Olympia 2024

Moregardh hat Medaille sicher – und fordert Fan

Nach dem 4:2 über Hugo Calderano im Endspiel: Truls Moregardh (@ ITTF)

02.08.2024 - Im Endspiel der Olympischen Spiele treffen am Sonntag in einer Neuauflage des WM-Finals von 2021 Fan Zhendong (China) und Truls Moregardh (Schweden) aufeinander. Der Chinese stoppte im Halbfinale den Lauf von Frankreichs Shootingstar Felix Lebrun, Truls Moregardh setzte seinen Siegeszug gegen Hugo Calderano fort. Im Damen-Endspiel stehen wie schon 2021 in Tokio die beiden Chinesinnen Sun Yingsha und Chen Meng.

Die Zuschauer in der South Paris Arena 4 schrien sich die Kehle aus dem Leib, aber dieses Mal sollte auch das nicht helfen: Felix Lebrun ist im Halbfinale der Olympischen Spiele an Fan Zhendong gescheitert. Für den Franzosen geht es nun am Sonntag gegen Hugo Calderano um Bronze, Fan greift im Endspiel gegen Truls Moregardh nach Gold.

Die Deutlichkeit, mit der Lebrun Fan Zhendong unterlag, war ernüchternd für den 17-jährigen Franzosen und seinen Coach Nathanael Molin. „Fan Zhendong war heute der bessere Spieler, daran besteht kein Zweifel. Mit etwas Glück hätte Felix vielleicht ein, zwei Sätze gewinnen können, mehr aber auch nicht“, konstatierte Molin. Der Chinese, der gestern beinahe noch an Tomokazu Harimoto gescheitert wäre, wirkte heute von Beginn an deutlich gefestigter. „Ich glaube, dass er sich gestern nicht so wohl gefühlt hat. Aber jedes Spiel ist anders, heute hat er direkt gezeigt, dass er – wenn er top vorbereitet ist – einer der besten, wenn nicht sogar der beste Spieler der Welt ist“, sagte Molin. Sein Schützling war dem Druck des Chinesen zu keinem Zeitpunkt gewachsen. „Er hat auf jeden meiner Topspins sehr gut reagiert“, sagte Lebrun nach der Niederlage. So war es schwer für den Franzosen, in den Ballwechseln die Kontrolle zu halten. Der erste Satz verlief noch relativ ausgeglichen, ging aber mit 11:8 an den Chinesen, der mit der Führung im Rücken immer stärker wurde. Er sei gut auf den Penholderspieler vorbereitet gewesen, sagte Fan später, „egal, welcher gegnerische Spielstil einen im nächsten Match erwartet, wir haben im Nationalteam große Ressourcen und viele Spieler, die einem helfen können, sich darauf vorzubereiten.“ Fan wählte geschickte Platzierungen und zwang seinen Kontrahenten so schon zu vielen Fehlern in der Eröffnung. So waren auch die Sätze zwei, drei und vier eine klare Angelegenheit für den Weltmeister aus China, der nun am Sonntag zum zweiten Mal im Einzel-Finale der Olympischen Spiele steht. 2021 in Tokio verlor er das Endspiel gegen Ma Long.

Moregardh wehrt sechs Satzbälle im ersten Satz ab

Diesmal steht Fan Zhendong mit Truls Moregardh im Finale ein nicht-chinesischer Spieler gegenüber. Der Schwede startete deutlich schlechter als sein Gegner Hugo Calderano (Brasilien) in das zweite Halbfinale, sah sich im ersten Satz schnell einem 4:10-Rückstand gegenüber – holte sich den Satz mit achten Punkten in Folge aber noch. Beim Stand von 10:10 unterlief Calderano ein Fehlaufschlag, dann verfehlte sein Rückschlag den Tisch. Im zweiten Durchgang des attraktiven Schlagabtausches ging es ausglichen weiter, die ersten beiden Satzbälle erspielte sich Moregardh, vergab sie, wehrte dann in der Verlängerung drei Satzbälle Calderanos ab und holte sich auch diesen Satz (16:14). Die Führung sollte der Schwede nicht mehr hergeben, Calderano verkürzte zwar noch zweimal, zunächst auf 1:2, dann auf 2:3, doch im sechsten Satz machte Moregardh alles klar – und sicherte sich seinen Platz im Endspiel.

Den ersten Satz sahen beide Spieler rückblickend als mitentscheidend an. „Ich habe es da und auch im zweiten Satz leider nicht geschafft, den Sack zuzumachen. Aber Truls hat heute auch wirklich gut gespielt, vom Anfang bis zum Ende“, sagt Calderano.  „Das war wirklich verrückt“, so Moregardh über seine Aufholjagd. „Gegen einen solchen Spieler habe ich noch nie so einen Rückstand wettgemacht. Hätte er den Satz gewonnen, hätte er wahrscheinlich genau so weitergemacht.“

Nach dem verwandelten Matchball hatte der Schwede, der seine Siege sonst meist mit großen Gesten feiert, minutenlang regungslos in der Box gestanden, ungläubig durch die Halle geschaut, ganz so, als könne er nicht glauben, was er da gerade geschafft hatte. „Ich bin immer noch geschockt. Bei meinen ersten Olympischen Spielen eine Medaille zu gewinnen, ist wirklich verrückt“, sagte Moregardh in der Mixedzone und schob hinterher: „Ich bin noch nicht fertig.“ Wie im WM-Finale fordert er nun Sonntag im Einzel-Finale der Olympischen Spiele Fan Zhendong heraus. Moregardh ist nach Jan-Ove Waldner (2000) der zweite Schwede im Olympia-Finale.

Bei den Damen wird es zu einer Neuauflage des Endspiels von Tokio vor drei Jahren kommen. Weltmeisterin Sun Yingsha schaltete im Halbfinale die Japanerin Hina Hayata aus, Titelverteidigerin Chen Meng besiegte Shin Yubin (Südkorea), jeweils ohne Satzverlust. Die Bilanz im direkten Vergleich spricht mit 11:6 für die Weltranglistenerste Sun. Von den ganz großen Finals gewannen beide je eines gegeneinander: Chen Meng besiegte Sun im Olympia-Finale 2021 (4:2), die revanchierte sich im WM-Finale 2023 mit dem gleichen Ergebnis. Der Samstag in Paris startet mit dem Spiel um Platz drei, in dem sich Hayata und Shin gegenüberstehen werden. (sue)

 

Herren-Einzel

Halbfinale
Truls Moregardh SWE – Hugo Calderano BRA 4:2 (10,14,-7,7,-10,8)
Félix Lebrun FRA – Fan Zhendong CHN 0:4 (-8,-6,-7,-5)

Spiel um Platz drei
Hugo Calderano BRA – Felix Lebrun FRA, Sonntag 13:30 Uhr

Finale
Truls Moregardh SWE – Fan Zhendong CHN, Sonntag 14:30 Uhr


Damen-Einzel

Halbfinale
Sun Yingsha CHN – Hina Hayata JPN 4:0 (6,8,8,2)
Shin Yubin KOR – Chen Meng CHN 0:4 (-7,-6,-7,-7)

Spiel um Platz drei
Hina Hayata JPN – Shin Yubin KOR, Samstag 13:30 Uhr

Finale
Sun Yingsha CHN – Chen Meng CHN, Samstag 14:30 Uhr

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