EM 2023

Team-EM: Doppel-Triumph wird zur Herausforderung

Führt das deutsche Team in Malmö an: Benedikt Duda. (©WTT)

05.09.2023 - Am Sonntag beginnen in der drittgrößten schwedischen Stadt Malmö die 41. Team-Europameisterschaften. Am ersten Turniertag steigen auch direkt die ersten deutschen Vorrundenspiele. Die Medaillen werden am Sonntag (17. September) vergeben. Die deutschen Mannschaften führen die Setzlisten nach dem doppelten Goldmedaillengewinn 2021 in Rumänien vor den Gastgeberteams aus Schweden an. Allerdings werden die Herren ohne Dimitrij Ovtcharov, Dang Qiu und Patrick Franziska anreisen. So bleibt nicht mehr als die Rolle des Herausforderers.

Die weiteren DTTB-Zitate im Überblick: 

Herren

Benedikt Duda: „Es ist natürlich eine Herausforderung, als einer der Führungsspieler bei der EM sein zu dürfen. Man freut sich darüber, wenn man helfen kann, das Team zu tragen. Aber in einer Mannschaft sind alle Spieler von gleich wichtig. Als Einzelspieler kann man nicht gewinnen, man braucht das gesamte Team. Wir sind als Mannschaft sehr gut aufgestellt. Die Chancen, dass wir weit kommen, sehe ich als groß an. Man sollte uns nicht unterschätzen. Nur weil drei Spieler nicht dabei sind, ist Deutschland noch lange nicht erheblich geschwächt. Bei der Team-EM 2021 und bei der Team-WM 2022 haben wir ja gezeigt, dass Deutschland auch mit einer komplett anderen als der Bestbesetzung Titel und Medaillen holen kann. Natürlich können wir nicht davon ausgehen, dass wir in das Finale durchmarschieren. Aber das könnten wir auch nicht, wenn Dima, Dang und Patrick dabei wären. Eine EM zu gewinnen, ist nie eine Selbstverständlichkeit. Wir konzentrieren uns erst einmal in der Vorrunde auf Finnland und Polen, um Gruppensieger zu werden. Dann schauen wir von Spiel zu Spiel, auch wenn wir davon träumen, wieder Gold mit nach Hause zu bringen.“

Ricardo Walther: „Ich bin ja nach Timo der zweitälteste im Aufgebot und damit habe ich automatisch auch eine Führungsrolle. Das ist zwar im Nationaltrikot ungewohnt für mich, aber grundsätzlich kein Neuland, denn das ist ja im Verein in Grünwettersbach schon seit geraumer Zeit so. Ich hoffe, ich kann die jungen Leute in unserem Team etwas mitnehmen und unterstützen. Meine Form ist jedenfalls seit Monaten sehr gut, sowohl in der Liga als auch bei internationalen Turnieren. Wir sind Deutschland. Wir haben immer eine gute Chance. Den Kader für eine Medaille stellen wir in Malmö alle Male. Das hat man auch im letzten Jahr bei der Team-WM gesehen, als wir mit einer, auf dem Papier, B-Mannschaft Silber geholt haben. Es ist alles drin, wenn wir gut spielen und die Team-Chemie stimmt. Aber wir müssen klein anfangen: Schon in der Gruppe haben wir mit Polen einen gefährlichen Gegner, der viele junge, aufstrebende Spieler hat. Es gibt viele starke Gegner und wir müssen vom ersten Spiel an bereit sein und von Anfang an dagegenhalten, dürfen uns keinen Ausrutscher erlauben. Wir haben mit Timo die größte Legende des Tischtennissports dabei und er ist natürlich ein sehr wichtiger Baustein für den Erfolg. Ich bin mir sicher, Timo wird in guter Form sein und mit seiner Klasse und Erfahrung als Führungsspieler vorweg gehen.“ 

