Olympia 2024

Boll vor Olympia: „Gerne noch ein Finale gegen China"

Das deutsche Herrenteam beim Medientermin vor den Olympischen Spielen in Paris. (©FKT)

18.07.2024 - Acht Tage vor den Olympischen Spielen (26. Juli bis 28. August) hat am Donnerstag im Deutschen Tischtennis-Zentrum in Düsseldorf der traditionelle DTTB-Medientag stattgefunden. Was sich die deutschen Nationalspielerinnen und -spieler sowie ihre Trainer für Paris im Team- und den Individualwettbewerben vorgenommen haben, lesen Sie hier. Für Timo Boll sind es die letzten Sommerspiele seiner Karriere, Annett Kaufmann und Dang Qiu stehen vor ihrer Premiere.

Richard Prause über die Erwartungen: „Wir freuen uns zunächst mal, uns mit der maximalen Sollstärke aller möglichen Athleten qualifiziert zu haben. Wir haben manche Turniere bewusst ausgelassen und an unserer Form gefeilt. Das Leistungsniveau liegt so eng beieinander wie wahrscheinlich nie zuvor. Alle Spieler fangen in der ersten Runde an. Wir wollen natürlich in den Spielen dabei sein, in denen es am Ende um die Medaillen geht. Es können deutlich mehr Spieler und Mannschaften Medaillen gewinnen als in der Vergangenheit. Aber wir haben eine starke Mannschaft. Tischtennis ist eine der wenigen Sportarten, deren Athleten über den gesamten Olympia-Zeitraum vor Ort sind.“

... über Benno Oehme als Sparringspartner für die Damen und Herren und Stützpunkttrainer Xiaoyong Zhu, die ebenfalls mit anreisen: „Alles professionalisiert sich weiter. Benno und Xiaoyong wohnen in einem Hotel in der Nähe der Wettkampfstätte. Sie haben mit einer sogenannten P-Akkreditierung Zugang zur Trainingshalle, wo wir ab dem 21. Juli unsere direkte Vorbereitung auf das olympische Turnier starten. Xiaoyong arbeitet als Bundesstützpunkttrainer ohnehin mit beiden Teams auch in Düsseldorf zusammen und ist unter anderem ein wichtiger Spezialist für das ‚Many-Balls-Training‘. Benno ist Mitglied unseres U23-Anschlusskaders, der uns als Trainingspartner im Allgemeinen sowie für spezielle Einspielsituationen oder Extra-Einheiten bei den Damen und Herren unterstützt.“

Bundestrainer Jörg Roßkopf über seine Ziele: „Unser ärgster Konkurrent sind wir selbst. Die anderen Nationen haben aufgeholt. Die Asiaten und Afrikaner sind stark geworden, auch die Franzosen und die Schweden haben sich stark verbessert. Aber wir schauen auf uns selbst. Wenn wir gut spielen, werden wir eine Medaille holen. Wenn wir schlechter spielen, dann nicht. Mit diesem Ziel gehen wir in die Spiele. Die Mannschaft hat sehr viel Erfahrung, ist stark besetzt und gut vorbereitet.“

… über den Faktor Doppel: „Wir stellen uns darauf ein, dass alles passieren kann. Wir haben in der Vergangenheit von Anfang an gut performt und lange nie mit 0:2 zurück. Der Faktor Doppel wird immer wichtig sein und ich denke, dass wir auch diesmal ein gutes Doppel haben.“ 

… über die China-Dominanz: „Wir versuchen immer, sie zu brechen. Aber es ist ein weiter Weg. Im Mixed-Doppel haben sie etwas gutzumachen, nachdem sie 2021 das Finale verloren haben. Das Ziel ist es, sie zu schlagen. Als Einzelspieler haben wir es schon geschafft. Wir hoffen auf den perfekten Tag, machen uns darüber aber noch wenige Gedanken. Der Fokus liegt auf dem Achtelfinale. Wir hoffen, dass wir auch im Einzel und Mixed gut ins Turnier kommen und uns die ersten Auftritte Mut geben. Aber es gibt genug Teams, die das auch wollen. Bei der WM haben wir gegen Taiwan verloren. Wir müssen aufpassen.“

DTTZ-Cheftrainer Lars Hielscher über die Vorbereitung: „Eigentlich hätten wir gerne einen vierwöchigen Lehrgang gemacht. Das war leider durch das TTBL-Finale nicht möglich, die erste Woche war so etwas kürzer. Die drei Wochen danach liefen gut. Alle sind fit und haben in kleinen Gruppen an maximal drei Tischen intensiv trainiert. Von den Umfängen und der Intensität war es so wie immer."

