, punktete sie mit einem unerreichbaren Netzball zum 7:5. Sun Yingsha hatte weniger Glück, als ihr nächster Ball die Netzkante ebenfalls touchierte – und von dort aus über den Tisch flog. Es war die entscheidende Phase in diesem ausgeglichenen Finale, und vom 5:8-Rückstand sollte sich die Weltranglistenerste, die eigentlich besser in den Satz gestartet war, nicht mehr erholen. Chen Meng gewann den Durchgang mit 11:6 und damit das Spiel mit 4:2 – und ist nach 2021 zum zweiten Mal Olympiasiegerin. Für China ist es die zehnte Goldmedaille im Damen-Einzel in Serie. Seit Tischtennis olympisch ist, ging der Titel in dieser Disziplin immer an eine Spielerin aus dem Reich der Mitte.

Dass das auch diesmal so sein würde, stand schon vor dem Endspiel fest, ungefährdet waren die beiden chinesischen Starterinnen in das Finale eingezogen. Von der Papierform her ging Sun Yingsha als leichte Favoritin in das Spiel, von 17 bisherigen Duellen mit ihrer Nationalmannschaftskollegin hatte sie elf gewonnen. Die 23-Jährige hatte sich nach ihrer Final-Niederlage von Tokio zur besten Spielerin der Welt entwickelt, alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt, nur Einzel-Gold bei Olympischen Spielen, das fehlte noch. Die in China so beliebte Rechtshänderin legte im Endspiel dann auch wild entschlossen los, gewann den ersten Satz mit 11:4. Doch Chen meldete sich schnell im Spiel zurück, und es entwickelte sich eine völlig offene Begegnung. Bei 3:0-Führung im sechsten Satz schien Sun Yingsha, die Mitte der Woche mit Wang Chuqin Gold im Mixed gewonnen hatte, auf dem besten Wege, den siebten Satz zu erzwingen – bis die beiden oben beschriebenen Situationen das Pendel zugunsten von Chen Meng ausschlagen ließen. Und das sehr zum Leidwesen der vielen Sun-Yingsha-Fans, die deutlich in der Überzahl waren und auch noch den Namen ihres Idols skandierten, als Chen Meng nach der Siegerehrung alleine auf dem Podest für die Fotografen posierte. „Ich habe in den letzten Jahren oft gegen sie verloren, deswegen habe nicht unbedingt erwartet, heute zu gewinnen“, sagte Chen nach dem Endspiel. „Aber wir sind beide Siegerinnen, denn wir standen beide für China im Endspiel.“ Auch Sun Yingsha betonte, dass sie sich freue „Chinas Ehre verteidigt“ zu haben. Ihre Chance werde noch kommen. „Ich bin noch jung, das waren nicht meine letzten Olympischen Spiele.“

Hayata mit Freudentränen über Bronze

Bronze war am achten Tag der olympischen Tischtennis-Wettbewerbe – wie schon 2021, als Mima Ito Dritte wurde – an eine Japanerin gegangen. Hina Hayata gewann das Bronze-Match mit 4:2 gegen Shin Yubin (Südkorea). Für Olympia-Debütantin Hayata nahmen die Individual-Wettbewerbe von Paris nach der Enttäuschung im Mixed, wo sie mit Partner Tomokazu Harimoto  als an Nummer 2 gesetztes Duo schon im Achtelfinale gescheitert war, damit doch noch ein gutes Ende. Überwältigt von ihren Gefühlen sank die Linkshänderin nach dem verwandelten Matchball zu Boden und schlug die Hände vors Gesicht. Als die Weltranglistenfünfte einige Minuten später aus der Arena ging, weinte sie noch immer. Die WM-Dritte von 2023 hatte sich bei den Olympischen Spielen in ihrer Heimat vor drei Jahren noch mit der Zuschauerolle begnügen müssen, war nur als Ergänzungsspielern im Team-Wettbewerb dabei – nun klappte es beim Olympia-Debüt direkt mit einer Einzel-Medaille. (sue)

Finale
Sun Yingsha CHN – Chen Meng CHN 2:4 (4,-7,-4,9,-9,-6)

Spiel um Platz drei
Hina Hayata JPN – Shin Yubin KOR 4:2 (-9,11,10,7,-10,7)