Cedric Meissner„Ich freue mich riesig, dass mir die Chance gegeben wird, an der EM teilzunehmen. Ich war gleich zweimal überrascht: Zunächst, dass die Topstars keine EM spielen, obwohl das mit Hinsicht auf Olympia natürlich sehr verständlich ist. Die zweite Überraschung war, dass eine Qualifikation gespielt wurde, an der ich teilnehmen durfte, denn ich bin ja gar nicht im Perspektivkader. Ich bin superglücklich, dass ich meine Chance nutzen und mich qualifizieren konnte. Ich weiß natürlich, dass es sein kann, dass ich vielleicht bei meiner ersten EM nur auf der Bank sitze. Aber das ist gar kein Problem für mich. Ich werde einfach versuchen, alles aufzusaugen und so viel wie möglich bei der EM für mich mitzunehmen und zu lernen. So gut es irgendwie geht will ich versuchen, dem Team zu helfen – egal ob beim Einspielen ist oder nur beim Wasserholen.“ 

Kay Stumper: "Ich hoffe, dass wir als Team weit kommen. Falls ich Einsätze bekomme, werde ich mein Bestes geben, um der Mannschaft zu helfen. Es ist natürlich gut, dass ich bei so einem wichtigen Turnier schon etwas Erfahrungen von meinen Nominierungen für die letzte Team-EM und die Team-WM habe. Dass ich bei der WM schon wichtige Spiele bestritten und gewonnen habe, gibt natürlich außerdem Selbstvertrauen. Meine Form ist jedenfalls okay, auch wenn es noch nicht die Bestform ist. Aber ich trainiere sehr gut und es wird von Tag zu Tag besser. Die Chancen der Mannschaften umfassen ein breites Spektrum. Es kann sehr weit für uns gehen, aber es kann auch schon früher Schluss sein. Das ist ja oft nur eine Sache von nur ein oder zwei Punkten. Aber wir haben natürlich das Potenzial, eine Medaille zu holen.“

Damen

Ying Han: „Ich trainiere seit drei Wochen sehr intensiv und bin in ganz guter Form, habe weitere technische Verbesserungen an meinem Spiel vorgenommen. Wir haben eine gute Mannschaft und wenn wir gut spielen, können wir jedes Team schlagen. Wenn ich am Tisch stehe, will ich immer unbedingt gewinnen. Leider hat das beim letzten Mal gegen Rumänien nicht funktioniert. Sie haben eine gute Mannschaft, aber wir gehen mit fünf sehr guten Spielerinnen an den Start und sind noch besser als bei den European Games. Wir sind alle bereit für einen neuen großen Kampf gegen Rumänien. Sollte es dazu kommen, wollen wir ihn auch unbedingt gewinnen. Ich mag es nämlich gar nicht, zu verlieren!“  

Nina Mittelham: „Meine Form ist noch nicht ganz genau zu definieren. Ich habe lange und gut trainiert. Der Start in Kasachstan in der letzten Woche war mein erstes Turnier seit vielen Wochen. Spielerisch ist es noch verbesserungsfähig, aber mental war das sehr gut. Nach dem Einzug ins Halbfinale fahre ich mit einem guten Selbstvertrauen nach Malmö. Eine EM ist immer sehr wichtig. Insbesondere nach der Niederlage bei den European Games wollen wir natürlich eine Revanche gegen Rumänien und unseren Titel verteidigen. Hinzu kommt ja, dass der Sieg das direkte Ticket zu den Olympischen Spielen bedeutet. Es gibt zwar auch danach noch andere Qualifikationsmöglichkeiten, aber das erste Ticket ist doch immer das schönste und dann haben wir direkt Klarheit. Außerdem ist der EM-Titel immer etwas Schönes: Es ist ein Turnier, das man unbedingt gewinnen will.“

Xiaona Shan: "Das Ziel heißt: Gegen Rumänien zu gewinnen. Ich denke, wir sind insgesamt besser, auch wenn es schwer werden kann. Portugal und Schweden sind ebenfalls zwei Mannschaften, die gefährlich sein können. Aber mein Tipp ist, dass wir erneut im Finale auf Rumänien treffen. Bernadette Szöcs ist in Topform, Elizabeta Samara spielt gut gegen Abwehr, deswegen ist es nicht so einfach. Bei den European Games haben wir auch deshalb verloren, weil wir unter sehr starkem Druck gespielt haben, während unser Gegner nicht Favorit war und frei aufgespielt hat. Wenn wir wieder auf Rumänien treffen, müssen wir einfach 200 Prozent kämpfen und darüber auch den Druck ablegen. Wenn wir alle unser bestes Tischtennis spielen, dann holen wir auch den Titel.“ 

