Timo Boll musste Dang Qiu zum Weiterkommen gratulieren. (©Gohlke)

Timo Boll musste Dang Qiu zum Weiterkommen gratulieren. (©Gohlke)

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20.08.2022 - Zum ersten Mal war die Rudi-Sedlmayer-Halle am Samstag bei der Individual-EM in München mit 5.000 Zuschauern ausverkauft. Viele Fans erschienen im Deutschland-Trikot und hielten ihre Fahnen hoch. Die Vorfreude auf das deutsch-deutsche Viertelfinale zwischen Dang Qiu und Timo Boll war groß, das Ergebnis kam in der Deutlichkeit am Ende etwas überraschend. Qiu setzte sich klar mit 4:0 gegen den noch amtierenden Europameister Timo Boll durch und hat seine erste Einzelmedaille bei einer EM sicher. Dimitrij Ovtcharov unterlag Kristian Karlsson mit 2:4.

Im Mixed hatte Dang Qiu 2021 in Warschau bereits Gold gewonnen, nun hat der Penholderspieler auch im Einzel sein erstes Edelmetall beim wichtigsten europäischen Turnier sicher. Der 25-Jährige entschied am Samstagmorgen auch das zweite deutsch-deutsche Duell in der Herren-Konkurrenz für sich. Im Aufeinandertreffen der Borussia-Profis aus Düsseldorf legte Qiu einen glatten Durchmarsch hin (4:0) – nach knapp 30 Minuten war die Partie schon wieder vorbei. Der Weltranglisten-14. Boll ist ausgeschieden, die Mission Titelverteidigung für den WM-Bronzemedaillengewinner aus Houston damit vorzeitig gescheitert.

„Ich bin überglücklich, weil ich es noch nie vorher geschafft habe, gegen Timo zu gewinnen. Es ist eine der schwersten Aufgaben im europäischen Tischtennis“, freute sich Qiu. „Bei einer Heim-EM wünscht man sich natürlich keine Spiele gegen Deutsche. Viele Geheimnisse hat man nicht voreinander. Man muss es einfach professionell angehen“, sagte der Düsseldorfer weiter. Im ersten Satz sah es zunächst so aus, als würde Boll das Spiel schnell an sich reißen. Doch Qiu kam zurück und fuhr die weiteren Durchgänge umso sicherer nach Hause.

Boll will weiter angreifen und wünscht Qiu oder Ovtcharov den Titel

Boll hingegen bekam nach seinem Aus viel Applaus aus der Halle zu hören. „Dang hat super gespielt und verdient gewonnen. Ich hätte es gerne vor der Kulisse etwas knapper gemacht. Es sollte nicht sein. Respekt für seine Leistung, aber ich höre ja noch nicht auf“, versprach Boll, der sich wie immer als fairer Verlierer erwies. „Ich habe immer noch sehr viel Spaß zu spielen und werde darüber hinwegkommen. Ich freue mich schon auf die nächste Trainingseinheit gegen Dang.“

Insgesamt mangelte es dem 41-Jährigen an der nötigen Sicherheit und Qualität in seinen Bällen. „Das Selbstvertrauen hat gefehlt. Ich habe versucht, nach Lösungen zu suchen, haber aber keine gefunden. Am Ende geht die Niederlage schon in Ordnung.“ Dadurch, dass einer der großen Favoriten nun aus dem Rennen ist, wünscht sich Boll natürlich einen deutschen Europameister.

Doppel-Welt- und Europameister Mattias Falck siegte gegen Moregardh

Im Halbfinale bekam es Dang Qiu mit Mattias Falck zu tun. Im schwedisch-schwedischen Duell zweier Vize-Weltmeister drehte der Bundesligaspieler vom SV Werder Bremen einen 0:2-Rückstand gegen Shootingstar Moregardh. Beide wiesen zuvor ebenfalls einen Landsmann in die Schranken. Moregardh bezwang Jon Persson, Falck Anton Källberg. Kurios: Kein Schwede hatte bis dato aufgrund der Konstellation gegen einen ausländischen Spieler verloren. 

Zum Mittagsanbruch waren dann alle Augen auf Dimitrij Ovtcharov gerichtet. Der 33-Jährige wollte gegen Kristian Karlsson den Einzug ins Halbfinale perfekt machen. Doch der ehemalige Düsseldorfer, der inzwischen für Hennebont in Frankreich aufschlägt, erwies sich als harte Nuss, die der Deutsche letztlich nicht knacken konnte. Zwar holte Ovtcharov beim Stand von 1:2 einen 4:8-Rückstand auf, nachdem er sich sieben Punkte in Folge erkämpfte. Letztlich stand jedoch eine 2:4-Niederlage auf der Anzeigetafel. 

Ovtcharov ausgeschieden: "Kristian hat am Limit gespielt!"

Ovtcharov resümierte: „Die Veranstaltung ist mit die schönste, die ich im Tischtennis seit vielen Jahren erlebt habe. Es hat mir große Freude gemacht, hier zu spielen. Ich wäre natürlich gerne weitergekommen und hätte gerne noch mal den Titel geholt. Aber ich war durch meine Verletzung lange raus und das hat man einfach in den entscheidenden Phasen gemerkt. Ich habe viele Chancen liegen gelassen, was untypisch für mich ist. Kristian hat am Limit gespielt.“  

Zum Abschluss der Viertelfinal-Session sahen die Zuschauer noch ein enges Spiel zwischen Tiago Apolonia und Darko Jorgic. Mit dem besseren Ende für den Slowaken, dessen zweiter Matchball in der Verlängerung des siebten Durchgangs gesessen hat. „Jeder möchte eine Medaille haben. Ich bin glücklich, dass ich das Match überlebt habe“, sagte der Europe-Top-16-Gewinner nach seinem Erfolg über Franziska-Bezwinger Tiago Apolonia. 

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Die Spiele vom Samstag im Überblick:

Herren-Einzel

Viertelfinale
Dang Qiu - Timo Boll 4:0 (7,8,6,2)
Truls Moregardh SWE - Mattias Falck SWE 2:4 (11,4,-8,-7,-9,-5)
Dimitrij Ovtcharov - Kristian Karlsson SWE 2:4 (-9,4,-9,8,-5,-4)
Tiago Apolonia POR - Darko Jorgic SLO 3:4 (8,-10,-5,8,6,-8,-11)

Halbfinale
Dang Qiu - Mattias Falck SWE 4:1 (6,8,8,-4,9)
Kristian Karlsson SWE - Darko Jorgic SLO 2:2 (9,-5,-3,6) - 0:4 W.O.
Karlsson musste beim Stand von 5:6 verletzungsbedingt aufgeben!

Finale
Dang Qiu - Darko Jorgic SLO 4:1 (-10,12,8,9,2)

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(FKT)