EM 2023

EM-Aufgebot: Mit Boll, aber ohne Ovtcharov und Qiu

Timo Boll ist in Malmö mit dabei (©ETTU)

28.08.2023 - Deutschlands Aufgebote für die 41. Team-Europameisterschaften in Malmö (10. bis 17. September) stehen fest. Während bei den Damen auf die fünf besten deutschen Spielerinnen in der Weltrangliste gesetzt wird, sucht man im Herren-Aufgebot Namen wie Dimitrij Ovtcharov, Dang Qiu, Ruwen Filus oder Patrick Franziska vergeblich. Dafür ist Timo Boll nach seiner langen Verletzungspause wieder Teil des Teams.

In Malmö nehmen bei den Damen die Weltranglistenzehnte Ying Han, die EM-Zweite Nina Mittelham, die EM-Halbfinalistin Xiaona Shan, die 17 Jahre alte DM-Zweite Annett Kaufmann und die EM-Dritte Sabine Winter die Titelverteidigung in Angriff. Bei den Herren bilden der in der Weltrangliste nach seiner langen Verletzungspause auf Position 65 zurückgefallene Rekord-Europameister Timo Boll, der 2021 und 2022 bei den Teamerfolgen zu den Leistungsträgern zählende Benedikt Duda und Ricardo Walther das Korsett der deutschen Mannschaft. Die Positionen vier und fünf gehen an den EM-Debütanten Cedric Meissner sowie an Kay Stumper, die sich ihre EM-Plätze in einem internen Ausscheidungsturnier erkämpften und Fanbo Meng hinter sich ließen. Defensivstratege Ruwen Filus, die Nummer 24 der Welt, war für diese EM aus persönlichen Gründen ebenso keine Option wie Kilian Ort, der nach einer Verletzung noch Trainingsrückstand aufweist.

Sportdirektor Prause: „Nominierungen mit Blickrichtung Paris“

DTTB-Sportdirektor Richard Prause, der gemeinsam mit den Bundestrainern Jörg Roßkopf (Herren) und Tamara Boros (Damen) die Nominierungen vornahm, erläutert: "Die kontinentalen Titelkämpfe sind neben den bereits ausgetragenen European Games und der Team-Weltmeisterschaft Ende Februar in Südkorea eine der drei Topveranstaltungen auf dem Weg zu unserem absoluten Saison-Höhepunkt, den Olympischen Spielen 2024 in Paris. Unsere Nominierung verfolgt das Ziel, unsere Mannschaften für Paris in Topform zu bringen. Für die Damen, die nach den European Games keine Turniere bestritten haben, ist die EM ein Teil der Wettkampfphase, deshalb tritt die Mannschaft in Malmö in Bestbesetzung an. Bei den Herren hingegen verfolgen wir einen anderen Ansatz: Dang Qiu, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska wollen wir mit Blick auf Paris eine längere Trainingsphase ermöglichen, die angesichts nur weniger Terminmöglichkeiten auch den EM-Zeitraum einschließt."

Zu den Chancen in Malmö sagt der Sportdirektor: "Die Situation ist bei den Herren ähnlich wie 2021 bei der EM und 2022 bei der WM. Wir treten mit einer sehr starken Mannschaft an, die in Malmö um die Medaillen spielen kann. Wir haben bei der Team-WM gesehen, wie sich eine deutsche Mannschaft in ein Turnier spielen kann, aber die starken Nationen liegen alle sehr eng beieinander. Vor allem Gastgeber Schweden, Frankreich und Portugal sind sehr hoch einzuschätzende Konkurrenten. Bei den Damen hoffe ich, dass unser Team voraussichtlich zusammen mit seinem Dauerrivalen Rumänien um den Titel kämpfen wird."

DTTB-Damen nehmen die Titelverteidigung ins Visier

Die bei Europameisterschaften bereits achtmal erfolgreichen DTTB-Damen bewerben sich in Malmö in Bestbesetzung um den Titel, den sie 2021 überraschend ohne ihr Tokio-Olympia-Trio Ying Han, Petrissa Solja und Xiaona Shan eroberten. Dass allerdings auch die erste Garnitur nicht immer ein Garant für den Sieg ist, musste die Mannschaft von Bundestrainerin Tamara Boros im Juni bei den European Games in Krakau schmerzlich erfahren, als sie die Neuauflage des EM-Endspiels von Cluj-Napoca vor zwei Jahren gegen Rumänien verlor.

Tamara Boros schickt mit Ying Han, Nina Mittelham, Xiaona Shan, Annett Kaufmann und Sabine Winter ihre Bestbesetzung in das Titelrennen: "Die EM ist eine wichtige Zwischenstation für uns auf dem langen Weg nach Paris, wo wir in bester Verfassung auflaufen wollen. Wir werden in Malmö alles daran setzen, unseren Titel zu verteidigen. Ich glaube fest an meine Mannschaft, dass sie dies schaffen wird. Die European Games haben mit dem Endspiel gegen Rumänien aber auch gezeigt, wie schwierig die Umsetzung dieses Vorhabens wird." Der Weg zum Titelgewinn führt bei Damen und Herren über insgesamt sechs Spiele. Nach zwei Vorrundenbegegnungen qualifizieren sich die Erst- und Zweitplatzierten der acht Dreier-Gruppen für die Endrunde, die mit dem Achtelfinale beginnt. Die topgesetzten DTTB-Damen messen sich zunächst in der Gruppe A mit Österreich und England. An den Positionen zwei, drei und vier gesetzt sind European-Games-Sieger Rumänien, Frankreich und Portugal. Hoffnungen auf Edelmetall machen sich außerdem die Slowakei, Ungarn, Luxemburg und Gastgeber Schweden.

