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Ovtcharov verpasst Olympia-Revanche vs. Ma Long

Die 20. Niederlage im 20. Duell gegen Ma Long: Dimitrij Ovtcharov verabschiedete sich gegen Ma Long aus dem Turnier. (©Gohlke)

03.11.2023 - Im letzten Spiel der Viertelfinal-Abendsession beim WTT Champions in Frankfurt kam es am Freitagabend zu dem Spiel, auf das alle gewartet haben. Der letzte verbliebene Deutsche, Dimitrij Ovtcharov, forderte den G.O.A.T. Ma Long heraus. Gegen den ehemaligen Weltranglistenersten aus China und amtierenden Einzelsieger der Olympischen Spielen zeigte der Deutsche zwar eine starke Leistung. Doch die Revanche für Tokio 2021 glückte nicht. Die Partie endete 0.3.

Dimitrij Ovtcharov hat eine Medaille beim WTT-Champions-Heimspiel in Frankfurt und das Halbfinale gegen Felix Lebrun verpasst. Der 35-Jährige unterlag Ma Long vor 3.000 Zuschauern im Spitzenspiel des Tages mit 0:3. 

Der Neu-Ulmer hatte zuvor noch nie gegen den Superstar aus China gewonnen. „Ich freue mich, wieder einmal gegen Ma Long antreten zu dürfen. Er ist der beste Spieler aller Zeiten. Da muss man sich nicht schämen, gegen ihn so oft verloren zu haben. Es gibt keinen Spieler auf der Welt, der eine positive Bilanz gegen ihn hat“, sagte der Nationalspieler nach dem gewonnen Achtelfinal-Krimi gegen Mattias Falck. Auch der fünffache Olympiasieger und 13-fache Weltmeister wustte trotz der klaren 19:0-Bilanz im Vorfeld um die Qualität des Last Man Standing mit dem DTTB-Logo auf der Brust, den er im Halbfinale von Tokio nur knapp bezwingen konnte. „Jedes Mal wenn ich gegen ihn spiele, ist er absolut siegeshungrig. Und vor seiner Heimkulisse wird es noch mal extra schwierig."

Starke Leistung von Ovtcharov, aber Ma Long in absoluter Topform

Mit fast einer Stunde Verzögerung konnte das Match des Abends dann beginnen. Ovtcharov machte während des letzten Damen-Viertelfinals zwischen Wang Manyu und Joo Cheonhui draußen vor der Tür noch letzte Aufwärmübungen, durchs Publikum rollte zur Einstimmung die La-Ola-Welle. Es war das erwartet von Beginn an hochklassige Viertelfinale vor beinahe ausverkaufter Halle. Die Zuschauer waren lautstark dabei, die Stimmung war hervorragend. Bis zum 7:8 war der Deutsche voll im Spiel, doch der 35-Jährige leistete sich gegen seinen gleichaltrigen Gegner drei entscheidende Rückschlagfehler (7:11).

Ovtcharov begeisterte die Massen auch im zweiten Satz, zeigte eine Wahnsinns-Leistung. Aber er lag lange nicht einmal vorne, was viel über die Klasse seines Gegenübers aussagte. Der Glaube an sich selbst riss nicht ab: 7:9 nach 4:8, doch Ma stellte auf 2:0 und hatte auf fast jeden Ball die richtige Antwort. Besser lief es dann in Durchgang Nummer drei, Ovtcharov zog sein Time-out (5:4 nach 5:1). Und das blieb ohne Wirkung. Ma Long drehte den Satz zunächst auf 10:5, bei 10:7 nahm der Chinese dann seine Auszeit. Danach war Schluss. 

Ovtcharov zieht den Hut - Lebrun der letzte Europäer im Turnier

Der Deutsche erwies sich als fairer Verlierer und zog den Hut. „Chapeau. Wir haben so oft gegeneinander gespielt. Er ist so lange dabei, war bei jedem Ball bis in die Zehenspitzen fokussiert und hat mir keine Luft zum atmen gelassen. Aber ich habe alles gegeben und nie aufgegeben. Es hat leider nicht sollen sein. Aber es hat trotzdem Spaß gemacht, hier zu spielen. Nach drei Jahren habe ich als Nationalspieler solche Events in Deutschland vermisst. Es kommen hoffentlich noch weitere hinzu“, sagte Ovtcharov.