Annett Kaufmann„Meine Form ist gar nicht schlecht, aber ich habe erst nach dem Urlaub in der letzten August-Woche wieder angefangen zu trainieren. In der Woche vor der EM bin ich mit dem Nationalteam zur EM-Vorbereitung in Düsseldorf. Ich habe im Sommer viel an meiner Technik gearbeitet, bin jeden Tag gelaufen habe an meiner Beinarbeit gefeilt. Das hat sich im Training direkt ausgezeichnet, ich fühle mich gut. Die Chancen für die Mannschaft stehen sehr gut. 2021 haben wir ja dank unseres guten Teamgeists sogar ohne Ying, Peti und Nana den Titel geholt. Wir sind ein starkes Team mit unterschiedlichen Spielsystemen, sind immer ‚on fire‘ und haben es in der Hand, wieder den Titel zu gewinnen. Aber auch wenn ich sehr zuversichtlich bin, eine Garantie hat man ja nie, wie die European Games gezeigt haben. Ich hoffe natürlich, dass ich vielleicht einen oder eventuell einige Einsätze bekommen kann. Aber letztlich ist das zweitrangig, denn es geht ja um die gesamte Mannschaft. Wenn andere spielen sollten, stehe ich genau so voll hinter unserem Team, als wenn ich selbst an den Tisch gehen würde. Ich freue mich zudem auch darauf, in Malmö intensiv trainieren zu können, viel zu lernen und Freunde wiederzusehen.“

Sabine Winter„Meine momentane Form ist wegen einiger kleinerer körperlichen Problemchen zuletzt noch sicherlich ausbaufähig, wurde beim letzten Turnier in Bulgarien aber von Tag zu Tag besser. Dort habe ich schon auf einem ganz guten Niveau gespielt. Und bis zur EM ist noch eine knappe Woche Zeit, um meine Form weiter aufzubauen. 2021 konnte in einem Team ohne unsere Olympiastarterinnen die große Chance nutzen und zeigen, was ich kann. Damals habe ich Druck verspürt, denn ich wollte beweisen, dass auch wir Spielerinnen hinter den Top drei Tischtennis auf einem guten Niveau spielen können. Grundsätzlich spielt es sich zwar als Underdog immer etwas leichter, aber wir kommen sicherlich in Malmö auch gut mit der Rolle des Favoriten klar. Unser großes Ziel ist natürlich die Titelverteidigung. Ansonsten erwarte ich in Schweden, einer top Tischtennis-Nation, ein gut organisiertes Turnier mit vielen Zuschauern und einer großartigen Atmosphäre in der Halle. Ich freue mich jedenfalls auf die EM.“

Trainerteam:

Richard Prause, Sportdirektor: "Die kontinentalen Titelkämpfe sind neben den bereits ausgetragenen European Games und der Team-Weltmeisterschaft Ende Februar in Südkorea eine der drei Topveranstaltungen auf dem Weg zu unserem absoluten Saison-Höhepunkt, den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Unsere Nominierung verfolgt das Ziel, unsere Mannschaften für Paris in Topform zu bringen. Für die Damen, die nach den European Games keine Turniere bestritten haben, ist die EM ein Teil der Wettkampfphase, deshalb tritt die Mannschaft in Malmö in Bestbesetzung an. Bei den Herren hingegen verfolgen wir einen anderen Ansatz: Dang Qiu, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska wollen wir mit Blick auf Paris eine längere Trainingsphase ermöglichen, die angesichts nur weniger Terminmöglichkeiten auch den EM-Zeitraum einschließt. Die Situation ist bei den Herren ähnlich wie 2021 bei der EM und 2022 bei der WM. Wir treten mit einer sehr starken Mannschaft an, die in Malmö um die Medaillen spielen kann. Wir haben bei der Team-WM gesehen, wie sich eine deutsche Mannschaft in ein Turnier spielen kann, aber die starken Nationen liegen alle sehr eng beieinander. Vor allem Gastgeber Schweden, Frankreich und Portugal sind sehr hoch einzuschätzende Konkurrenten. Bei den Damen hoffe ich, dass unser Team voraussichtlich zusammen mit seinem Dauerrivalen Rumänien um den Titel kämpfen wird."

