WM 2023

Aus für Ovtcharov in Runde drei - Noch vier Chancen

Wie schon 2019 schied Dimitrij Ovtcharov früh gegen Tomislav Pucar aus (©ITTF)

24.05.2023 - Für Dimitrij Ovtcharov muss es sich wie ein Déjà-vu angefühlt haben. Wie bei seiner letzten WM, vor vier Jahren in Budapest, scheiterte der Olympia-Dritte von Tokio in der dritten Runde am Kroaten Tomislav Pucar. Nachdem Xiaona Shan und heute Mittag das letzte Damen-Doppel, Patrick Franziska und Ruwen Filus ausgeschieden sind, hat das deutsche Team nach fünf WM-Tagen nur noch vier Eisen im Feuer: Dang Qiu, Ying Han, Nina Mittelham und das Herren-Doppel Franziska/Ovtcharov.

Die WM ist erst fünf Tage alt, doch Deutschland musste sich von einer weiteren seiner größten Medaillenchancen verabschieden. Dimitrij Ovtcharov, der bei den Olympischen Spielen in Tokio noch mit dem Gewinn der Bronzemedaille begeistert hatte, schied in der dritten Einzelrunde aus und gehört damit zu den vielen Topspielern, die bei der WM in Durban früh gegen weiter hinten platzierte Gegner verloren. In Ovtcharovs Fall hieß die Hürde, die an diesem Tag zu hoch war, wieder einmal Tomislav Pucar - der Kroate, der ihn bei seiner letzten WM 2019 in Budapest ebenfalls in der dritten Runde aus dem Wettbewerb geworfen hatte, ebenfalls in sieben Sätzen. Pucar ist aktuell 45. der Welt und hatte das Match von Budapest sicher noch vor Augen, als er dem Deutschen direkt den ersten Satz abnahm. Als Ovtcharov darauf gute Antworten fand, zur 2:1-Führung an ihm vorbeizog und im vierten Satz auch noch führte, schien alles in normalen Bahnen zu verlaufen. Doch es war Pucar, der diesen Satz für sich entschied - und auch den nächsten. Zwar konnte sich Ovtcharov mit 11:6 in den Entscheidungsdurchgang spielen, lag hier aber schnell mit 1:7 hinten. Der Weltranglisten-14. kam zwar noch einmal näher, die Aufholjagd begann allerdings zu spät. Pucar machte den Sack bei 11:6 zu und zog ins Achtelfinale ein. Ovtcharov bleibt damit nur noch das Doppel, in dem er mit Patrick Franziska noch gute Chancen auf eine Medaille hat.

„Ich bin offensichtlich sehr enttäuscht, weil es eine große Chance war und ich weit unter meinen Möglichkeiten gespielt habe“, gab er nach dem Spiel zu Protokoll. „Es war leider keine gute Leistung, was natürlich sehr schade ist bei einer WM, wo man sein bestes Tischtennis spielen will. Trotzdem schade, dass ich bei 2:1, 8:6 die Chance auf eine Vorentscheidung vertan habe. Jetzt muss ich die volle Konzentration aufs Doppel morgen legen.“ Während die Olympischen Spiele sein Wettbewerb zu sein scheinen, konnte er bei Individual-Weltmeisterschaften noch keine großen Erfolge verbuchen. Sein bestes Ergebnis war bislang das Erreichen des Achtelfinals. Dies hat er gemeinsam mit Patrick Franziska nun schon getoppt.

Nur noch Qiu bei den Herren im Rennen

Damit ist Dang Qiu der letzte deutsche männliche Spieler im Einzelwettbewerb. Im Penholderduell gegen Felix Lebrun am späten Mittwochabend behielt der Europameister mit 4:2 die Oberhand und darf nun - bereits am Donnerstag um 11:40 Uhr - Titelverteidiger Fan Zhendong testen. Mit Lebrun hatte Qiu zuletzt mehrere Vergleiche, dementsprechend wirkte er gut vorbereitet, als er ins Spiel startete und auch gleich die ersten beiden Sätze für sich entschied. Doch Lebrun fand immer besser ins Match und glich aus. Den wichtigen fünften Satz beim Stand von 2:2 entschied Qiu für sich - und sorgte so für die Vorentscheidung. Zwar hielt Lebrun im sechsten Satz noch einmal stark dagegen, führte auch lange Zeit, kam aber nicht zum Abschluss. „Bei 9:9 im sechsten Satz habe ich mir gesagt: Ich will keinen siebten mehr“, erzählte Qiu - und so machte er den Sack bei 11:9 zu. Zur Ansetzung seines ersten Vergleichs mit Fan Zhendong fand er jedoch kritische Worte: „Es ist eine Katastrophe, dass ich morgen das erste Herrenspiel machen muss. Ich gehe hier um 23 Uhr aus der Halle und muss um 11:40 Uhr das nächste Spiel bestreiten. Ich beschwere mich wirklich nicht oft, aber das hat mit Fairplay nicht viel zu tun.“ Nichtsdestotrotz will er das Spiel gegen den Titelverteidiger nicht nur genießen, sondern gewinnen.

