Olympia 2024

Die Sehnsucht ist gestillt, der Hunger geweckt

Von ihren Gefühlen überwältigt: Shin Yubin nach dem 4:3 über Miu Hirano (© ITTF)

01.08.2024 - Seit 2012 wartete die einstige Tischtennis-Großmacht Südkorea darauf, endlich wieder eine Medaille bei Olympischen Spielen zu gewinnen. Mit Bronze im Mixed durch Shin Yubin und Lim Jonghoon war das Minimalziel in Paris schon nach dem ersten Wettbewerb erreicht. Im Einzel ist für die 20-jährige Shin nach einem dramatischen 4:3-Viertelfinalsieg über Miu Hirano auch noch alles drin.

Am Ende flossen Tränen – bei beiden Spielerinnen, noch in der Box. Das Viertelfinale im Damen-Einzel zwischen Shin Yubin (Südkorea) und Miu Hirano (Japan) war ein Drama, in dem es an nichts fehlte. Erst führte die Südkoreanerin mit 3:0-Sätzen, dann glich Hirano zum 3:3 aus. Im siebten Satz sah es dann schnell wieder gut für Shin Yubin aus, die mit 5:1 in Führung ging. Hirano aber kämpfte sich erneut zurück, erspielte sich zwei Matchbälle  – um den Satz und damit das Spiel am Ende doch mit 11:13 zu verlieren. Freudentränen auf der einen, Tränen der Enttäuschung auf der anderen Seite. „Ich war einfach nur froh, dieses Spiel irgendwie überstanden zu haben“, sagte Shin Yubin nach dem Match über ihren Gefühlsausbruch.

Auf einen Erfolg wie diesen haben die südkoreanischen Fans lange warten müssen, die 20-Jährige ist die erste Einzel-Halbfinalistin aus Südkorea seit 20 Jahren. 2004 in Athen gewann Kim Kyung-Ah Bronze. Der Weg zu einer Einzel-Medaille in Paris ist für Shin Yubin allerdings immer noch weit, im Halbfinale wartet die Titelverteidigerin, Chen Meng aus China. Verliert sie dieses Duell, müsste Shin im Spiel um Platz drei entweder noch Sun Yingsha (China) oder Hina Hayata (Japan) bezwingen.

Fokus aufs Mixed: 17 Turniere auf dem Weg nach Paris

Shin kann diese Partien gelassen angehen, denn ihr großes Ziel – den Medaillengewinn im Mixed – hat sie schon erreicht. Auf diesen Wettbewerb hat sie sich gemeinsam mit Partner Lim Jonghoon vor den Olympischen Spiele fokussiert, der nationale Verband sah hier die größte Chance auf den Gewinn einer Olympia-Medaille. Seit 2022 spielen die beiden zusammen, 17 Turniere haben sie seitdem gemeinsam bestritten, dabei fünf Titel gewonnen, viermal das Finale und fünfmal das Halbfinale erreicht. Einen kleinen Dämpfer gab es kurz vor Paris, weil Tomokazu Harimoto/Hina Hayata (Japan) sie noch von Platz zwei der Weltrangliste verdrängten. An drei gesetzt, trafen Lim und Shin dann in Paris schon im Halbfinale auf die Chinesen Wang Chuqin/Sun Yingsha, verloren das Spiel trotz starker Leistung mit 2:4. Im Spiel um Platz drei feierten sie dann aber einen ungefährdeten 4:0-Sieg über Wong Chun Ting/Doo Hoi Kem (Hongkong) – und sicherten Südkorea so die erste Olympia-Medaille seit zwölf Jahren. Das Land mit der langen Tischtennishistorie liegt im olympischen Medaillenspiegel der Tischtennis-Wettbewerbe immer noch auf Rang zwei hinter China, doch die ganz großen Zeiten sind vorbei, 2016 in Rio de Janeiro und 2021 in Tokio gingen die Südkoreaner ganz leer aus.

In Paris ist das Minimalziel nach dem Mixed-Wettbewerb schon erreicht, doch für Shin Yubin, populärste Tischtennisspielerin in ihrer Heimat mit allein 200.000 Followern auf Instagram, ist nach Siegen über Mellisa Tapper (Australien), Georgina Pota (Ungarn), Lily Zhang (USA) und die Japanerin Hirano nun die zweite Medaille in greifbare Nähe gerückt. Ihr Weg ins Halbfinale ist auch ein bisschen durch die Einzel-Nominierung des japanischen Verbands begünstigt worden. Weil die in der Weltrangliste vor Shin platzierte Miwa Harimoto nicht für den Einzel-Wettbewerb gemeldet wurde, schaffte es die Südkoreanerin als Weltranglistenachte in der Setzliste auf Platz vier. Im Mannschaftswettbewerb haben Südkoreas Damen als an Position drei gesetztes Team ebenfalls Medaillenambitionen. „Ich habe noch zwei Wettbewerbe vor mir", sagte Shin Yubin schon nach der Siegerehrung im Mixed, „dieses Gefühl, eine Medaille zu gewinnen, würde ich gerne noch mal spüren." (sue)

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