Olympia 2024

Spannender Olympia-Wettlauf in China und Japan

Tomokazu Harimoto führt das japanische Olympia-Ranking bei den Herren an (©ITTF)

13.07.2023 - Einmal an den Olympischen Spielen teilnehmen - diesen Traum teilen wohl alle Leistungssportler. Um die Entscheidung, welche Spieler 2024 nach Paris reisen dürfen, möglichst transparent und gerecht zu gestalten, setzen manche Nationen, wie die Tischtennis-Riesen China und Japan, auf eigene Auswahlverfahren, die sich teils stark voneinander unterscheiden. Das Rennen um Olympia-Startplätze verspricht, äußerst spannend zu werden.

Eigentlich hatten das Internationale Olympische Komitee und die ITTF im Juli 2022 mitgeteilt, dass sich die beiden Weltranglistenbesten einer jeden Nationen automatisch für den Einzelwettbewerb der Olympischen Spiele 2024 in Paris qualifizieren werden, was dem internationalen Ranking eine noch größere Bedeutung verliehen hätte. Ein Jahr später erweist sich die Lage aus Sicht der nationalen Verbände als deutlich entspannter: Die beiden Weltranglistenbesten jeder Nation werden zwar von der ITTF für den olympischen Einzelwettbewerb vorgeschlagen, die Nationalen Olympischen Komitees, also zum Beispiel der DOSB in Deutschland, hat aber weiterhin die Möglichkeit, Spieler abzulehnen. Damit können Verbände wie Japan und China, die schon in der Vergangenheit speziell zu diesem Zweck eingeführte Turniere oder Punktesysteme für die Auswahl ihrer Starter bei großen Events genutzt haben, dies auch für die anstehende Entscheidung bezüglich Paris 2024 tun.

Eigenes Ranking weit weg von der Weltrangliste

Während sich die Chinesen ein Jahr Zeit für den Auswahlprozess nehmen, welcher im Mai erst begonnen hat, sammeln die Japaner bereits seit über einem Jahr Punkte für die Olympischen Spiele. Tatsächlich unterscheiden sich die beiden Systeme, für die sich die beiden Tischtennis-Schwergewichte entschieden haben, auch sonst stark voneinander. Denn während sich die Chinesen im Großen und Ganzen an der Weltranglistenposition orientieren, die allerdings noch mit einem Bonussystem für Treppchenplätze bei großen Turnieren ergänzt wird, lösen sich die Japaner komplett von der Weltrangliste. Stattdessen haben sie ein eigenes Punktesystem entwickelt, welches regelt, für welche Ergebnisse bei welchen Turnieren wie viele Punkte gewonnen werden können. Hierunter fallen nicht nur große internationale und kontinentale Wettbewerbe wie die Weltmeisterschaften, Asian Games und Asienmeisterschaften, sondern auch sechs Olympia-Trials, die nationalen Meisterschaften und Ergebnisse aus der japanischen Liga T.League. Dabei zählen die Wettbewerbe im zweiten Jahr des Auswahlprozesses mehr als jene im ersten Jahr, um die Leistungen, die zeitlich näher an den Olympischen Spielen liegen, höher zu gewichten. WTT-Turniere und Weltranglistenpunkte findet man in diesem System vergeblich. Wenn man bei einem internationalen Turnier gegen einen der drei besten Chinesen gewinnt, wird dies aber trotzdem auch im japanischen Olympia-Ranking honoriert.

Bis das „Race to Paris“ Anfang des nächsten Jahres endet, können noch bei zwei Olympia-Trials, den Asian Games, Asienmeisterschaften und japanischen Meisterschaften Punkte gesammelt werden. Nach aktuellem Stand würden bei den Damen Hina Hayata (497,5 Punkte) und Miu Hirano (312 Punkte) und bei den Herren Tomokazu Harimoto (453,5) und Shunsuke Togami (290) die Einzelstartplätze erhalten. Mima Ito (275,5) ist derweil nur Dritte und muss in den kommenden Monaten noch um ihren Startplatz kämpfen. Bei den Herren nimmt Hiroto Shinozuka (175) knapp vor Ryoichi Yoshiyama (174) den dritten Platz ein, der in der Weltrangliste nur der zwölftbeste Japaner ist. Sollten am Ende des Auswahlverfahrens mehrere Spieler dieselbe Punktzahl erreicht haben, wird der Startplatz in einem direkten Duell vergeben.

Einjähriges Rennen in China

Auch die Chinesen haben sich Gedanken um diesen Fall gemacht. Hier entscheidet im Zweifel aber die bessere Weltranglistenposition darüber, wer den Startplatz erhält. Und auch sonst räumt der chinesische Verband dem internationalen Ranking eine große Bedeutung im Auswahlverfahren ein. So dient die Weltrangliste im chinesischen Rennen um Einzelstartplätze als Grundlage, allerdings können bei großen Turnieren wie den Welt- und Asienmeisterschaften, Asian Games und hochklassigen WTT-Turnieren Bonuspunkte gesammelt werden, wenn ein Olympia-Kandidat es aufs Treppchen schafft. Der Auswahlprozess der Chinesen hat erst Anfang Mai begonnen, das heißt, bei der WM in Durban konnten sich die beiden Weltranglistenersten Sun Yingsha und Fan Zhendong mit jeweils 4000 Bonuspunkten für Einzel-Gold schon einmal in eine komfortable Position bringen. In gut einem Jahr werden die Olympischen Spiele in Paris eröffnet, bis dahin darf man sich auf einen spannenden Kampf um die Startplätze - nicht nur in Japan und China - freuen. 

(JS)

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