Deutliche Siege für Han und Mittelham

Gute Neuigkeiten verbreiteten auch die deutschen Damen. Ying Han fuhr gegen die Rumänin Andreea Dragoman nun schon den dritten absolut ungefährdeten 4:0-Sieg in Durban ein. „Beim letzten Mal habe ich ein, zwei Sätze gegen sie verloren“, erinnerte sich die beste Abwehrspielerin der Welt. „Diesmal habe ich besser gespielt.“ Tatsächlich kam Dragoman zu keinem Zeitpunkt auf einen grünen Zweig und verlor das Match ohne Chance. Damit durfte sich Han über den Einzug ins Achtelfinale freuen, wo mit der Slowakin Tatiana Kukulkova die nächste Gegnerin wartet, die ihr normalerweise keine großen Probleme bereiten dürfte. Gewinnt sie dieses Spiel, würde es wahrscheinlich gegen Sun Yingsha um eine Medaille gehen - und damit gegen die Weltranglistenerste. „Beim WTT-Turnier in Macao hatte ich diese Konstellation auch, dass ich es erst sehr leicht hatte und dann sofort super schwer. Das macht es etwas schwierig für mich, direkt auf dem hohen Niveau zu sein. Ich muss mich dann im Spiel schnell anpassen“, erzählt Han. Zunächst muss aber natürlich das Match gegen Kukulkova gewonnen werden.

Auch Nina Mittelham konnte einen souveränen Sieg verbuchen. Gegen die Weltranglisten-82., Li Yu-Jhun aus Taiwan, fand sie von Beginn an gut ins Spiel und dominierte die ersten beiden Sätze. Im dritten lag sie zwar zwischenzeitlich mit 2:6 zurück, zog aber noch an der Taiwanerin zum Satzgewinn vorbei - und machte bei 11:4 im vierten Satz den Sack zu. „In der nächsten Runde spiele ich mit Wang Manyu gegen die Titelverteidigerin, aber ich freue mich darauf“, sagte Mittelham. „Ich habe noch nie gegen sie gespielt, habe nichts zu verlieren und werde mein Bestes geben.“ Wang war heute ordentlich ins Straucheln geraten. Gegen die Abwehrspielerin Hanna Haponova aus der Ukraine brauchte sie sieben Sätze, um zu triumphieren. Schlechte Erfahrungen mit der chinesischen Übermacht hat derweil Xiaona Shan gemacht. Gegen Olympiasiegerin Chen Meng hatte sie zumindest ein paar Sätze gewinnen wollen. Am Ende wurde sie von der Chinesin in Windeseile mit 0:4 wieder aus der Box geschickt. „Sie hat diesmal ganz anders gegen mich gespielt als sonst“, erzählte die Penholderspielerin. „Offenbar hat sie sich gut vorbereitet und eine andere Taktik zurechtgelegt. Sie hat jeden Ball mit Spin gespielt. Wenn sie schnell spielt, kann ich das Tempo ein bisschen aufnehmen.“ Zudem leistete sich Chen von Beginn an keine einfachen Fehler und spielte das Match professionell zu Ende. Für Shan, die erstmals bei einer WM in allen drei Disziplinen angetreten war, fiel das Fazit gemischt aus: „Gegen Chen Meng kann man verlieren, das ist okay. Aber das Doppel und Mixed tun immer noch weh. Hier hätte ich gerne noch weitergespielt.“
 

Die Spiele der Deutschen im Überblick:

Herren-Einzel

3. Runde (32)
Dimitrij Ovtcharov - Tomislav Pucar CRO 3:4 (-9,8,9,-9,-7,6,-6)
Dang Qiu - Felix Lebrun FRA 4:2 (7,8,-8,-8,8,9)
Patrick Franziska - Joao Geraldo POR 3:4 (4,-7,-15,-8,10,7,-6)
Ruwen Filus - Lin Yun-Ju TPE 0:4 (-11,-5,-6,-8)

Achtelfinale
Dang Qiu - Fan Zhendong CHN, Donnerstag 11:40 Uhr
 

Damen-Einzel

3. Runde (32)
Ying Han - Andreea Dragoman ROU 4:0 (5,3,3,6)
Xiaona Shan - Chen Meng CHN 0:4 (-2,-6,-4,-2)
Nina Mittelham - Li Yu-Jhun TPE 4:0 (7,7,9,4)

Achtelfinale
Ying Han - Tatiana Kukulkova SVK, Donnerstag 20:30 Uhr
Nina Mittelham - Wang Manyu CHN, Donnerstag 15 Uhr
 

Herren-Doppel

Achtelfinale
Dimitrij Ovtcharov/Patrick Franziska - Yukiya Uda/Shunsuke Togami JPN 3:2 (7,-6,-10,6,8)

Viertelfinale
Dimitrij Ovtcharov/Patrick Franziska - Paul Drinkhall/Liam Pitchford ENG, Donnerstag 15:40 Uhr


Damen-Doppel

Achtelfinale
Sabine Winter/Annett Kaufmann - Li Yu-Jhun/Cheng I-Ching TPE 0:3 (-7,-7,-7)
Xiaona Shan/Nina Mittelham - Sofia Polcanova AUT/Bernadette Szöcs ROU 0:3 (-8,-11,-6)

Alle Spiele finden Sie auf der WTT-Webseiteeinen Stream auf YouTube.

(JS)

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