Die Ernüchterung, nicht einen Satz gewonnen zu haben, war da: "Ich kann mich an kein Spiel erinnern, bei dem mir mein Gegner in drei Sätzen nicht einen einzigen Ball angeboten hat. Normalerweise bin ich sehr stark gegen alle bei den Rückhand-Duellen. Diese Rallyes habe ich sehr oft verloren. Das war Top-Tischtennis. Da war ich absolut am Limit und habe stark gespielt. Aber ich war nicht gut genug, um dieses Niveau komplett durchzuziehen. Er hat keinen einzigen leichten Fehler im gesamten Spiel gemacht. Ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals so gut gegen mich gespielt hat. Er war sehr präsent. Ich habe immer gespürt, dass er auf jeden Ball sehr hungrig ist. Er hat sich immer angefeuert. Man hat richtig gemerkt, wie wichtig ihm dieses Spiel ist. Früher hatte er mich im Aufschlag-Rückschlag-Spiel extrem auseinander genommen, sodass ich nie ins Spiel gefunden habe. Inzwischen habe ich das Gefühl, dass wir immer im Spiel sind, aber da ist er schneller und fitter. Daran muss ich weiter hart arbeiten", ergänzte Ovtcharov.

Was passierte noch am drittletzten Turniertag? Nach dem tränenreichen Aus von Bernadette Szöcs am Nachmittag warf Wang Yidi die Mittelham-Bezwingerin Mima Ito aus dem Rennen. Eine weitere Top-Chinesin (Wang Manyu) wurde ihrer Favoritinnenrolle gegen Joo Cheonhui aus Südkorea erst spät gerecht und Felix Lebrun schaltete nach Dang Qiu auch den Besieger von Timo Boll und Fan Zhendong, Lee Sang Su, aus. Und wie: der 17-Jährige wehrte beim Stand von 1:2 und 11:12 einen Matchball des Südkoreaners ab und drehte die Partie noch in seine Richtung. Er war nicht nur der nächste Gegner von Ma Long, sondern hatte als letzter Europäer im Turnier mindestens Bronze sicher.

Der Turnierbaum in der Übersicht:

Herren-Einzel

Viertelfinale
Lee Sang Su KOR - Felix Lebrun FRA 2:3 (-8,11,6,-12,-8)
Dimitrij Ovtcharov - Ma Long CHN 0:3 (-7,-7,-7)
Lin Yun-Ju TPE - Tomokazu Harimoto JPN 3:1 (11,-9,8,4)
Lim Jonghoon KOR - Wang Chuqin CHN 0:3 (-9,-5,-10)

Halbfinale
Felix Lebrun FRA - Ma Long CHN, Samstag 16.15 Uhr
Lin Yun-Ju TPE - Wang Chuqin CHN, Samstag 14.45 Uhr

Damen-Einzel

Viertelfinale
Shin Yubin KOR - Sun Yingsha CHN 1:3 (10,-5,-11,-6)
Wang Yidi CHN - Mima Ito JPN 3:0 (8,9,1)
Joo Cheonhui KOR - Wang Manyu CHN 2:3 (-8,-5,10,9,-9)
Hina Hayata JPN - Bernadette Szöcs ROU 3:2 (-5,7,-6,9,9)

Halbfinale
Sun Yingsha CHN - Wang Yidi CHN, Samstag 15.30 Uhr
Wang Manyu CHN - Hina Hayata JPN, Samstag 14 Uhr

Tickets für die Veranstaltung gibt es hier.
Zur WTT-Turnierseite.
Zum WTT-YouTube-Livestream.
Ab dem Viertelfinale (Freitag) überträgt sportschau.de exklusiv, kommentiert von ARD-Tischtennis-Fachmann Christian Adolph.

(FKT)

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