Timo Boll und Benedikt Duda führen das Herren-Team an

Während die Damen mit ihren Top Five das Unternehmen Titelverteidigung ins Visier nehmen, verzichtet Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf beim erneuten Anlauf des neunmaligen Titelträgers auf die Medaillenränge auf einige Leistungsträger - und ist auch selbst nicht in Malmö dabei. Das Trainer-Duo der Herren teilt sich diesmal auf: Roßkopf wird das Trio Ovtcharov, Qiu und Franziska in der Trainingsphase in Düsseldorf begleiten, die Verantwortung bei der EM in Malmö liegt in den Händen von Lars Hielscher, dem DTTB-Cheftrainer Düsseldorf. Dass Deutschland auch ohne Komplettbesetzung Erfolge feiern kann, stellte die DTTB-Auswahl 2021 und 2022 bereits zweimal unter Beweis. Ohne Ovtcharov und Boll wurde die Mannschaft nach den Olympischen Spielen in Tokio Europameister, 2022 gewann sie ohne Ovtcharov, Boll und Franziska bei den Weltmeisterschaften in Chengdu die Silbermedaille.

Deutschlands Herren spielen in der Vorrunde gegen Polen und Finnland um den Einzug in das Achtelfinale. Gefährlichste Kontrahenten des Titelverteidigers sind die Mannschaft von Gastgeber Schweden, die zuletzt bei den Europaspielen in Krakau das Finale gegen Gewinner Deutschland bestritt sowie die European-Games-Halbfinalisten Frankreich und Portugal. An den Positionen fünf bis acht sind Kroatien, Slowenien, England und Belgien gesetzt. Für Roßkopf ist Malmö eine wichtige Station auf dem Weg in Richtung Paris: "Für Timo ist das Turnier sehr wichtig, um nach seiner langen Verletzungspause Spielpraxis und Weltranglistenpunkte zu sammeln. Er ist außerdem zusammen mit Benedikt Duda und Ricardo Walther in der Lage, unsere Mannschaft bei dieser EM weit nach vorne zu führen. Für die jungen Spieler ist das Turnier sehr wichtig, um an der Seite ihrer erfahrenen Kollegen an internationale Topveranstaltungen auf diesem Niveau herangeführt zu werden."

Qualifikation für Paris 2024 als Bonus

Die Europameister von Malmö werden diesmal nicht nur mit den beiden Titeln, sondern auch zusätzlich mit einem direkten Startplatz für die Olympischen Spiele in Paris 2024 belohnt. Sollten die deutschen Teams wie vor zwei Jahren Platz 1 auf dem Siegerpodest einnehmen, nehmen sie diesen Bonus gerne mit. Im Falle des Nichtgelingens müssen die DTTB-Vertretungen allerdings nicht um ihre Teilnahme an den Sommerspielen bangen, denn die Möglichkeiten der Qualifikation sind vielfältig. Bei der Mannschafts-WM Ende Februar in Südkorea werden weitere Startplätze für Paris ausgespielt. Sollten die Nationalmannschaften des DTTB selbst nach Busan noch nicht unter den Olympia-Teilnehmern sein, können sich der Olympiazweite der Herren von Tokio und die Olympia-Halbfinalistinnen der Damen außerdem über die Team-Weltrangliste qualifizieren. Die Herren belegen in der ITTF-Notierung aktuell Platz zwei, die Damen Position drei.
 

Das EM-Aufgebot des DTTB in Malmö

Herren
Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt, Weltrangliste vom 22.08.2023: 36)
Timo Boll (Borussia Düsseldorf, WR: 65)
Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach, WR: 66)
Cedric Meissner (1. FC Saarbrücken-TT, WR: 96)
Kay Stumper (Borussia Düsseldorf, WR: 128)

Damen
Ying Han (KTS Tarnobrzeg/Polen, Weltrangliste vom 22.08.2023: 10)
Nina Mittelham (ttc berlin eastside, WR: 22)
Xiaona Shan (ttc berlin eastside, WR: 34)
Annett Kaufmann (TTC Böblingen, WR: 48)
Sabine Winter (TSV Dachau, WR: 73)

Die Vorrundengruppen der Herren
A: Deutschland, Polen, Finnland
B: Schweden, Tschechien, Italien
C: Frankreich, Ukraine, Serbien
D: Portugal, Ungarn, Griechenland
E: Kroatien, Österreich, Schweiz
F: Slowenien, Dänemark, Türkei
G: England, Rumänien, Norwegen
H: Belgien, Slowakei, Niederlande

Die Vorrundengruppen der Damen
A: Deutschland, Österreich, England
B: Rumänien, Slowenien, Kroatien
C: Frankreich, Italien, Türkei
D: Portugal, Serbien, Bulgarien
E: Slowakei, Tschechien, Niederlande
F: Ungarn, Ukraine, Belgien
G: Luxemburg, Polen, Wales
H: Schweden, Spanien, Griechenland

(DTTB/JS)

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