Mit dicken Tränen im Gesicht: Nina Mittelham musste ihr erstes EM-Einzel-Finale aufgeben. (©Gohlke)

Mit dicken Tränen im Gesicht: Nina Mittelham musste ihr erstes EM-Einzel-Finale aufgeben. (©Gohlke)

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21.08.2022 - Alles war angerichtet. Die Rudi-Sedlmayer-Halle in München war mit 5.000 Zuschauern prall gefüllt. Maskottchen „Gfreidi“ stimmte die Fans auf das erste Einzel-Finale bei der Individual-Europameisterschaft 2022 ein. Doch für Nina Mittelham ist der Traum von ihrer ersten EM-Einzel-Goldmedaille zerplatzt. Nach dem zweiten Satz im Endspiel gegen Sofia Polcanova nahm die Deutsche zunächst ein medizinisches Timeout. Wenig später musste die 25-Jährige verletzungsbedingt aufgeben.

Mit dicken Tränen im Gesicht lief Nina Mittelham am Sonntagmittag um kurz vor 15 Uhr auf ihre Gegnerin zu und musste ihr zum EM-Titel gratulieren. Aufgrund von Schulterproblemen konnte die letzte verbliebene DTTB-Dame das EM-Finale gegen Sofia Polcanova nicht mehr weiterspielen. Nichts wurde es mit dem erhofften ersten Einzel-Titel bei einer Europameisterschaft. Ein bitteres Ende für Mittelham, die im vorherigen Turnierverlauf so stark aufspielte. 

Doch was war passiert? Zunächst nahm alles seinen gewohnten Lauf. Voll fokussiert, mit geschlossenen Augen und Kopfhörern um den Hals betrat Polcanova als Erste den Audi Dome. Auch Nina Mittelham war die Anspannung anzumerken. Die Nummer zwölf der Welt und an Position zwei gesetzte Deutsche lief im ersten Satz zumeist einem Zwei-Punkte-Rückstand hinterher. Mittelham konnte nicht einmal ausgleichen, geschweige denn mal einen längeren Ballwechsel halten und verlor den ersten Durchgang knapp mit 9:11. Umso klarer gestaltete sich der zweite Satz, der mit 11:2 an Polcanova ging.

Großes Mitgefühl von Europameisterin Polcanova: „Ich weiß nicht, was ich fühlen soll!“

Spätestens während der zweiten Satzpause wurde plötzlich allen klar, warum die Deutsche so schlecht in das Match startete. Mittelham nahm eine medizinische Auszeit, die nach Regelwerk bis zu zehn Minuten dauern darf. Diese hatte es einen Tag zuvor auch im Herren-Halbfinale zwischen Darko Jorgic und Kristian Karlsson gegeben. Die 25-Jährige signalisierte den Schiedsrichtern, dass sie an Schulterproblemen leide. Gemeinsam mit der DTTB-Physiotherapeutin Annette Zischka verließ sie sofort die Halle. Auch Mannschaftsarzt Dr. Thomas Garn eilte zur Hilfe. Nach wenigen Minuten dann die Rückkehr. Mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte es die Europe-Top-16-Gewinnerin von 2021 noch mal, kreiste und schüttelte ihren rechten Arm immer wieder. Doch nach drei Punkten für Polcanova im dritten Satz folgte die Aufgabe.

„Ich habe keine Worte. So wollte ich nicht gewinnen. Es ist so schade für Nina, dass sie sich in einem Finale verletzt. Sie hat den Titel genauso verdient. Ich weiß, wie es sich anfühlt, weil ich auch zwei Jahre verletzt war und mich immer wieder zurückgekämpft habe. Das ist natürlich eine andere Situation. Ich bin dementsprechend traurig und weiß nicht, was ich fühlen soll“, bedauerte Polcanova, die bereits im zweiten Satz merkte, dass bei ihrer Gegnerin irgendetwas nicht stimmte. „Sie hat sich nicht mehr so gut bewegt. Ich habe gesehen, dass irgendetwas mit ihrer Schulter ist. Ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll.“

Mittelham: "Es ist noch sehr schwer, sich über Silber zu freuen!"

Mittelham, die sich noch am Morgen über Karlssons Handverletzung unterhalten hatte, verschwand erschüttert im Innenraum. Mit etwas Abstand sprach sie dann doch über ihr weinendes Aus: „Ich habe germerkt, dass ich keinen Ball mehr durchziehen konnte und näher an den Tisch gehen musste. Das ist nicht unbedingt mein Spiel. Am Ende habe ich wenig Gefühl in meinem Arm gehabt“, ärgerte sich Mittelham über den wohl ungünstigen Zeitpunkt, in dem man sich eine Verletzung zuziehen kann. „Es ist gerade noch sehr schwer, sich über die Silbermedaille zu freuen. Bei so einem Turnier muss man erst mal ins Finale kommen. Wenn man dann um Gold spielt und das Spiel nicht zu Ende bringen kann, ist es umso bitterer.“

Nach Han Ying schied somit am Finaltag die zweite DTTB-Akteurin verletzt aus. Wie lange beide Nationalspielerinnen damit zu kämpfen haben werden, konnte Richard Prause am Sonntag noch nicht sagen. "Bei Nina ist es eine muskuläre Geschichte. Da müssen wir jetzt abwarten", erklärte der DTTB-Sportdirektor.

Damen-Einzel

Finale
Nina Mittelham - Sofia Polcanova AUT 0:2 (-9,-2) - 0:4 W.O.
Mittelham musste beim Stand von 0:3 verletzungsbedingt aufgeben!

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(FKT)