03.10.2021 - Bisher ging die deutsche Damen-Mannschaft bei den 40. Team-Europameisterschaften im rumänischen Cluj-Napoca in jedem ihrer vier Spiele als Favorit in die Begegnung. Im Finale gegen die Gastgeberinnen und Titelverteidigerinnen aus Rumänien sollte sich das ändern. Doch was dann passierte, schockte die heimischen Fans. Deutschland besiegte den Top-Favoriten völlig verdient mit 3:1. Nina Mittelham und Sabine Winter spielten ihr bestes Tischtennis.
13 Mal hatte eine deutsche Damen-Mannschaft bisher in einem EM-Finale gestanden. Bei der 14. Teilnahme wollte Deutschland seine achte Trophäe mit nach Hause nehmen. Der letzte Triumph liegt nun schon sechs Jahre zurück. Die Lokalmatadorinnen aus Rumänien hingegen konnten gleich fünf Mal gewinnen, zuletzt sogar zweimal in Folge. Der Hattrick war das ausgegebene Ziel. Daniela Monteiro Dodean (Weltranglistenplatz 108) hatte nach dem 3:0-Sieg über Frankreich am Samstag noch vor einem „jungen, hungrigen deutschen Team mit sehr viel Energie“ gewarnt, konnte dafür allerdings erneut auf die lautstarke Unterstützung von den Rängen der zu rund 30 Prozent ausgelasteten BT-Arena zählen.
Auf das erste Match von Nina Mittelham, die am Samstag noch beim 3:1 gegen Portugal den Finaleinzug besiegelte, kam es sofort an. Ihre Gegnerin Bernadette Szöcs (Weltranglistenposition 25) spielte einst gemeinsam mit der 24-Jährigen für den ttc berlin eastside in der Bundesliga. Für das DTTB-Trio war es wichtig, die Rumäninnen früh unter Druck zu setzen. Ein Rückstand vor eigenem Publikum sollte diesen ordentlich erhöhen. Die ITTF-Head-to-Head-Statistik von 1:9 zeigte, wie schwer sich Mittelham in der Vergangenheit gegen die in der Vorhand anfälligere Szöcs tat. Doch die deutsche Einzelmeisterin konnte zwei Satzrückstände egalisieren. Nervenkitzel dann im entscheidenden fünften Satz. Die Deutsche lag beim Seitenwechsel mit 2:5 hinten und erkämpfte sich nach 7:9 bei 10:9 den ersten Matchball. Der zweite bei 11:10 saß!
Sabine Winter holt ersten Sieg gegen Samara überhaupt
Mit dem erreichten ersten Punkt im Rücken stieg Sabine Winter mit einem ganz anderen Gefühl in die Box. Völlig beflügelt nahm die Bundesligaspielerin vom TSV den Schwung komplett mit. Die so erfahrene Elizabeta Samara (Weltranglistenposition 30) hatte extreme Schwierigkeiten, haderte mit sich und schien phasenweise von der Rolle. Das sollte die Leistung von Sabine Winter jedoch keineswegs schmälern. Die 29-Jährige packte ihr bestes Tischtennis aus und glänzte mit einer überragenden Rückhand. Das Ganze unter der Beobachtung der Herren-Mannschaft, die nach dem Training für einen Moment zuschaute, ehe Jörg Roßkopf die letzten Vorbereitungen für das Herren-Finale treffen musste.
Den Auftritt von Chantal Mantz sahen Patrick Franziska und Co. nicht mehr. Mit Daniela Monteiro Dodean hatte Deutschlands Nummer drei eine Gegnerin aus dem Weg zu räumen, die schon lange, lange im Geschäft mit dabei ist. Die Ehefrau von Portugals Joao Monteiro tütete den ersten Durchgang ein, doch Mantz war voll auf der Höhe und begeisterte mit schnellen Angriffsbällen und einer phasenweise sicheren Abwehr. Die Langstädterin drehte die Partie, doch die Rumänin schlug ebenfalls eindrucksvoll zurück. So musste nach dem verpassten Siegpunkt erneut Mittelham vorweggehen. Wie gegen Szöcs stand es nach drei Sätzen 1:2, wieder legte die 24-Jährige eine furiose Aufholjagd hin und bewies unfassbare mentale Stärke über die volle Distanz. Der Titelgewinn war perfekt!
Euphorie in Tischtennis-Deutschland: Tamara Boros auf der Suche nach den richtigen Worten
„Ich bin so glücklich und kann kaum Worte finden, um meine Gefühle zu beschreiben. Ich habe natürlich immer daran geglaubt, dass wir mit dieser Mannschaft jeden schlagen können, aber hätte mir kaum erträumen lassen, dass wir den Titel am Ende gewinnen. Wir wollten die Gruppe gewinnen, uns für die WM qualifizieren und eine Medaille holen. Das haben wir Schritt für Schritt geschafft. Das Finale war das härteste Match. Wir haben unglaublich gut gespielt. Sabine hat zum ersten Mal überhaupt gegen Samara gewonnen. Es war einfach unglaublich“, analysierte Bundestrainerin Tamara Boros den Triumph in Rumänien. Auch die DTTB-Führungsriege um Präsident Michael Geiger und Generalsekretär Matthias Vatheuer war überwältigt. Per La Ola empfingen sie ihr Team in der Mixed-Zone, wo auch Jörg Roßkopf zu den ersten Gratulanten zählte. „Wir haben ein tolles Team. Es macht einfach nur Spaß. Wir sind in Europa breit aufgestellt, auch ohne die Spielerinnen, die sonst im Rampenlicht stehen“, lobte Geiger.
Finale
Deutschland - Rumänien 3:1
Nina Mittelham - Bernadette Szöcs 3:2 (-8,7,-9,9,10)
Sabine Winter - Elizabeta Samara 3:0 (6,9,10)
Chantal Mantz - Daniela Monteiro Dodean 2:3 (-7,7,8,-5,-7)
Nina Mittelham - Elizabeta Samara 3:2 (-10,8,-9,9,7)
Weitere Informationen sowie alle Ergebnisse und Tabellen finden Sie auf der ETTU-Turnierseite
(FKT)
Um weiterhin qualitativ hochwertige Diskussionen unter unseren Artikeln zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, die Kommentarfunktion mit dem myTischtennis.de-Login zu verknüpfen. Wenn Sie etwas kommentieren möchten, loggen Sie sich einfach in Ihren Account ein. Die Verwendung eines Pseudonyms ist weiterhin möglich, der Account muss jedoch einer realen Person zugeordnet sein.
Copyright © 2024 myTischtennis GmbH. Alle Rechte vorbehalten.