Timo Boll über seine letzten Olympischen Spiele und einen Gefühlsmix aus Demut, Erleichterung, Vorfreude und Angst: „Es ist von allem ein bisschen. Natürlich spürt man die Vorfreude, dass es endlich losgeht. Der Respekt und die Angst, dass es nicht so laufen könnte, wie man es sich vorstellt, ist da. Aber es ist auch gut, diesen internen Stress zu haben, um die letzten Prozente am Tisch herauszukitzeln. Es ist aktuell eine gesunde Balance in meinem Kopf. Klar wünscht man sich am Ende das bestmögliche Ergebnis und gerne noch mal ein Finale gegen China. Aber das wird ein weiter Weg. Für das hochgesteckte Ziel muss alles passen. Ich weiß ungefähr, wie alles abläuft. Mich wird nichts mehr großartig aus den Socken hauen. Die Franzosen sind große Sportfans und immer enthusiastisch in der Halle. Ich habe oft in Paris gespielt und freue mich auf das Publikum.“

Dang Qiu über seine Premiere als Nummer elf der Welt: „Olympia ist etwas, das man sich über die Jahre mit den vielen Erfolgen und der guten Weltranglistenposition hart erarbeitet hat. Aber am Ende gibt einem die Setzung keine Medaille. Durch alle drei Wettbewerbe und die extreme Länge wird es für mich eines der anstrengendsten Turniere überhaupt. Ich hoffe, dass ich meine mentalen und körperlichen Reserven ausschöpfen kann. Ich freue mich auf eine tolle Atmosphäre. Wenn man für Deutschland starten darf, soll es so weit gehen, wie möglich. Ich habe meine eigenen Routinen und werde wohl keine Zeit haben, mir andere Sportarten anzuschauen. Dafür ist man zu sehr im Fokus auf die Wettkämpfe.“

... über die Chancen im Mixed mit Nina Mittelham: "Im Mixed ist unsere Setzung von neun bis 16 nicht optimal. Nina und ich können direkt gegen ein sehr starkes asiatisches Duo kommen, was nicht ideal wäre. Aber wir sind in Europa absolute Spitze, wie ja auch unsere Titel bei den European Games und bei der EM in Warschau gezeigt haben. Gegen die Asiaten ist es für uns zwar schwieriger, aber auch nicht unmöglich. Eines steht fest: Wir müssen auf jeden Fall über uns hinauswachsen, wenn wir um eine Medaille mitspielen wollen.“

Dimitrij Ovtcharov über seine steigende Form: „Wir bereiten uns nicht erst seit einigen Wochen, sondern seit vielen Monaten intensiv vor. Wir haben die Mannschafts-EM im vergangenen Herbst abgesagt. Für so ein Turnier legt man die Grundsteine nicht erst kurz vorher, sondern über einen langen Zeitraum. Ich bin zum ersten Mal seit Tokio wieder sehr präsent, schnell und gefährlich am Tisch. Die Breite ist viel größer geworden. Viele Nationen und Einzelspieler sind heiß auf eine Medaille. Ich zähle mich dazu."

… über seine Vorteile als erfahrener Olympionike und den Medaillen-Rekord: „Viele Topspieler haben mir gegenüber den Nachteil, dass sie mehr Druck spüren und die Spiele so weniger genießen  können. Meine vergangenen Erfolge sind schon ein Ass im Ärmel, um in den engen Situationen entspannter und lockerer zu sein. Ich möchte etwas Handfestes mit nach Hause nehmen."

… den Wert der Olympischen Spiele: „Olympia findet alle vier Jahre statt. Das ist extrem selten. Alle Sportler sind mit dabei und wohnen in einem Dorf. Dass dort auch Superstars wie LeBron James wohnen, hat für mich einen speziellen Charakter. Selbst für die Profis, die wahnsinnig viel Geld verdienen, ist es etwas ganz Besonderes. Man kann nur stolz sein, sein Land repräsentieren zu dürfen. Das macht Olympia so einzigartig."

Patrick Franziska über seine Rolle als Ergänzungsspieler: „Wie schon über die gesamte Vorbereitung versuche ich, mich vorzubereiten, falls etwas passiert und helfe den Jungs, dass sie das bestmögliche Turnier spielen. Wir kennen uns alle lange genug und wissen, was der andere braucht. Nach dem TTBL-Finale hatte ich eine kleine Zerrung an den Adduktoren. Das war aber nichts Wildes und ich bin wieder voll belastbar.“ 

(FKT/DTTB)

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