Jörg Roßkopf, Herren-Bundestrainer: „Bei mir ist die Idee schon über längere Zeit gereift, dass wir im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2024 kreative Maßnahmen benötigen, um unsere notwendigen Trainingsphasen zur Leistungssteigerung zu bekommen. Hinzu kommt, dass aktuell die Form unserer Spieler nicht so gut ist. In solch einer Situation muss man Prioritäten setzen und individuell abwägen. Das haben wir im Falle dieser Europameisterschaft gemacht. Für Timo, der nach überstandener Verletzung relativ viel trainiert hat, stehen derzeit Wettkämpfe an erster Stelle. Dima, Dang und Patrick hingegen haben im Sommer weniger trainieren können, aber viele Turnierreisen gehabt. Bei dem vollen Terminkalender müssen wir uns praktisch mit dem Verzicht auf Wettkämpfe Slots erkaufen, um über eine längere Phase hinweg trainieren zu können. Die nun geplante mehrwöchige Trainingsphase für die Drei ist wichtig, um die Spieler mit gezieltem Training auf ein besseres Level in der zweiten Saisonhälfte zu bringen. Ab Oktober werden sie wieder besser sein, konditionell und mental gut drauf sein. Wir haben den Vorteil, dass wir aus einem großen Potenzial schöpfen können und mit einer großartigen Mannschaft zur EM nach Malmö reisen. Wir treten mit starken erfahrenen sowie auch wieder mit zwei jüngeren Spielern an, wie wir es ja auch schon erfolgreich bei der letzten EM und WM gemacht haben. Es ist ja ein ungemein wichtiger Aspekt, dass wir die Jüngeren an die internationalen Highlights heranführen. Auch wir als Trainer werden uns diesmal aufteilen, so dass Lars Hielscher in Malmö verantwortlich auf der Bank sitzt und ich mit den drei Spielern in Düsseldorf arbeite. Der Terminkalender erfordert, dass wir solch neue Wege gehen.“ 

Lars Hielscher, Cheftrainer Düsseldorf: „Bei einem Einzel-Turnier habe ich diese Erfahrung ja schön häufiger gemacht, aber eine Team-EM nicht als Assistent, sondern in diesem Fall als hauptverantwortlicher Trainer erleben zu dürfen, ist etwas ganz Neues. Es ist schon eine besondere Herausforderung und Motivation für mich, das erste Mal alleine auf der Bank zu sitzen und die Jungs bei einem Team-Turnier zu coachen. Ich freue mich sehr darauf. Ich bedanke mich ausdrücklich für das Vertrauen, das mir Richie und Rossi (Sportdirektor Richard Prause und Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf; Anm. d. Red.) entgegenbringen und das ich auch deutlich spüre. Wir haben mit unserer Mannschaft das Ziel, eine Medaille zu gewinnen und auf das Treppchen zu kommen. Alles ist möglich: Wir sind sicherlich auch in der Lage, mit unserer Mannschaft jede andere schlagen zu können, aber es ist mittlerweile ein wirklich breiter, breiter Kreis an sehr starken Konkurrenten, beispielsweise Gastgeber Schweden oder Frankreich und Portugal. Aber nicht nur diese vier Teams, die ja auch bei den European Games im Halbfinale standen, gehen aussichtsreich in das Turnier. Da sind auch noch Slowenien mit Darko Jorgic und Deni Kozul, Kroatien mit Andrej Gacina und Tomislav Pucar, das derzeit starke Dänemark mit Anders Lind und Jonathan Groth. Es gibt viele Mannschaften, die auf einem sehr ähnlichen Niveau spielen. Deshalb wird das eine sehr offene Europameisterschaft. Aber wir haben das Ziel, eine Medaille zu gewinnen, und vielleicht ja auch mehr.“ 

Tamara Boros, Damen-Bundestrainerin: "Die EM ist eine wichtige Zwischenstation für uns auf dem langen Weg nach Paris, wo wir in bester Verfassung auflaufen wollen. Wir werden in Malmö alles daransetzen, unseren Titel zu verteidigen. Ich glaube fest an meine Mannschaft, dass sie dies schaffen wird. Die European Games haben mit dem Endspiel gegen Rumänien aber auch gezeigt, wie schwierig die Umsetzung dieses Vorhabens wird."

(FKT/DTTB)

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